# taz.de -- Kommentar Occupy besetzt Haus: Zeit, Abschied zu nehmen
       
       > Die Occopy-Bewegung in Berlin verzettelt sich. Zwar wurde mal wieder
       > kurzfristig ein Haus besetzt. Doch es fehlt den Akteuren an Rückhalt.
       
 (IMG) Bild: Polizisten zerren Demonstranten vom Dach der Holzhütte auf dem McPherson-Platz in Washington.
       
       Nun also noch eine Besetzung. Wieder, liebe Berliner Occupy-Bewegung, habt
       ihr einen Paukenschlag angekündigt. Und diesmal das Haus der Statistik am
       Alexanderplatz okkupiert. Eine schöne Idee. Nur kamen nicht viele. Wieder
       mal.
       
       Es scheint an der Zeit, Abschied zu nehmen. Ihr, die ihr seit Wochen für
       Demokratie pleniert und campt, ihr habt's probiert - aber von einer
       gesellschaftsumwälzenden Bewegung ist noch immer nichts zu sehen. Dabei war
       die Ausgangslage nicht schlecht. Die Wut über Rettungsmilliarden für
       kriselnde Banken statt für Soziales, über das Auseinanderklaffen von Arm
       und Reich - wer teilt das nicht? Aber nach den Großdemos bliebt ihr Camper
       wieder unter euch. Ein Vergleich: Gerade erst rollte der Castor ins
       Wendland. Und der ganze Landkreis revoltierte. Bauern blockierten Gleise,
       Schüler demonstrierten, Omis schmierten Stullen für die Atomkraftgegner. Da
       wurde Wut zu Widerstand, fast kollektiv.
       
       ## Scheitern selbst ankreiden
       
       Sicher, das Finanzsystem ist ein abstrakterer Gegner als ein Zug voller
       Nuklearmüll. Aber dass selbst natürliche Partner wie Gewerkschaften oder
       Attac nicht (mehr) mitbesetzen, daran seid ihr nicht ganz unschuldig. Bis
       heute diskutiert ihr mehr übers Zelten als darüber, was ihr eigentlich wie
       verändern wollt. Und warum euer Weg erfolgversprechender sein soll als der
       anderer Kapitalismusgegner.
       
       Wir wissen, eure Revolution ist schon das neue Diskutieren, das Forum der
       Menge. Nur ist diese Menge verdammt klein. So bleibt eure Asamblea sicher
       eine feine Form der Selbstverständigung. Die Gesellschaft aber hat sie
       nicht verändert. Liebe Okkupisten, es hat nicht sollen sein.
       
       30 Nov 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Konrad Litschko
       
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