# taz.de -- Kommentar Belgien: Mut auf beiden Seiten
       
       > Der Parteienkompromiss über die Gestaltung des Wahlkreises
       > Brüssel-Halle-Vilvoorde ist eine Absage an die nationalistischen
       > Extremisten in Flandern und Wallonien.
       
       Für Außenstehende mag er wirken wie eine Kleinigkeit - aber für Belgien ist
       der Kompromiss über die zukünftige Gestaltung des Wahlkreises
       Brüssel-Halle-Vilvoorde ein historischer Durchbruch. Das gilt nicht nur für
       die Verhandlungen über die Regierungsbildung in Brüssel. Die Einigung
       bedeutet eine Wende für die Beziehungen zwischen den beiden Landesteilen
       Flandern und Wallonien.
       
       Der kurz BHV genannte Wahlkreis ist das Symbol für die jahrzehntealten
       Grabenkämpfe zwischen flämisch- und französischsprachigen Belgiern. An BHV
       sind Regierungen und Politikerkarrieren zerbrochen. Es geht um die
       Identität der Sprachgruppen, darum, welche wo im Land den Ton angibt.
       Deshalb schien es bisher unmöglich, dass sich Parteien aus beiden
       Landesteilen einigen können.
       
       Nun ist eben das passiert: Der Kompromiss ist da - und wie es sich gehört,
       hat jede Seite nachgegeben und ist ein Stück auf ihr Gegenüber zugegangen.
       Mit dem Ergebnis können Flamen und Frankophone zufrieden sein. Und zum
       ersten Mal seit langem bestimmt nicht mehr eine aggressive Verbissenheit,
       sondern große Erleichterung den Umgang miteinander.
       
       Vor allem aber ist der Kompromiss eine Absage an die nationalistischen
       Extremisten in beiden Landesteilen. Die flämische N-VA, die bei den letzten
       Wahlen die stärkste Partei Flanderns geworden war und immer wieder die
       Spaltung des Landes fordert, wurde von der Acht-Parteien-Koalition von den
       Verhandlungen ausgeschlossen. Und auch die frankophone FdF, die keinen
       Zentimeter von ihren teilweise radikalen Forderungen abrücken wollte, hat
       sich mit ihrer Blockadehaltung nicht durchsetzen können.
       
       Zu dem Kompromiss brauchte es Mut auf beiden Seiten der Sprachengrenze.
       Dass die Parteien den hatten, ist ihnen hoch anzurechnen. Der schwierigste
       Schritt ist damit getan. Wenn das Bündnis nun mutig weitermacht, kann es
       ihm gelingen, wieder eine belgische Regierung zu bilden. Nach 15 Monaten.
       Endlich.
       
       15 Sep 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ruth Reichstein
       
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       Der Dissenz über das Brüsseler Umland scheint beigelegt.