# taz.de -- Skandal um US-Präsidentschaftsbewerber: Cain gerät unter Druck
       
       > Nun sind es schon vier: Der neueste Shootingstar der Republikaner, Herman
       > Cain, wird von einem weiteren mutmaßlichen Opfer der sexuellen
       > Belästigung beschuldigt.
       
 (IMG) Bild: Herman Cain, Präsidentschaftsbewerber der Republikaner.
       
       WASHINGTON taz | Die vierte Frau ist die bisher gefährlichste für die
       Präsidentschaftskandidatur des Republikaners Herman Cain: Denn Sharon
       Bialek liefert drastische Details. Als sie den damaligen Chef der National
       Restaurant Association im Jahr 1997 um Hilfe bei der Jobsuche bat, habe der
       ihr "an die Genitalien" gefasst und ihren Kopf an seinen Hosenschritt
       gedrückt.
       
       Die Frau, Mitglied der republikanischen Partei, trägt ihre Vorwürfe am
       Montag in New York bei einer live von den großen Fernsehsendern
       übertragenen Pressekonferenz vor.
       
       Cains Büro schickt ein Dementi noch während die Pressekonferenz läuft.
       Wenig später machen seine Mitarbeiter einen ersten Versuch, Bialeks
       Glaubwürdigkeit zu erschüttern: Sie sei in "finanziellen Schwierigkeiten",
       sagen sie.
       
       Der Geschäftsmann Cain, der das Weiße Haus erobern möchte, bestreitet alle
       Vorwürfe. Doch seine Selbstverteidigung leidet darunter, dass er täglich
       andere und widersprüchliche Versionen liefert.
       
       Ende Oktober veröffentlicht die Zeitung Politico den ersten der bislang
       vier Vorwürfe von sexueller Belästigung. Drei stammen von Frauen, die
       anonym geblieben sind - sowohl, weil sie sich in Vergleichsverfahren gegen
       Geld zum Schweigen verpflichtet haben, als auch, weil sie sich den
       öffentlichen Spießroutenlauf ersparen möchten, der jetzt Bialek bevorsteht.
       
       Cain sagt: "Ich habe nichts getan." Und behauptet, es habe auch keine
       finanzielle Regelung gegeben. Wenige Tage später kommt heraus, dass die
       Frau, eine ehemalige Mitarbeiterin Cains in der National Restaurant
       Association, eine Abfindung in Höhe eines Jahresgehaltes von 35.000 Dollar
       erhielt.
       
       "Let Herman be Herman", lautet der Wahlkampf-Slogan des Kandidaten. Der
       Sohn eines Chauffeurs im Bundesstaat Georgia hat Karriere als Geschäftsmann
       gemacht.
       
       Cain war erfolgreicher Pizza-Unternehmer, war Lobbyist der
       Restaurant-Vereinigung (die sich gegen Mindestlöhne, gegen die
       Verpflichtung zu Krankenversicherungen und gegen das Rauchverbot in
       Restaurants ausspricht) und arbeitete auch für eine Außenstelle der
       US-Zentralbank.
       
       Er kann reden, kann die Ruhe in hitzigen Debatten wahren, kann Witze machen
       und war nie Politiker in Washington. All das sind Vorteile beim
       republikanischen Wahlvolk.
       
       ## Sympathischster Kandidat der Republikaner
       
       Auch erleichtert es seine afroamerikanische Herkunft, die Rassismusvorwürfe
       gegen die Tea Party zu entschärfen. "Cain ist schwärzer als der
       US-Präsident", sagt eine Mitarbeiterin des rechten Fernsehsenders Fox.
       
       Cain gilt seit Wochen als der sympathischste Kandidat der Republikaner.
       Nach einer Umfrage von Wall Street Journal und NBC genießt er auch an
       diesem Montag - zwei Wochen nach Beginn der öffentlichen Vorwürfe sexueller
       Belästigung - noch die Zustimmung von 27 Prozent der rechten Basis. Der
       bestplatzierte - aber nicht annähernd so "sympathische" - Kandidat Mitt
       Romney ist nur ein Prozent stärker.
       
       Dabei hat Cain viel falsch gemacht. Gegenüber den Belästigungsvorwürfen -
       von deren Veröffentlichung er lange vorab wusste - hätte er vom ersten Tag
       an die Flucht nach vorn antreten müssen, meinen Politikberater.
       
       Und auch in anderen - politischen - Fragen wirkt er in manchen Momenten
       schlecht beraten. Er schlägt eine Einheitssteuer in Höhe von neun Prozent
       vor - ohne zu erklären, wie er die Nachteile für Niedrigeinkommen
       ausgleichen will. Er sagt im Fernsehen, China (das bereits seit 1964
       Atomwaffen hat) wolle eine Atombombe entwickeln. Und er sagt, er würde
       erwägen, alle Guantánamo-Flüchtlinge gegen Al-Qaida-Geiseln auszutauschen.
       
       Wenn es anschließend Entrüstung gibt, sagt Cain stets, er sei falsch
       zitiert worden.
       
       8 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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