# taz.de -- Immobiliengeschäfte in den USA: Deutsche Bank soll zahlen
       
       > Wegen dubioser Immobiliengeschäfte in den USA drohen der Deutschen Bank
       > hohe Schadenersatzforderungen. Die Rede ist von bis zu 10 Milliarden
       > Euro.
       
 (IMG) Bild: Wägt Ackermann hier ab, wer gehen und wer bleiben darf?
       
       FRANKFURT/MAIN taz | Schwarze Woche für die Deutsche Bank. Erst ließ die
       Angst vor einer Rezession in den Vereinigten Staaten in Kombination mit der
       latenten Schuldenkrise in Europa die Kurse von Bankaktien weltweit
       einbrechen. Dann sorgte am Freitag die Nachricht von der Klageerhebung der
       US-Aufsichtsbehörde für Immobiliengeschäfte, der Federal Housing Finance
       Agency (FHFA), gegen insgesamt 17 Großbanken - darunter auch die Deutsche
       Bank - für einen weiteren Kursrutsch. An der Frankfurter Börse jedenfalls
       verlor die Aktie der Deutschen Bank ad hoc noch einmal rund 6 Prozent.
       
       Seit Anfang August wurden dort für die Wertpapiere der führenden Deutschen
       Bank Verluste von insgesamt 32,5 Prozent notiert, wie die FAZ errechnete.
       Und schon denkt man in den gerade erst ökologisch korrekt sanierten
       Zwillingstürmen der Bank ganz oben bei Vorstandschef Josef Ackermann über
       Massenentlassungen nach. Wie aus Gewerkschaftskreisen zu hören war, seien
       davon vor allem Mitarbeiter im Investmentbanking und bei der Tochter
       Postbank AG betroffen. Von einem Einsparvolumen von rund 2 Milliarden Euro
       ist die Rede.
       
       Auch wenn Bankboss Ackermann nicht an eine Rezession in Deutschland und im
       gesamten EU-Raum glaubt, stelle die Klage der US-Administration für die
       Deutsche Bank ein nur schwer kalkulierbares Bilanzrisiko dar, sagen jetzt
       Analysten. Tatsächlich geht es wohl um rund 10 Milliarden Euro
       Schadenersatz. Die Deutsche Bank soll für "missglückte Hypothekengeschäfte
       und falsche Angaben zu Hypothekenpapieren", so die FHFA, in den USA büßen,
       durch die den staatlichen Immobilienfinanziers Fannie Mae und Freddie Mac
       "substanzielle Verluste" entstanden seien, für die letztendlich der
       US-amerikanische Steuerzahler habe aufkommen müssen. Es seien "Giftpapiere"
       finanzschwacher Schuldner gebündelt und als "Sicherheiten" an
       Immobilieninvestoren verkauft worden, so die Vorwürfe der FHFA.
       
       ## Verfahren könnten sich über Jahre hinziehen
       
       Doch damit noch nicht genug. Die Deutsche Bank ist wegen ihrer mutmaßlich
       dubiosen Immobiliengeschäfte - Verkauf von Schrottimmobilien und wertlosen
       Hypotheken - noch in weitere Verfahren in den Staaten involviert, die sich
       nach Auffassung von US-Juristen über Jahre hinziehen könnten. Doch nicht
       nur die Deutsche Bank steht aktuell unter Beschuss der US-Regierung. Von
       der FHFA mitangeklagt wurden auch US-Geldinstitute wie etwa Goldman Sachs,
       die Bank of America (deren Investmentbank Merrill Lynch) oder die Citigroup
       sowie Großbanken in der Schweiz und in Großbritannien.
       
       Die Deutsche Bank ließ am Wochenende durch einen Sprecher erklären, dass
       alle von der FHFA gegen sie erhobenen Vorwürfe "unbegründet und haltlos"
       seien und man sich "mit allen Mitteln gegen die Klage zur Wehr setzen"
       werde. Zudem seien "Fannie and Freddie" schließlich "der Inbegriff
       erfahrener Investoren", so der Sprecher der Deutschen Bank.
       
       5 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus-Peter Klingelschmitt
       
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