# taz.de -- Verbot von Leerverkäufen: Gemeinsam gegen Zocker
       
       > Italien, Spanien, Belgien und Frankreich haben ungedeckte Leerverkäufe
       > untersagt. In Deutschland sind sie längst verboten. Ein EU-weites Verbot
       > wird diskutiert.
       
 (IMG) Bild: Keine Leerverkäufe mehr - das gilt auch für die französische Société Général.
       
       BRÜSSEL taz | Erstmals wehren sich mehrere europäische Länder gleichzeitig
       gegen die Macht der Spekulanten: Frankreich, Belgien, Italien und Spanien
       haben Leerverkäufe von Bank- und Versicherungsaktien bis auf Weiteres
       verboten. Ein EU-weites Verbot wird damit wahrscheinlicher.
       
       Bei Leerverkäufen wetten Spekulanten auf fallende Kurse von Aktien,
       Währungen oder staatlichen Schuldpapieren. Dafür leihen sie sich
       entsprechende Papiere von anderen Anlegern gegen eine Gebühr aus und
       verkaufen sie in der Hoffnung, sie zu einem späteren Zeitpunkt für weniger
       Geld zurückkaufen zu können. Zu dem vereinbarten Termin müssen sie die
       Papiere den Anlegern zurückgeben. Ist der Kurs - wie von ihnen angenommen -
       gefallen, streichen sie die Differenz als Gewinn ein.
       
       Ungedeckte Leerverkäufe funktionieren nach demselben Prinzip. Allerdings
       leihen sich die Investoren die Wertpapiere dafür nicht einmal aus. Sie
       nutzen die Regelung, dass der Verkäufer einer Aktie 48 Stunden Zeit hat,
       bis er die Papiere dem Käufer liefern muss. In dieser Zeit muss ein
       Leerverkäufer die Aktien in jedem Fall erwerben - unabhängig von der
       Kursentwicklung. Ist der Preis nicht wie erhofft gesunken, müssen sie
       Verluste realisieren. Dafür sind im Erfolgsfall die Gewinnchancen höher, da
       keine Gebühr anfällt.
       
       Diese Wetten werden mitverantwortlich gemacht für die großen
       Kursschwankungen an den europäischen Börsen letzte Woche. Vor allem
       französische Banken waren unter Beschuss geraten, weil sie sich in den
       verschuldeten Ländern Griechenland und Italien engagiert hatten. Die Kurse
       der Banken fielen teils um 20 Prozent. Deshalb untersagte Paris die
       Leerverkäufe von Aktien von elf Banken und Versicherungen - darunter BNP
       Paribas, Société Générale und Axa - für 15 Tage.
       
       ## In Deutschland seit Jahren verboten
       
       In Spanien und Italien sollen Finanztitel ebenfalls 15 Tage lang geschützt
       werden, darunter die Aktien der Banken Santander und BBVA. In Belgien gibt
       es vorerst keine zeitliche Beschränkung.
       
       In Deutschland sind ungedeckte Leerverkäufe seit einem Jahr verboten. Die
       Bundesregierung fordert jetzt ein EU-weites Verbot von ungedeckten
       Leerkäufen, um die Unruhe an den europäischen Märkten weiter einzudämmen.
       Das fordert auch der finanzpolitische Sprecher der Grünen im EU-Parlament
       Sven Giegold: "Die Bundesregierung sollte bei der EU-Börsenaufsicht darauf
       dringen. Jetzt, wo einige Länder das Verbot unterstützen, ist der richtige
       Zeitpunkt."
       
       Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde könnte nach EU-Recht
       ein solches Verbot vorschlagen. Die EU-Kommission müsste es umsetzen. Sie
       sieht dafür nach den Verboten in den vier Ländern Chancen. Ob das Verbot in
       den vier EU-Ländern die Märkte tatsächlich beruhigen wird, ist offen. An
       den europäischen Börsen fuhren die Kurse Achterbahn, stiegen aber vorerst
       leicht an. Die Aktien der meisten Banken und Versicherungen konnten sich
       erholen.
       
       12 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ruth Reichstein
       
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