# taz.de -- Kommentar Berliner Wirtschaft: Bürger brauchen Leitbilder
       
       > Gerade weil sich Rot-Schwarz als Wunschbündnis der Wirtschaft
       > präsentiert, hätte sie mehr vorlegen müssen als nur Klein-klein.
       
 (IMG) Bild: Auch mit der großen Koalition bleiben die Geschäfte in Berlins Hauptbahnhof am Sonntag zu.
       
       Eine Handwerkervignette für die Innenstadt - das soll alles gewesen sein?
       Jedenfalls ist es die einzige Innovation, die SPD und CDU zum Thema
       Wirtschaft einfiel. Ansonsten wollen sie mit einem fröhlichen "Weiter so!"
       auf die Grundsteine aufbauen, die der linke Wirtschaftssenator in den
       vergangenen Jahren mühsam gelegt hat. Was für ein Armutszeugnis!
       
       Gerade weil sich diese Koalition als Wunschbündnis der Wirtschaft
       präsentiert, hätte sie mehr vorlegen müssen als das nun verabredete
       Klein-klein. Gerade weil Rot-Rot eine gute Basis geschaffen hat für ein
       neues Wirtschaftsfundament in Berlin, wäre nun die Gelegenheit gewesen für
       ein Innehalten und die Frage: Welches Wachstum wollen wir, und welchen
       Preis sind wir bereit dafür zu zahlen?
       
       Politiker müssen sich um die alltäglichen Anliegen der Bürgerinnen und
       Bürger kümmern. Sie werden aber auch gewählt, weil sie Visionen entwickeln
       sollen, Leitbilder, weil es um die Zukunftsfähigkeit eines Landes geht. Wo
       bleibt der Appell, dass wirtschaftliches Wachstum zum Wohle der gesamten
       Bevölkerung sein muss? Dass ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt nicht zur
       Folge haben darf, dass Menschen krank werden vor Lärm und schmutziger Luft?
       Dass Wirtschafts- und Umweltpolitik eine Einheit bilden?
       
       Konkret: Gern kann Handwerkern ihre Arbeit in der Innenstadt erleichtert
       werden. Grundsätzlich darf dies aber kein Einfallstor für weitere Ausnahmen
       in der Umweltzone sein; für ein lebenswertes Zentrum wäre es eher
       wünschenswert, wenn weniger Autos als bisher das Ziel wären. So weit denken
       die Koalitionäre leider nicht. Die Wahlperiode dauert ja nur bis 2016.
       
       3 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kristina Pezzei
       
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