# taz.de -- Der linke US-Nachrichtensender MSNBC: "Die Republikaner lügen!"
       
       > MSNBC ist nicht ganz so populistisch wie sein rechtes Gegenstück Fox
       > News. Dennoch setzt man auch hier mehr auf Meinungsmache statt
       > Berichterstattung – und hat Erfolg.
       
 (IMG) Bild: Wer hat im Rennen der US-Nachrichtensender das letzte Wort? Lawrence O'Donnell (links) in Aktion.
       
       Guns, God, Gays – drei Wörter, die das Trennende einer ganzen Nation
       plakativ aufzeigen. Waffen, Gott und Homosexualität. Streitthemen, an denen
       sich die Meinungen konservativer und linker Amerikaner scheiden. Während
       Fox News das rechte Meinungsspektrum vom Homoehen-Verbot bis zum
       unbegrenzten Recht auf die eigene Waffe bedient, finden demokratische
       Unterstützer ihr Zuhause eher bei MSNBC.
       
       Moderatorin Rachel Maddow etwa lässt dieser Tage gern den Bürgermeister San
       Franciscos über die positive Entwicklung bei der Legalisierung der Homoehe
       plaudern, Chris Matthews nimmt sich in "Hardball" die republikanischen
       Präsidentschaftskandidaten vor, die "mit der nicht vorhandenen Bildung
       prahlten", und Ed Schultz ist sich in der "Ed Show" für klare Meinungsmache
       nie zu schade: "Die Republikaner lügen! Sie machen lieber Geld mit deiner
       Leiche und freuen sich, wenn eine Frau Krebs hat und sie nichts für sie tun
       können."
       
       Mit dieser Anspielung auf die republikanische Haltung zur Gesundheitsreform
       gewann Schultz den Preis für das "Schlimmste Zitat linker Prägung des
       Jahres 2010", verliehen von der Watchdog-Organisation "Media Research
       Center".
       
       Seit 1996 in den USA auf Sendung hat MSNBC vor allem in den letzten Jahren
       das Spektrum links von CNN für sich entdeckt. Offen hat sich der Sender
       nicht zu einer linken Ausrichtung bekannt, doch MSNBC-Präsident Phil
       Griffin ließ wenig Platz für Spekulation, als er im Interview mit der
       Nachrichtenagentur AP sagte, sein Sender sei "der Ort der Geschehens für
       Progressive".
       
       ## Imagefilm mit Obama-Auftritt
       
       Letztes Jahr steckte der Sender darüber hinaus Millionen in einen neuen
       Slogan inklusive Imagekampagne. Passenderweise zeigen die patriotischen
       Imagefilme nicht nur Moderatoren bei der Sendungsvorbereitung, sondern auch
       Ausschnitte aus Barack Obamas Wahlnacht. "Ab heute sollen die Ideen, die
       unser Land voranbringen, gewinnen – egal von wem oder woher sie kommen",
       heißt es in dem Spot. Natürlich nur eine Koinzidenz, dass sich Obamas
       "Change"-Slogan dem Zuschauer wie von selbst aufdrängt.
       
       Die Zielgruppen-Strategie geht auf: Eine Studie des Pew Research Center
       zeigt, dass vor allem demokratische und liberale Amerikaner regelmäßig
       einschalten. Lediglich 8 Prozent der "standhaft Konservativen" schauen
       überhaupt MSNBC.
       
       "Amerikaner lieben es, wenn sich Meinung und Nachrichten vermischen",
       erklärt Paul Levinson, Professor für Medien- und
       Kommunikationswissenschaften an der Fordham University in New York, die
       Entwicklung des US-Fernsehmarkts. Und das bekommt CNN deutlich zu spüren.
       Von Fox News schon lange als Nummer 1 der 24-Stunden-Nachrichtensender
       abgelöst, hat auch MSNBC zur Primetime zwischen 20 und 23 Uhr mittlerweile
       mehr Zuschauer als der einst so innovative Kabelsender CNN. 2010 schalteten
       im Schnitt 764.000 Zuschauer MSNBC ein, CNN lediglich 591.000.
       
       Wie man es mit einer noch klareren Meinungsausrichtung als MSNBC an die
       Spitze der Kabelnachrichtenkanäle schafft, macht Fox News mit mehr als zwei
       Millionen Zuschauern zur Primetime vor. Medienwissenschaftler Levinson ist
       davon überzeugt, dass in dem Land, das sich wie kaum ein anderes in
       ideologische Grabenkämpfe stürzen kann, "extreme Stimmen der Linken wie der
       Rechten weiterhin populär bleiben".
       
       Lawrence O'Donnell, Gastgeber von "The Last Word" bei MSNBC, macht die
       bissige, linke Rhetorik vor. In einem Interview mit Condoleezza Rice über
       den Tod Osama bin Ladens drängt er die Exaußenministerin so lange in die
       Ecke, bis sie droht, das Interview abzubrechen. Eine Episode, die O'Donnell
       seinen Zuschauern natürlich nicht vorenthält – die Zielgruppe muss bedient
       werden. Und eine verkniffene Condoleezza Rice, die immer noch über Saddams
       Massenvernichtungswaffen schwadroniert, passt blendend ins Senderprofil.
       
       6 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rieke Havertz
       
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