# taz.de -- VfL Wolfsburg: "Nicht weiter nach hinten rutschen"
       
       > Nach der Niederlage gegen Hertha BSC gibt Wolfsburgs Trainer Magath den
       > Titel verloren. Obwohl er 28 Profis ausprobiert hat, gibt es kein
       > funktionsfähiges Team.
       
 (IMG) Bild: Voller Einsatz bis zum Elfer: Wolfsburgs Diego Benaglio.
       
       WOLFSBURG taz | Die weiteren Perspektiven des VfL Wolfsburg? Meisterschaft
       2014, Champions League-Teilnahme, Champions League-Finale. So was sagt
       Trainer, Manager und Geschäftsführer Felix Magath. Und zunächst gehe es
       erstmal grundsätzlich in der Bundesligatabelle nach oben.
       
       Faktisch geht es aber erstmal nicht nach oben. Das samstägliche 2:3 gegen
       Aufsteiger Hertha BSC Berlin war die sechste Niederlage im elften
       Saisonspiel der Fußball-Bundesliga.
       
       Seither ist eine weitere Baustelle von Magaths großem Umbau nicht mehr zu
       verbergen: Die Defensive. Was sich schon länger abzeichnet, wurde durch
       Herthas Tempokonter offensichtlich. Es zwackt auch in der Viererkette. "Wir
       haben nach vorn gut gespielt, aber vergessen, das eigene Tor zu
       verteidigen", sagte Magath. Inwiefern das miteinander zusammenhängt,
       darüber sprach der Trainer nicht.
       
       Es war immerhin das erste Saisonspiel in der VW-Arena mit Spektakelfaktor,
       was zum einen an der klar und selbstbewußt agierenden Hertha lag, aber auch
       daran, dass der VfL mehr Kreativität entwickelte als im bisherigen
       Saisonverlauf. Das hatte noch am wenigsten mit dem erstmals eingesetzten
       designierten Spielmacher Alexander Hleb zu tun.
       
       ## Spektakulärer Schlussmann Diego Benaglio
       
       Der lang verletzte Kreativspieler hat sichtbar noch nicht das Tempo für die
       Bundesliga drauf. Die Leihgabe vom FC Barcelona fiel auch deshalb deutlich
       negativ ab, weil der Rest langsam den Magath-Fitnessfaktor aufzuweisen
       scheint. So ergab sich die ironische Situation, dass man zwar diesmal über
       die Außenbahnen eine ganze Reihe Chancen herausspielte - aber das auf
       Kosten der Balance ging.
       
       Und Hertha das Defensiv-Gewackel im Gegensatz zum letzten Heimgegner
       Nürnberg einfach entschiedener ausnutzte. Da half es auch nicht, dass der
       Schweizer Nationaltorwart Diego Benaglio sein viertes spektakuläres Spiel
       in Folge machte.
       
       Man muss sagen, dass Hertha BSC ein deutlich stärkerer Gegner war als
       zuletzt Kaiserslautern und Nürnberg. Markus Babbels Team hat keinen
       Sexiness-Faktor, agiert sachlich und ohne Allüren, aber hat auch für die
       Offensive einen Plan. Hertha schaltet passabel und entschlossen um und hat
       die nötigen schnellen Angreifer für Auswärts-Konterfußball. Babbel hat die
       Talente Ebert und Ben-Hatira vorläufig aussortiert und damit den Teamfaktor
       für diesmal sichtbar gestärkt.
       
       Matchwinner war der Stoßstürmer Pierre-Michel Lasogga, der den Siegtreffer
       erzielte (85.) und die beiden anderen Treffer vorbereitete. Bei Herthas
       zweiten ernsthaften Konterversuch spielte er Torschütze Raffael frei (0:1,
       27.), beim nächsten blieb Benaglio nichts anderes mehr, als den an ihm
       vorbeistrebenden Lassoga von den Beinen zu holen. Kobiashvili verwandelte
       den Strafstoß zum 1:2 (37.).
       
       Benaglio sah gelb und Schiedsrichter Hartmann erst nach Analyse der
       Fernsehbilder, "dass rot angebracht gewesen wäre." Wolfsburg hatte
       zwischendurch zweimal ausgeglichen durch Mandzukics siebten Saisontreffer
       (31.) und Schäfers erstes Freistoßtor seit anno Tobak (84.).
       
       ## "Ein ganz komisches Spiel"
       
       So ist das im Fußball: In der einen Sekunde sieht es aus, als nähere sich
       Magath dem Ziel bei seinem Trial-and-Error-Experiment - bisher hat er 28
       Profis ausprobiert - ein funktionfähiges Team zu finden. Und in der
       nächsten Sekunde sieht es wieder weniger danach aus. "Ein ganz komisches
       Spiel" sei das gewesen, findet Magath.
       
       Mit Hleb auf der Zehn, sowie Ochs und Dejagah auf den Außen beginnt der VfL
       Fußball zu spielen und es deutet sich mit Schäfers Flankenläufen, Träschs
       Dynamik und Mandzukics Torgefährlichkeit ein interessanter Mix an. Der
       allerdings eine Fragilität enthält, die ihn zumindest am vergangenen
       Samstag nicht als Zukunftsmodell ausweist. "Kindische Fehler" sah Hleb.
       
       Was folgt daraus? "Wir gewinnen jedenfalls die Meisterschaft nicht", sagt
       Magath. Man müsse schauen, "dass wir nicht noch mehr nach hinten rutschen".
       Es könnte sein, dass er es kommenden Samstag bei Meister Borussia Dortmund
       lieber wieder mit dem unansehnlichen Auswärts-Stil probieren wird. Der
       enthält indes auch ein spektakuläres Element: Er war bisher spektakulär
       erfolglos.
       
       30 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Unfried
       
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