# taz.de -- Neuer Handballnationaltrainer: Olympische Hoffnung
       
       > Martin Heuberger coacht beim Supercup erstmals die
       > Handball-Nationalmannschaft. Er baut auf die Spieler, die zuletzt
       > versagten – und auf ein Supertalent am Kreis.
       
 (IMG) Bild: Im Hadern schon so gut wie sein Vorgänger: Martin Heuberger, hier beim Finale der Jugend-WM im Juli.
       
       BERLIN taz | Ein Wirken im Windschatten hat Vorteile, Martin Heuberger hat
       dieses Leben sechs Jahre genossen. Als Co-Trainer unter der
       Handball-Legende Heiner Brand war er zwar am WM-Titel 2007 beteiligt, doch
       blieb er weitgehend unbehelligt. Nun, da er seit dem 1. Juli die Nachfolge
       Brands angetreten hat, hat ihn der Aufwand überrascht, der mit dem Amt des
       Bundestrainers verbunden ist.
       
       "Das Leben hat sich schon stark verändert, vor allem das mediale Interesse
       ist riesig und teilweise auch neu für mich", berichtete Heuberger der
       Handballwoche. Es sei wichtig, sich auch selbst Freiräume zu schaffen.
       
       Das Interesse dürfte mit dem 17. Supercup, der am Donnerstag in Berlin mit
       der Partie Deutschland gegen Vizeweltmeister Dänemark (18.20 Uhr, Sport1)
       beginnt, noch einmal deutlich zunehmen, zumal Heuberger und auch sein
       Co-Trainer Frank Carstens ihren offiziellen Einstand geben. Das
       Viernationenturnier ist hochkarätig besetzt. Neben Dänemark spielen der
       WM-Dritte Spanien und der WM-Vierte Schweden mit Deutschland um den Pokal.
       
       Der Supercup ist einer der wichtigsten Tests für die Europameisterschaft
       2012 in Serbien. Beim Kontinentalchampionat, das im Januar in Novi Sad,
       Belgrad, Nis und Vrsac ausgespielt wird, bietet sich der Auswahl des
       Deutschen Handballbundes (DHB) die letzte Chance, doch noch das
       Olympiaticket für London 2012 zu erwerben.
       
       Zwei Plätze für ein vorolympisches Qualifikationsturnier werden in Serbien
       noch vergeben. Die beiden Plätze gehen an die zwei bestplatzierten
       Mannschaften der Europameisterschaft, die noch nicht für eines der
       Qualifikationsturniere beziehungsweise direkt für London 2012 qualifiziert
       sind. "Ich weiß, dass alle Spieler heiß sind auf dieses Ziel", sagt
       Heuberger, "sie sind sehr fokussiert darauf."
       
       ## Ohne Bitter und Zeitz
       
       Die Aufgabe ist für den 47-Jährigen aus Schutterwald bei Offenburg freilich
       recht kompliziert. Schließlich muss er im Wesentlichen auf jenen Kader
       zurückgreifen, der bei der Weltmeisterschaft im Januar mit dem elften Platz
       ein sportliches Desaster produzierte. Noch dazu erklärte der beste deutsche
       Akteur in Schweden, Johannes Bitter (HSV Hamburg) danach aus familiären
       Gründen seinen Rückzug aus dem Nationalteam. Auch Christian Zeitz, den
       brillanten Rückraum-Linkshänder aus Kiel, der sich mit Heiner Brand nie
       verstanden hat, konnte Heuberger nicht zu einem Comeback in der Auswahl
       überreden.
       
       Einen radikalen Umbruch also gibt es nicht. Nachrückende Youngster wie
       Kreisläufer Hendrik Pekeler (Bergischer HC) seien noch nicht so weit, so
       Heuberger, der aus seiner Zeit als Junioren-Bundestrainer den Nachwuchs
       sehr gut kennt – im Januar führte er die deutschen Junioren zum WM-Titel.
       Jetzt versucht er es also mit dem Personal, das zuletzt schwer enttäuscht
       hat.
       
       "Die EM ist zu wichtig für Experimente. Wir alle haben das große Ziel
       Olympia in London vor Augen", sagt Heuberger. Der neue Trainer will den
       Supercup dazu nutzen, neben der bewährten 6:0-Deckung auch eine variable
       5:1-Verteidigung einzuspielen, aber auch in der Offensive will er neue
       Spielzüge ausprobieren. "Ich werde einige neue Aktion einbauen. Wir werden
       sehen, wie die Spieler damit umgehen."
       
       ## Ein Kreisläufer vom Schwarzer-Format
       
       Neu im Kader sind lediglich drei Spieler: Torhüter Martin Ziemer
       (Balingen), Flügelspieler Markus Richwien (Berlin), der kurzfristig den
       verletzten Christian Sprenger (Kiel) ersetzen muss – und der Gummersbacher
       Patrick Wiencek, ein hochveranlagter Kreisläufer, dem sogar zugetraut wird,
       eines Tages in die riesigen Fußstapfen des Weltmeisters von 2007, Christian
       Schwarzer, treten zu können.
       
       Wiencek sei eines der größten Talente im Welthandball, sagt Alfred
       Gislason, der Trainer des in der Bundesliga überlegen führenden THW Kiel,
       wohin Wiencek im Sommer 2012 wechselt. Für eine Karriere auf Topniveau
       bringt Wiencek beinahe perfekte physische Voraussetzungen mit: Mit exakt
       zwei Metern Körpergröße und gut 110 Kilogramm kann er jeden Kampf am Kreis
       bestehen.
       
       Vor allem aber ist er bereits jetzt ein hervorragender Deckungsspieler, im
       Zentrum oder auch auf der Halbposition. "Er lernt sehr schnell", sagt
       Gummersbach-Coach Sead Hasanefendic. Auch Wiencek wird allerdings erst
       lernen müssen, mit dem großen öffentlichen Interesse zu leben. Auch für ihn
       ist der Supercup in dieser Hinsicht also ein Anfang.
       
       3 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Eggers
       
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