# taz.de -- Nachruf auf Steve Jobs: Visionär und Revolutionär
       
       > Mit Steve Jobs stirbt einer der größten Innovatoren in der Geschichte der
       > IT-Industrie. Sein Gespür für die nächste Technik-Revolution bewahrte er
       > sich bis zum Schluss.
       
 (IMG) Bild: Steve Jobs auf einem seiner revolutionären iPhones.
       
       Steve Jobs war einer der größten Visionäre der Computergeschichte. Es ist
       verblüffend, mit welcher fast hellseherischen Treffsicherheit er über
       Jahrzehnte Paradigmenwechsel in der Entwicklung der Computertechnik
       eingeleitet und vorangetrieben hat. Vieles davon nehmen wir heute als
       selbstverständlich wahr. Nur selten wird bewusst, dass grundlegende
       Umbrüche in der Entwicklung der Computertechnik auf den Sohn einer
       amerikanischen Mutter und eines syrischen Vaters zurückgehen.
       
       Steve Jobs und sein Bastelfreund Steve Wozniak erkannten 1976 als erste das
       revolutionäre Potenzial, das in der Idee vom "Computer für jedermann"
       steckte. Ihr "Apple I" wurde in eine Zeit hinein geboren, als man unter
       "Computer" gemeinhin raumfüllende Elektronikkästen für Unternehmen
       verstand. Er wurde zum Urahnen des PCs.
       
       1984, als der Windows PC noch in den Kinderschuhen steckte und sich nur mit
       Hilfe einer Kommandozeile steuern ließ, führte Jobs mit dem Apple Macintosh
       mal so eben die grafische Benutzeroberfläche samt Mausbedienung ein. Es
       folgten Jahre außerhalb von Apple, in denen er die Grundlagen für
       computeranimierte Kinofilme legte. Die Gründung von Pixar, dem bis heute
       maßgeblichen Studio dieses Genre, geht auf Steve Jobs zurück. In der Folge
       wurde Jobs zum größten Einzelaktionär des Medienkonzerns Disney.
       Blockbuster aus dem Computer wie "Shrek" oder "Oben" füllen heute die
       Kinokassen.
       
       Mit seiner Rückkehr zu Apple ersann er die ersten "i"-Produkte und genoss
       schon damals eine fast übermenschliche Bewunderung. Jobs "iPod" war 2001
       die schlüssige Antwort auf die Frage, wie sich der Konsum von Musik im
       Zeitalter des Internets wandelt. Eine Antwort, die die etablierte
       Musikindustrie schuldig blieb und noch Jahre nach dem iPod in Schockstarre
       verharren ließ. Apple eroberte derweil handstreichartig den Markt für
       Online-Musik.
       
       ## Bittere Wirklichkeit
       
       Schließlich führte Steve Jobs 2007 mit dem ersten iPhone auch noch die
       Hersteller von Mobilfunkgeräten vor. Ihren langweiligen Fernsprechern
       setzte er leistungsfähige Minicomputer entgegen, die zu weit mehr als zum
       Telefonieren taugen.
       
       Sein viel zu früher Tod mit nur 56 Jahren rückt nun auch die Vorstellung
       der neusten iPhone Generation nur einen Tag vor seinem Tod in ein gänzlich
       anderes, bedrückendes Licht.
       
       Den Verantwortlichen auf der Apple-Bühne muss bewusst gewesen sein, dass
       ihr Chef im Sterben lag. Doch am lautesten ließen nach der iPhone-Show am
       Dienstag Kritiker von sich hören, denen die neueste Inkarnation des iPhones
       nicht genügend Neuigkeiten bot. Wie verzogene Kinder nach einer
       enttäuschenden Weihnachtsbescherung jammerten sie.
       
       Dabei geht es doch nur um ein Telefon. Den iPhone-Jüngern ist zu wünschen,
       endlich wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückzukehren – und die ist
       nicht nur "i-i-i" sondern auch bitter.
       
       Was für die Geschichtsbücher übrig bleibt, ist, dass hier ein großer Mann
       gestorben ist. Ein Mann von einem Format, wie es ihn, in den Worten von
       Google-Chef Eric Schmidt, "in den letzten 50 Jahren nicht gegeben hat." Und
       das ist sehr traurig.
       
       6 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tarik Ahmia
       
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