# taz.de -- Langzeitstreik bei Pflegefirma: Gute Laune bei der Streikwache
       
       > Die Beschäftigten der Pflegefirma Alpenland streiken seit über zwei
       > Monaten für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen.
       
 (IMG) Bild: Streik an der Charité gibt es häufiger - meist aber direkt davor, wie hier im Mai.
       
       "Alpenland", das klingt nach bayerischen Bergen. Doch eine Filiale der
       Pflegefirma gleichen Namens liegt im flachen Marzahn, und auch die
       Entlohnung der dort beschäftigten Mitarbeiter ist alles andere als hoch:
       Die rund 210 Pflegekräfte werden geringer entlohnt als ihre knapp 130
       Kollegen im Westteil der Stadt. Der Unterschied beläuft sich monatlich auf
       bis zu 170 Euro, rechnet Meike Jäger von Ver.di vor. Sie hat mittlerweile
       Hausverbot in dem Marzahner Pflegeheim, denn dessen Belegschaft streikt
       bereits seit dem 18. August. Die zentralen Forderungen: Angleichung der
       Löhne und Verhinderung der Flexibilisierung der Arbeitszeit.
       
       "Bisher können wir über unsere Arbeitseinsätze entscheiden. Das soll auch
       so bleiben", sagt eine Beschäftigte, die in eine dicke Decke gehüllt
       gegenüber dem Eingang des Pflegeheims auf einer Bank sitzt. Sie gehört zum
       harten Kern von rund 40 Beschäftigten, die täglich mehrere Stunden die
       Streikwache stellen. Die Stimmung ist gelöst. Weniger gut zu sprechen sind
       die AktivistInnen auf die ca. 40 Beschäftigten, die individuelle Verträge
       mit dem Unternehmen abgeschlossen haben. Dabei sichert ihnen eine Klausel
       zu, dass auch sie davon profitieren, wenn sich die Streikenden durchsetzen.
       "Da wird die Solidarität gewaltig strapaziert", beschreibt Jäger die
       innerbetriebliche Situation.
       
       Deshalb freuen sich die Streikenden über jede Unterstützung von außerhalb.
       Vor einigen Tagen haben ihnen die Ver.di-Senioren einen Solidaritätsbesuch
       abgestattet. Demnächst will sich die Streikwache mit einer Feuertonne gegen
       die herbstlichen Temperaturen schützen. Immerhin: Nach einem guten Monat
       Pause wird zwischen Ver.di und Alpenland wieder verhandelt. Am kommenden
       Samstag werden die Gespräche fortgesetzt.
       
       In den vergangenen Wochen haben sich die Alpenland-Beschäftigten an
       gemeinsamen Aktionen mit den KollegInnen von der CFM, der Service-Tochter
       der Charité, beteiligt. Die rund 300 Beschäftigten der CFM befinden sich
       seit Mitte September im Ausstand, sie fordern einen Tarifvertrag und eine
       Lohnerhöhung von 168 Euro monatlich. Viele neu eingestellte KollegInnen
       seien bei Stundenlöhnen von weniger als sieben Euro zur Aufstockung ihres
       Gehalts durch Hartz IV gezwungen, schildert Ver.di-Verhandlungsleiterin
       Silvi Krisch die Arbeitsbedingungen.
       
       Beschäftigte und UnterstützerInnen haben in den letzten Wochen mit
       Kundgebungen und Flashmobs vor dem Dussmann-Kulturkaufhaus den Druck
       erhöht. Dussmann ist Gesellschafter der CFM. Eine Sprecherin des
       Unternehmens fordert von Ver.di ein neues Gesprächsangebot, nachdem die
       Gewerkschaft im August die Verhandlungen abgebrochen hat. Gegenüber der taz
       betont Silvi Krisch, es gehe nicht darum, wer zu den Gesprächen einlade,
       sondern ob es ein verhandlungsfähiges Angebot gebe. Bisher war die CFM nur
       zu Verbesserungen bei vier von 18 Berufsgruppen bereit. Daher gehen die
       Beschäftigten am Donnerstag wieder auf die Straße. Um 11 Uhr startet eine
       Demonstration vom Charité-Bettenhochhaus zum Roten Rathaus. Die Streikenden
       von Alpenland wollen auch kommen.
       
       25 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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