# taz.de -- Gewalt bei Kopten-Demo in Ägypten: Suche nach Schuldigen
       
       > Die koptischen Christen machen die ägyptische Armee für die 26 Toten vom
       > Sonntag verantwortlich. 20.000 Menschen zogen in einem Trauerzug durch
       > Kairo.
       
 (IMG) Bild: Trauerzug: 26 Menschen wurden bei Straßenschlachten in Kairo getötet.
       
       KAIRO dpa | Nach den blutigen [1][Straßenkämpfen zwischen Christen und dem
       Militär] wird in Ägypten nach den Schuldigen gesucht. Die Vereinigungen der
       koptischen Christen machten am Dienstag in einer Erklärung die Armeeführung
       für das Blutbad in Kairo mit 26 Toten verantwortlich.
       
       In der Nacht trugen die Kopten ihre Opfer der Gewalt zu Grabe. Ein
       machtvoller Trauerzug mit 20.000 Teilnehmern zog von der Ramses-Straße zur
       großen koptischen Kathedrale im Stadtteil Abbasija, wo die Totenmesse
       gelesen wurde, berichtete die Webseite "almasryalyoum.com".
       
       "Das gewalttätige Vorgehen (der Soldaten) war schlimmer als das, was die
       israelische Armee mit den Palästinensern macht, die Kassam-Raketen
       abfeuern", hieß es in der Erklärung der koptischen Vereinigungen, die am
       Dienstag von der christlichen Zeitung Watani veröffentlicht wurde. Die
       Staatsanwaltschaft der Militärjustiz hatte am Montagabend 19 Christen und
       zwei Muslime in Untersuchungshaft genommen, denen sie Zerstörung
       öffentlichen Eigentums und Angriffe auf die Armee vorwirft.
       
       Aus Sicherheitskreisen in Kairo hieß es am Dienstag, bei den Getöteten
       handele es sich um 22 christliche Zivilisten, 3 Soldaten und einen
       Polizisten. Die Armee äußerte sich offiziell nicht zur Zahl der getöteten
       Soldaten. Offiziell war zuletzt von 25 Toten und 329 Verletzten die Rede.
       
       Die staatlichen Medien meldeten, die Übergangsregierung wolle binnen zwei
       Wochen eine revidierte Version des Gesetzes vorlegen, das den Bau von
       Gotteshäusern vorsieht. Die Kopten hatten am Sonntagabend, bevor sie
       angegriffen wurden, dagegen protestiert, dass zehn Tage zuvor eine ihrer
       Kirchen in der südlichen Provinz Assuan von einem muslimischen Mob
       niedergebrannt worden war. Die betroffene Kirche soll ohne Genehmigung
       erbaut worden sein - wobei die Christen in Ägypten selten die behördliche
       Erlaubnis für den Bau eines neuen Gotteshauses erhalten.
       
       ## Weltweite wird zur Mäßigung aufgerufen
       
       Die bisher schlimmsten gewalttätigen Zusammenstöße seit dem Sturz des
       autoritären Präsidenten Husni Mubarak im Februar dieses Jahres riefen
       weltweit bestürzte Reaktionen hervor. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon
       ermahnte die Ägypter zur Besinnung auf den historischen Wandel vom
       Jahresanfang. Von den Behörden der Übergangsregierung forderte Ban, die
       Menschen- und Bürgerrechte aller Ägypter zu schützen, gleich welchen
       Glaubens sie sind.
       
       US-Präsident Barack Obama rief alle Seiten zur Mäßigung auf. "Diese
       tragischen Ereignisse sollten zeitnahen Wahlen und einem fortgesetzten
       Übergang in eine friedfertige, gerechte und umfassende Demokratie nicht im
       Wege stehen", teilte das Weiße Haus in Washington am Montag (Ortszeit) mit.
       
       Saudi-Arabien brachte am Dienstag in einer offiziellen Erklärung "Schmerz
       und Trauer" zum Ausdruck. Zugleich appellierte das Dokument, das von der
       staatlichen Nachrichtenagentur SPA veröffentlicht wurde, "an alle Ägypter,
       Mäßigung walten zu lassen, weise zu sein und ihre geliebte Heimat zu
       bewahren, die das Herz der arabischen und islamischen Gemeinschaft ist".
       
       11 Oct 2011
       
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