# taz.de -- Bekennerschreiben von Nazis: "Es brennt! Heil Hitler!"
       
       > Die Ermittler in der Neonazi-Mordserie schauten nicht nach rechts, weil
       > es keine Bekennerschreiben gab? Ein Blick in die Vergangenheit zeigt,
       > dass das selten anders war.
       
 (IMG) Bild: Nach dem Brandanschlag in Mölln gab es einen Anruf bei der Feuerwehr.
       
       HAMBURG taz | Der Anruf war kurz. "In der Mühlenstraße brennt es! Heil
       Hitler!", hieß es vor neunzehn Jahren bei der Feuerwehr in Mölln. In der
       Nacht zum 23. November 1992 warfen in dem schleswig-holsteinischen Kurort
       zwei Neonazis Molotowcocktails gegen zwei Häuser, in denen türkische
       Familien lebten. Bahide Arslan, Ayse Yilmaz und Yeliz Arslan starben.
       Erstmals waren Menschen in Deutschland durch einen Brandanschlag von
       Neonazis getötet worden.
       
       "Ein Anruf ist eher untypisch nach Anschlägen von Rechtsextremisten", sagt
       Fabian Virchow, Leiter der Forschungsstelle Rechtsextremismus an der
       Fachhochschule Düsseldorf.
       
       Seit dem Auffliegen der Mordserie durch die Gruppe "Nationalsozialistischer
       Untergrund" um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe begründen aber
       Bundesinnenministerium, Verfassungsschutzämter und Polizeibehörden die
       langjährige Ermittlungsausrichtung immer wieder mit dem Fehlen von
       Bekennerschreiben.
       
       So erklärte Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU), dass es "sehr
       untypisch" sei, "dass über Jahre keine Bekennerschreiben veröffentlicht
       wurden", und der Präsident des Bundeskriminalamts Jörg Ziercke sprach vom
       "atypischen Terror", da sich nicht bekannt wurde.
       
       In den vergangenen Tagen ging Rechtsextremismusexperte Virchow der
       Behauptung nach, es habe früher stets Bekennerschreiben nach Anschlägen und
       Morden durch Rechstextreme gegeben. Für den Zeitraum von 1989 bis 2011 fand
       er aber keine Fälle, die diese Behauptung stützten. Nach Brandanschlägen
       wie in Solingen gingen keine Bekennerschreiben bei Medien oder Polizei ein,
       die die Taten erklären sollten. Der Anruf in Mölln dürfte auch eher als
       knapper Hinweis an die Feuerwehr gewertet werden, so Virchow.
       
       ## Folgt der Tat die Botschaft?
       
       Eine Herleitung der Tat, mit der die Öffentlichkeit erreicht werden sollte,
       fiel bei neonazistischen Gewalttätern und Sprengsatzlegern nicht auf. Seit
       1989 haben rechte Täter laut der Amadeu Antonio Stiftung 182 Menschen
       getötet. Nur bei Schändungen von jüdischen Friedhöfen, dem Beschädigen von
       Mahn- und Gedenkstätten für Verbrechen des Nationalsozialismus oder beim
       Beschädigen von Büros demokratischer Parteien wurden gerne einschlägige
       Symbole und Codes hinterlassen. In der Logik des Terrorismus folgt der Tat
       die Botschaft - in der Realität des deutschen Rechtsextremismus aber nicht.
       Als einzige Ausnahme scheint Mölln diese Regel zu bestätigen.
       
       1979 sollen Begründungen nach Anschlägen auf Fernsehsendemasten kursiert
       sein. Damals versuchten Neonazis um Peter Naumann, die Masten zu sprengen,
       um die Ausstrahlung der US-amerikanischen Serie "Holocaust - Die Geschichte
       der Familie Weiß" zu verhindern. Peter Naumann kam später in Haft. Seine
       Gesinnung änderte sich nicht. Von 2007 bis 2008 war er Parlamentarischer
       Berater der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, heute hält er gern in der
       Szene Vorträge über seine Erfahrungen. Seine Themen sind: "Ausgeruht den
       Feind erwarten" oder "Überwachen, Beschatten und Abhören - Methoden der
       Observation".
       
       Am kommenden Samstag referiert aber nicht Naumann in einem NPD-Büro in der
       Leipziger Odermannstraße, sondern ein anderer Veteran des militanten
       Rechtsextremismus: Karl-Heinz Hoffmann, der als Gründer der
       "Wehrsportgruppe Hoffmann" (WSG) gilt. Er wird dort vermutlich sein Buch
       zum Oktoberfest-Attentat 1980 vorstellen. Titel: "Die Oktoberfestlegende.
       Gezielte Verdächtigungen als politisches Kampfmittel im demokratischen
       Rechtsstaat". Bekennerschreiben soll im Übrigen auch die WSG nie verschickt
       haben.
       
       23 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Speit
       
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