# taz.de -- Ressourcen im Nahen Osten: Wasser zwingt zur Kooperation
       
       > Israelische, palästinensische und jordanische Experten haben Vorschläge
       > über ein besseres Wassermanagement erarbeitet. Die Bilanz des Projekts
       > ist zwiespältig.
       
 (IMG) Bild: Feuchtes Vergnügen: Wasserschlacht in Israel.
       
       JERUSALEM taz | Die geteilte Sorge um die Zukunft der Wasserressourcen in
       ihrer Heimat verbindet israelische, palästinensische und jordanische
       Wissenschaftler. Mit Unterstützung des deutschen Forschungsministeriums
       arbeiteten über einhundert Hydrologen, Ökologen und andere Wissenschaftler
       zehn Jahre lang an der Datensammlung und an
       "Entscheidungsunterstützungssystemen" zum besseren Wassermanagement.
       
       Bis zum Mittwoch stellen die Wissenschaftler auf der Abschlusskonferenz des
       "GLOWA (Globaler Wandel des Wasserkreislaufs) - Jordan River"-Projektes in
       Limassol auf Zypern ihre Ergebnisse vor. "Dies ist eine der längsten und
       erfolgreichsten Kooperationen", resümiert Tamar Dayan, Zoologin an der
       Universität Tel Aviv.
       
       Trotz der politischen Situation sei "echte Kontinuität" erreicht worden.
       Die Expertin für Biodiversität sprach sich mit ihrem palästinensischen
       Gegenüber Azzam Saleh von der Al-Quds-Universität in Ostjerusalem vor allem
       über die Methodologie ab und freut sich über den Austausch der gesammelten
       Daten. Gerade im Bereich des Klimawandels sei eine Zusammenarbeit mit den
       Nachbarvölkern nötig. "Unser Problem endet nicht an der Grenze", stellt sie
       fest.
       
       Nicht überall funktionierte die arabisch-israelische Zusammenarbeit indes
       so reibungslos wie bei den Zoologen. "Um ehrlich zu sein: Es gibt keine
       Kooperation mit den israelischen Universitäten", kommentierte der Hydrologe
       Sameer Shadeed aus Nablus, "und so wird es auch bleiben, bis sich die
       Palästinenser von der unfairen israelischen Besatzung befreien." Eine der
       Folgen der israelischen Präsenz im Westjordanland ist die ungleiche
       Verteilung der Ressourcen.
       
       ## Mehr Zisternen
       
       Shadeed ist Dozent für Wasser- und Umweltstudien an der
       An-Najah-Universität in Nablus. Zusammen mit seinem deutschen Partner Jens
       Lange von der Universität Freiburg untersuchte Shadeed Möglichkeiten, in
       der Umgebung der Stadt Nablus Regenwasser aufzufangen und zu speichern. Die
       Diskrepanz zwischen Ressourcen und Bedarf vertieft sich permanent,
       gleichzeitig besteht das Potenzial, durch effektive Regenwassernutzung der
       Wasserverknappung entgegenzuwirken.
       
       Der Hydrologe rät zur Errichtung von mehr Zisternen und Auffangtonnen, wie
       sie schon jetzt in den privaten palästinensischen Haushalten verbreitet
       sind. Außerdem sollten größere unterirdische Auffangbecken gebaut werden.
       Anhand von Wasserverfügbarkeit und Bodenbedingungen erstellte Shadeed eine
       Karte mit den Punkten, die dafür besonders geeignet sind.
       
       In der Umgebung von Nablus sollten zunächst 19 Zisternen errichtet werden,
       schlägt der Wissenschaftler vor, wobei er sich keine Illusionen darüber
       macht, dass die Palästinensische Autonomieregierung die Gelder zur
       Finanzierung seiner Projekte aufbringen kann. Außerdem ist in den
       ländlichen Regionen die israelische Genehmigung zum Brunnenbau
       Voraussetzung und oft Gegenstand von Diskussionen. Ohne finanzielle Hilfe
       aus dem Ausland, ist sich der Wissenschaftler sicher, wird seine Studie in
       der Schublade landen.
       
       Klimawandel, Dürrejahre und Bevölkerungswachstum sind nicht allein Grund
       für die Wassermisere im Jordantal. Mitverantwortlich sind die Bauern auf
       beiden Seiten der Grenzen und ihre missbräuchliche Nutzung des Landes.
       Ausgerechnet im kargen Jordantal bauen vor allem israelische und
       jordanische Bauern weitflächig Tropenfrüchte wie Bananen, Mangos und
       Avocados an.
       
       Um die fatalen Folgen dieses wasserintensiven Anbaus zu verstehen, reicht
       ein Blick in den Jordan, in dem südlich vom See Genezareth kein Tropfen
       Frischwasser mehr fließt. Studien sind hier überflüssig. Wer Abhilfe
       schaffen kann, sind allein die Politiker.
       
       7 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Knaul
 (DIR) Susanne Knaul
       
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