# taz.de -- Kommentar Italien und EU: Die Rente ist es nicht
       
       > Italiens Modernisierungsoffensive müsste bei seiner Verwaltung einsetzen.
       > Das brächte weit mehr als die von der EU fetischisierte "Renten- und
       > Arbeitsmarktreform".
       
 (IMG) Bild: "Die Rente ist sicher", meinte einst Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU).
       
       Wie ein Schuljunge" sei er auf dem europäischen Gipfel abgewatscht worden -
       dies Silvio Berlusconis Resümee aus Brüssel. In der Tat ließen Merkel und
       Sarkozy jede diplomatische Etikette fahren, als sie auf Berlusconi
       angesprochen wurden, ganz so als sei der nicht Regierungschef der
       drittgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone, sondern bloß eine Witzfigur.
       
       Und Berlusconi? Trotz der Demütigung beeilte er sich zu liefern. Der
       Italiener Lorenzo Bini Smaghi, fordert er, solle jetzt umgehend seinen
       Platz im EZB-Direktorium für einen Franzosen räumen; zudem berief er eine
       Kabinettssitzung ein, um die von der EU geforderte Rentenreform auf den Weg
       zu bringen.
       
       Dass Berlusconi diese Behandlung erfährt, muss man nicht weiter bedauern.
       Dass allerdings Italien als Ganzes Reue leisten soll für seinen
       diskreditierten Premier - dies leuchtet weit weniger ein. Gut möglich, dass
       Berlusconi bald von einer Notstandsregierung abgelöst wird. Die fände sich
       von der EU in die Ecke gedrängt, müsste auf die Schnelle die geforderten
       Renten- und Arbeitsmarktreformen verabschieden.
       
       Doch dies sind gar nicht die wirklichen Baustellen im Land. Zwei Milliarden
       Euro in dem schon seit Jahren mit demografischem Faktor und allem Drum und
       Dran durchreformierten Rentensystem einzusparen, zudem bei heute schon hoch
       flexibel gestaltetem Arbeitsmarkt noch ein paar Arbeitnehmerrechte zu
       streichen: Dies wird Italien nicht auf den Wachstumspfad zurückbringen.
       
       Italien ist aus ganz anderen Gründen für Investoren unattraktiv: Es verfügt
       über eine ebenso teure wie oft inkompetente Verwaltung, die immer wieder
       als Verhinderungsmaschine agiert. Hier müsste Italiens
       Modernisierungsoffensive beginnen; sie brächte weit mehr als die von der EU
       zum Fetisch stilisierten "Renten- und Arbeitsmarktreformen".
       
       24 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Braun
       
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