# taz.de -- Kommentar Berliner Grüne: Zeit zum Streiten
       
       > Jetzt, da auf Jahre keine grüne Regierungsverantwortung droht, ist der
       > perfekte Zeitpunkt, die Auseinandersetzung zwischen den Flügeln endlich
       > offen zu führen.
       
 (IMG) Bild: Alte Rivalen: Reinhard Bütikofer und Renate Künast.
       
       Schlimmer hätte es kaum kommen können für die Bundespolitikerin Renate
       Künast: Als Bürgermeisterkandidatin für Berlin war sie gestartet, und am
       Ende ging es nur noch darum, anständig zu verlieren, damit die
       Grünen-Fraktionschefin sich wieder in die Bundespolitik verabschieden kann.
       Jetzt rechnen ausgerechnet ihre Realo-Parteikollegen mit ihr und ihrer
       Wahlkampftaktik ab - und Künast muss um ihre bundespolitische Karriere
       bangen.
       
       Den Berliner Grünen selbst geht es auch nicht besser: Sie werden jetzt
       nicht mal Juniorpartner der SPD. Und statt eine All-Star-Opposition mit
       Linkspartei und Piraten zu organisieren, eskaliert der Konflikt zwischen
       Fundis und Realos.
       
       Nachdem die Parteilinke mit ihrer Kampfkandidatur für die
       Doppel-Fraktionsspitze abblitzte, zogen sich ihre Strategen schmollend
       zurück und kündigten an, künftig eigene Anträge im Parlament zu stellen.
       Und die Realos, deren Wortführer Volker Ratzmann nach dem knappen Sieg bei
       der Wahl der Fraktionschefs selbst angeschlagen ist, reden nicht mehr mit
       einzelnen Fundis - weil sie den Konflikt in der großen Runde austragen
       wollen. Etwa in der ersten Fraktionssitzung nach dem Big Bang.
       
       Der Grünen-interne Streit ist prinzipiell nichts Neues. Ratzmann hatte
       schon in der vergangenen Legislaturperiode nie viel mehr als die Hälfte der
       Abgeordneten hinter sich. Trotzdem ist die jetzt wieder laut werdende
       Forderung, er solle Platz für einen Konsenskandidaten machen,
       kontraproduktiv. Denn jetzt, da auf Jahre keine grüne
       Regierungsverantwortung droht, ist der perfekte Zeitpunkt, diese
       Auseinandersetzung - etwa das Verhältnis zu linken Gruppen - endlich offen
       zu führen. Dafür aber braucht es die Protagonisten - also auch Ratzmann.
       
       Das heißt nicht, dass die Krise der Berliner Grünen damit beendet sein
       muss. Aber inhaltlich würde die Debatte Partei und Fraktion voranbringen.
       Also: Streitet euch!
       
       31 Oct 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bert Schulz
       
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