# taz.de -- Verhandlungen Blohm + Voss: Traditionswerft for sale
> Neue Verhandlungen über den Verkauf der Hamburger Traditionswerft laufen
> bereits. Der mögliche Käufer ist dem Vernehmen nach ein britischer
> Finanzinvestor. Wird aus der Werft nun ein "EADS der Meere"?
(IMG) Bild: Vergangene Zeiten: Das Geschäft, das Blohm + Voss in den letzten Jahren mit Mega-Yachten gemacht hat, gilt als ausgereizt.
HAMBURG taz | Blohm + Voss steht wieder einmal zum Verkauf. Die Hamburger
Traditionswerft könnte möglicherweise bis zum Herbst an einen britischen
Finanzinvestor übergehen. Den Namen des Unternehmens hält Eigentümerin
Thyssen-Krupp jedoch geheim. Verkauft werden soll der zivile Teil von Blohm
+ Voss, den Militärschiffbau will Thyssen-Krupp bis auf Weiteres behalten.
Erst vor wenigen Wochen war der Verkauf des Schiffbau- und
Rüstungsbetriebes an den arabischen Investor Abu Dhabi Mar überraschend
gescheitert. Der Staatskonzern wollte sowohl den zivilen Bereich - also den
Yachtbau und die Reparatursparte - als auch die Hälfte des militärischen
Teils übernehmen. Dazu 24,9 Prozent von HDW in Kiel, deren
Brennstoffzellen-U-Boote von Portugal bis Pakistan nachgefragt sind.
Der sicher geglaubte Verkauf der Hamburger Traditionswerft scheiterte
angeblich aus politischen Gründen. Demnach haben vor allem die
revolutionären Umbrüche in der arabischen Welt die Investoren abgehalten,
in einen Luxusyacht-Hersteller zu investieren. Tatsächlich dürften aber
wirtschaftliche Überlegungen vorrangig gewesen sein. Blohm + Voss gilt
unter Schiffbauexperten nicht gerade als Perle der Branche.
Nach dem Absprung von Abu Dhabi Mar tauchte zunächst ein namenloser
europäischer Investor in den Schlagzeilen auf, dann wurde angeblich eine
deutsch-französische Lösung nach dem Modell des europäischen Luft- und
Raumfahrtkonzerns EADS/Airbus angestrebt. Diese Idee könnte auch der
britische Finanzinvestor haben, über dessen Absichten und Kapitalgeber auch
im Hamburger Rathaus am Dienstag gerätselt wurde.
Als führende deutsche Werften 2005 unter dem Dach von Thyssen-Krupp
gebündelt wurden, hatte der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder dazu
entscheidend beigetragen. Mit einer Großwerft und möglichem späteren
europäischen Verbund als "EADS der Meere" sollte der wachsenden Konkurrenz
aus Südkorea und China getrotzt werden. Werften und die weit bedeutendere
Zulieferindustrie gelten seit Schröder als strategische Industrie. Doch
während die Zulieferer von Siemens bis zum mecklenburgischen
Weltmarktführer bei Schiffspropellern MMG längst global boomen, kränkeln
die standortgebundenen Werften.
Für die IG Metall wird der neue Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger "von
Aktionären und Börsenkursen getrieben". Thyssen strebe "eine schnelle
Lösung, um jeden Preis" an, sagte Schiffbauexperte Heino Bade der taz. Das
Geschäftsjahr endet bereits im September. Seit Mai konzentriert sich
Thyssen-Krupp verstärkt auf Technologien und Dienstleistungen. Innerhalb
von 12 bis 18 Monaten sollen Unternehmen und Arbeitsgebiete mit zehn
Milliarden Euro Umsatz und 35.000 Beschäftigten verkauft werden. Das
betrifft Werften und auch Teile der klassischen Stahlsparte.
Betriebsbedingte Kündigungen, heißt es bei Thyssen in Essen, seien aber
"ausgeschlossen".
Im zivilen Bereich von Blohm + Voss arbeiten rund 1.400 Menschen, im
militärischen rund 500. Die Baukapazitäten auch des "zivilen" Teils dürften
durch den Bau der geplanten Marathonfregatten "F125" - sie sollen zwei
Jahre lang nonstop im Einsatz vor fremden Küsten kreuzen können - bis 2018
ausgelastet sein.
Als ausgelastet gilt ebenso der Reparaturbetrieb, der von der wachsenden
Zahl von Kreuzfahrtschiffen in Hamburg profitiert. Dagegen gilt das
Geschäft mit Megayachten für Multimillionäre nach einer Boomdekade als
ausgereizt; und für die Konstrukteure neuer ziviler Schiffe fehlt es
generell an Aufträgen.
Schon nach dem Platzen des Abu-Dhabi-Deals hatte Hamburgs
Wirtschaftssenator Frank Horch finanzielle Bürgschaften in Aussicht
gestellt. Die Stadt werde alles tun, um Standort und Arbeitsplätze zu
sichern. Die IG Metall befindet sich jetzt wieder in Gesprächen mit der
Stadt. Thyssen-Krupp hat wohl mit dem unbekannten Finanzinvestor bereits
eine Absichtserklärung abgeschlossen, doch die Verhandlungen befinden sich
dem Vernehmen nach erst in einem frühen Stadium.
9 Aug 2011
## AUTOREN
(DIR) Hermannus Pfeiffer
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