# taz.de -- Wahlen in Lettland: Harmonie mit Russland
       
       > Eine pro-russische Partei gewinnt die vorgezogene Parlamentswahl in
       > Lettland. 20 Jahren nach der Unabhängikeit ist das eine kleine Sensation.
       > Regieren wird sie wohl trotzdem nicht.
       
 (IMG) Bild: Kampf gegen Korruption: Ein Wähler in Ligatne, Lettland.
       
       RIGA dpa | Erstmals seit der Unabhängigkeit vor 20 Jahren ist bei
       Parlamentswahlen in Lettland eine pro-russische Partei stärkste Kraft
       geworden. Wie die Wahlkommission in Riga nach Auszählung der Stimmen aus
       mehr als 95 Prozent der Wahllokale am Sonntagmorgen mitteilte, kommt das
       pro-russische Harmonie-Zentrum bei dem vorgezogenen Urnengang auf knapp 29
       Prozent.
       
       Der bisher regierende Einheitsblock von Ministerpräsident Valdis
       Dombrovskis erhält demnach nur noch gut 18 Prozent - rund 13 Prozentpunkte
       weniger als bei der Parlamentswahl im vergangenen Oktober. Die neu
       gegründete Reformpartei des ehemaligen Präsidenten Valdis Zatlers erreichte
       auf Anhieb über 20 Prozent der Stimmen.
       
       Analysten zufolge wird das linksgerichtete Harmonie-Zentrum aber nicht
       unbedingt an der Regierungsbildung beteiligt werden. Als wahrscheinlichste
       Variante gilt ein Bündnis aus Dombrovskis' Einheitsblock, Zatlers'
       Reformpartei und der nationalkonservativen Wahlvereinigung VL-TB/LNNK, die
       den Teilergebnissen zufolge mehr als 13 Prozent der Stimmen erlangte. Als
       viertstärkste Kraft kommt die Grüne Bauernallianz demnach auf gut 12
       Prozent.
       
       ## Koalitionsverhandlungen ohne den Wahlsieger
       
       Nach Bekanntwerden der ersten Auszählungsergebnisse kündigte Dombrovskis
       noch am Samstagabend an, dass Koalitionsgespräche zwischen seiner Partei
       und Zatlers' Reformpartei bereits am Sonntag beginnen werden.
       
       Mit knapp 56 Prozent lag die Wahlbeteiligung niedriger als Oktober 2010.
       Damals hatten 63 Prozent der knapp 1,5 Millionen Wahlberechtigten ihre
       Stimme abgegeben.
       
       Die Letten hatten im Juli bei einem Referendum die Auflösung des Parlaments
       und Neuwahlen beschlossen. Das Referendum war eine der letzten Initiativen
       des Anfang Juni abgewählten Präsidenten Zatlers. Er hatte seinen Vorstoß
       mit angeblich mangelndem Einsatz der Abgeordneten im Kampf gegen die
       Korruption und das im Land vorherrschende Oligarchentum begründet.
       
       18 Sep 2011
       
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