# taz.de -- Kommentar Kunst-Zensur: Unbilder einer Ausstellung
       
       > Der Martin-Gropius-Bau nimmt ein Video aus seiner Polen-Ausstellung.
       > Dabei ist der Vorwurf des Antisemitimus hier unerhört. Es geht um einen
       > Konflikt zwischen Kunst und Politik.
       
 (IMG) Bild: Nicht mehr auf Welle: RBB-Moderator Ken Jebsen.
       
       Vielleicht sollten das Centrum Judaicum und der Martin-Gropius-Bau mal
       einen Betriebsausflug in die Akademie der Künste machen. Dort wird gerade
       die Arbeit "Fragmente" von Miroslaw Balka gezeigt. In einer Fotoreihe mit
       dem Titel "Bambi" setzt sich Balka auch mit dem Thema der Vernichtung der
       Juden auseinander.
       
       Zu sehen sind Rehe, die hinter dem Stacheldraht von Auschwitz-Birkenau
       grasen. Bambi heißt die Serie, weil zeitgleich mit dem Beginn der
       Vernichtung Walt Disney seinen gleichnamigen Film drehte. Provokation?
       Verharmlosung? Oder ein Zugang zum Thema mit den Mitteln der Kunst?
       
       Man muss Arbeiten wie die von Balka oder das aus dem Gropius-Bau entfernte
       Video nicht überzeugend finden. Aber sie sind eine Position. Solchen
       Positionen - zwischen den Zeilen - Antisemitismus zu unterstellen ist
       unerhört. Und es ist ein Totschlagargument. Eigentlich sollten
       Totschlagargumente nicht entscheiden, was in einer Ausstellung zu sehen ist
       und was nicht.
       
       Auf der anderen Seite sollten auch polnische Medien nicht vorschnell über
       die "deutsche Zensur" urteilen. Offenbar war die Zensur im Gropius-Bau mit
       den polnischen Partnern abgestimmt. Nicht um einen deutsch-polnischen
       Konflikt geht es bei diesem skandalösen - weil ohne Debatte vollzogenen -
       Akt, sondern um einen Konflikt zwischen Kunst und Politik.
       
       Grade polnische Künstlerinnen und Künstler erfahren es im eigenen Land am
       besten - und verteidigen oft genug die Freiheit der Kunst gegen die Zensur
       durch die katholische Kirche.
       
       30 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Antisemitismus-Vorwurf gegen Moderator: Kein Ken auf FM
       
       RBB-Moderator Ken Jebsen soll sich antisemitisch geäußert haben. Seine
       Sendung "KenFM" wurde vom Sender ausgesetzt. Jebsen dementiert die
       Vorwürfe.
       
 (DIR) Eklat bei deutsch-polnischer Kunstschau: Tanzverbot in der Gaskammer
       
       Nach Antisemitismusvorwürfen entfernt der Berliner Martin-Gropius-Bau einen
       Kurzfilm des polnischen Künstlers Zmijewski aus einer laufenden
       Ausstellung. Polen verzichtet auf Protest.
       
 (DIR) Umstrittenes Kunst-Video verbannt: Kein Tanz mehr im KZ
       
       Auf Intervention des Centrum Judaicum wird ein Film des polnischen
       Künstlers Artur Zmijewski aus der Ausstellung "Tür an Tür" im Gropius-Bau
       entfernt - ohne Debatte.