# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Coface-Arena gegen Signal Iduna Park
       
       > Entschiede die sprachliche Hygiene der Stadionnamen über die Bundesliga,
       > würde der 1. FC Kaiserslautern Deutscher Meister – gefolgt von Hertha
       > BSC.
       
 (IMG) Bild: Trauriges Debüt: Neu-Trainer Krassimir Balakov.
       
       Als ich vor einigen Tagen mehr nebenbei Fußball guckte und danach die
       obligatorisch blöden Interviews mit immer gleichen Fragen und fast immer
       gleichen Antworten kaum eines Ohres würdigte, fiel mein Blick auf die
       Werbetafel, vor der sich Spieler und Interviewer immer aufbauen. Eigentlich
       wäre es ehrlicher, dachte ich so vor mich hin, diese Logo-Wand in den
       Vordergrund zu stellen und die Spieler und Reporter dahinter zu verstecken,
       denn wer glaubt schon, etwas wirklich Essenzielles von einem Spieler zu
       hören, der gerade 90 Minuten hin und her gerannt ist?
       
       Und dann, es war eigentlich mehr ein Versehen, las ich, was auf dieser
       Tafel stand: "Glücksgasstadion". Für eingefleischte Zuschauer ist dieser
       Name der Dresdener Arena natürlich ein alter Hut. Aber für mich, die mehr
       über Fußball liest, als ihn im TV zu sehen, war es unglaublich. Glücksgas?
       In Deutschland? Ja, geht's eigentlich noch?
       
       Ist niemand auf die Idee gekommen, diesen Namen für zu geschmacklos zu
       halten? Vor allem, da es nicht mal der eigentliche Name des Sponsors ist,
       die heißen Goldgas. Wäre nicht viel, aber doch eine Nuance weniger
       missverständlich, oder? Goldgasstadion weckt zwar fast die gleichen
       Assoziationen wie Glücksgas, aber eben nur fast.
       
       Nachdem ich mich an diesem Abend erst spät wieder beruhigen konnte,
       beschloss ich am nächsten Morgen, mir alle Stadionnamen der 1. Liga zu
       vergegenwärtigen. Einige Namen sind so geläufig wie hässlich, die Allianz-
       und Veltins-Arena beispielsweise kann man als so bekannt gelten lassen,
       dass die Namen kaum noch auffallen, aber wer möchte denn bitte im
       easyCredit-Stadion spielen?
       
       Das ist doch schmierig und billig, auf jeden Fall verachtend, denn von den
       44.000 Besuchern, die das Nürnberger Stadion füllen können, erhalten die
       meisten längst nirgendwo mehr einen Kredit. Womit ich nicht die Nürnberger
       als besonders arm darstellen möchte, sondern einen kleinen Hinweis auf die
       immer größere allgemeine Kreditunwürdigkeit der Bevölkerung geben will.
       
       ## Kommst Du in die coface Arena?
       
       Andere Örtlichkeiten, andere Beispiele. Wer kann, ohne dass sich die Zunge
       windet und das Ohr taub stellen möchte, frei heraus sagen: Kommst du am
       Samstag auch in die coface Arena? In den Signal Iduna Park? In das
       badenova-Stadion? Man kann ja vielleicht noch über die blöde Trikotwerbung
       hinwegsehen, aber eine Mannschaft, auf deren Brust AL-KO steht (nein, ich
       will nicht wissen, was das bedeutet) und die in der SGL-Arena (will ich
       auch nicht wissen) auflaufen muss, die kann man doch nicht wirklich ernst
       nehmen.
       
       Wenn man die Bundesliga unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, und das tue
       ich im Moment, dann wünsche ich mir eine Belohnung für die Mannschaften und
       Stadien, die noch ganz normale Namen tragen. Die Spitze sähe dann
       folgendermaßen aus: Meister würde mit gehörigem Abstand Kaiserslautern, die
       tragen Werbung für Allgäuer Latschenkiefer, dieses Klosterfrau
       Melissengeist für die Waden, und spielen im Fritz-Walter-Stadion.
       Bodenständiger geht es nicht.
       
       Vizemeister wäre Hertha mit dem Olympiastadion, und den dritten Platz
       teilten sich Werder Bremen mit dem Weserstadion und Mönchengladbach mit dem
       Stadion im Borussia-Park. Alle anderen würden absteigen. Einfach mal so,
       aus sprachlicher Hygiene.
       
       6 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sarah Schmidt
       
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