# taz.de -- Betrugsskandal beim MDR: Aufklärung in dünnen Scheiben
       
       > Intendant Reiter weiß schon seit September 2009 um die Geschäfte des
       > suspendierten Unterhaltungschefs. Er lässt die Wahrheit nun Scheibchen
       > für Scheibchen heraus.
       
 (IMG) Bild: War auf dem Laufenden: Intendent Udo Reiter.
       
       Witze über Salami sind in den Kantinen des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR)
       spätestens seit dieser Woche verboten, die werden alle für die Taktik der
       Senderspitze gebraucht. Scheibchenweise gibt Intendant Udo Reiter zu, was
       er alles schon vorher über das merkwürdige Finanzgebaren seines
       Unterhaltungschefs Udo Foht gewusst hat – und delegiert die Verantwortung
       an seinen Fernsehdirektor.
       
       Foht, der seit Ende Juli vom Dienst suspendiert ist, hat über Jahre
       persönlich Geldzahlungen und Kredite von Produktionsfirmen und
       Musikmanagern eingetrieben, die er offenbar wiederum in andere
       MDR-Produktionen investiert hat. "Dieses Geld wurde teilweise von Dritten,
       teilweise mit großer Verspätung, teilweise gar nicht zurückgezahlt",
       schreibt Reiter am Mittwoch an die "lieben Mitarbeiterinnen und
       Mitarbeiter" der ARD-Anstalt. Dem Satz, schon vom Aufbau etwas für
       germanistische Feinschmecker, fehlt ein entscheidender Zusatz: "teilweise
       mit Wissen der MDR-Führung" hätte es heißen müssen.
       
       Denn Reiter gibt nach knapp einwöchigem Schweigen zu, dass er selbst seit
       September 2009 über Fohts Praxis, die nach bisherigen Erkenntnissen den MDR
       wahrscheinlich sogar Geld gespart hat, Bescheid wusste.
       
       ## Sache "erledigt", keine weiteren Nachforschungen
       
       Es sei "richtig", so Reiter, "dass sich am 28. 9. 2009 ein Produzent an
       mich gewandt und darauf hingewiesen hat, dass ihm Herr Foht 10.000 Euro
       schulde. Ich habe diesen Vorgang an den Fernsehdirektor weitergegeben und
       erhielt von ihm Mitte Oktober die Mitteilung, dass die Sache erledigt sei.
       Daraufhin habe ich keine weiteren Nachforschungen angestellt", schreibt der
       Intendant und bestätigt damit einen Bericht der Super Illu aus der
       Vorwoche.
       
       Und Fernsehdirektor Wolfgang Vietze, so Reiter weiter, "hatte seit Februar
       2009 Kenntnis von einer weiteren Forderung an Herrn Foht in Höhe von 20.000
       Euro. Diese Forderung wurde offenbar von einem Dritten beglichen." Vietze
       eignet sich gut zum Delegieren - der Fernsehdirektor geht in drei Monaten
       in Ruhestand.
       
       Foht selbst wurde vergangene Woche erstmals vom Sender einvernommen. Anders
       als vielfach erwartet, folgte bislang aber keine Kündigung, offiziell ist
       der 60-Jährige weiterhin nur suspendiert. Gegenüber der aktuellen Super
       Illu ließ er über "Vertraute" ausrichten, er habe "nichts von dem Geld
       privat eingesteckt" und werde "kämpfen und siegen".
       
       ## Angriff von "interessierten Kreisen"
       
       Abgekämpft bittet derweil Intendant Reiter den MDR um Haltung. Er hatte
       schon nach dem Kinderkanal-Skandal, bei dem der Sender um über 8 Millionen
       Euro geprellt wurde, seinen vorzeitigen Abschied angekündigt.
       
       "Interessierte Kreise" versuchten jetzt, "den MDR und den
       öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt anzugreifen", schreibt Reiter und
       meint damit den sächsischen Staatskanzleichef Johannes Beermann (CDU), der
       sich öffentlichwirksam um den MDR sorgte, weil dort "kaum eine Instanz
       intakt" sei - außer ihm selbst, versteht sich. Beermann nämlich versucht,
       über den großen Einfluss der CDU und Sachsens in den MDR-Gremien, den
       Chefredakteur der Leipziger Volkszeitung, Bernd Hilder, als neuen
       Intendanten der Dreiländeranstalt durchzudrücken.
       
       Bislang scheinen die Gremien auch am Fahrplan für die Intendantenkür
       festhalten zu wollen - Bestätigungstermin im Rundfunkrat soll der 26.
       September sein. Ob das klug ist, darüber gehen die Meinungen weit
       auseinander. Eine Verschiebung wäre das "Eingeständnis von vollständigem
       Versagen", sagt Carsten Meyer, der für die Grünen im Rundfunkrat sitzt.
       "Der Sender", hält ein MDR-Mitarbeiter dagegen, "braucht jetzt keinen neuen
       Intendanten. Sondern einen richtigen Neuanfang".
       
       19 Aug 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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