# taz.de -- Umstrittene Alterseinstufung der FSK: Dieser Film macht schwul
       
       > Bei "Romeos" geht es um den transsexuellen 20-jährigen Lukas, der sich
       > zum ersten Mal verliebt. Die FSK sieht dadurch die Jugend gefährdet und
       > gibt den Film erst ab 16 frei.
       
 (IMG) Bild: Verzerrte Realität? Lukas (links, Rick Okon) liebt Fabio (Maximilian Befort).
       
       Eigentlich ist "Romeos" ein ganz normaler Coming-of-Age-Film über die erste
       Liebe, über Freundschaften und Selbstfindung. Außergewöhnlich wird er durch
       die Beschäftigung mit den Themen Trans- und Homosexualität. "Romeos"
       erzählt einfühlsam und ohne Voyeurismus die Geschichte des 20-jährigen
       Lukas, der mitten in seiner Geschlechtsumwandlung steckt, stolz auf jedes
       Barthaar und beschämt über seine weiblichen Brüste ist. Er kämpft mit
       seinem Körper und verliebt sich in den attraktiven Fabio, der seine Gefühle
       zunächst erwidert.
       
       Der Film, der am Donnerstag in die deutschen Kinos kommt, lief auf
       Dutzenden Filmfestivals, wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung
       mit dem Prädikat "besonders wertvoll" versehen. Das Kinobildungsportal
       kinofenster.de empfiehlt "Romeos" Lehrern, die ihren Schülern das Thema
       Transgender im Unterricht näher bringen wollen.
       
       Das könnte allerdings schwierig werden. Denn die Freiwillige
       Selbstkontrolle (FSK) hat den Film erst ab 16 Jahren freigegeben. Nicht
       etwa wegen der paar Nacktszenen oder einer zu derben und anzüglichen
       Sprache. In der Begründung der Filmprüfer offenbart sich eine erschreckend
       diskriminierende Haltung: "Die Schilderung einer völlig einseitigen Welt
       von Homosexualität im Film könnte zu einer Desorientierung in der sexuellen
       Selbstfindung führen", heißt es dort etwa. "Verwirrend" und "belastend"
       könnten das "schwierige Thema" und die "verzerrte Realität" für junge
       Zuschauer sein, die sich mitten in ihrer sexuellen Orientierungsphase
       befänden.
       
       "Das ist schlicht homophob", sagt die Regisseurin Sabine Bernardi. Die
       Begründung der FSK sei nicht hinnehmbar. Der Begriff der "Desorientierung"
       enthalte eine klar negative Wertung. "Letztlich sagt die FSK: Wer den Film
       guckt, wird schwul." Dabei sei es wichtig, auch Welten jenseits des
       Mainstreams zu zeigen.
       
       ## "FSK benutzt Umpolungsrhetorik"
       
       Es scheint, als messe die FSK tatsächlich mit zweierlei Maß, als würden an
       homosexuelle Darstellungen eine höhere Messlatte gelegt als an
       heterosexuelle. Wie sonst ist es zu erklären, dass Blockbuster wie
       Hangover, American Pie oder Keinohrhasen regelmäßig Jugendfreigaben
       bekommen, obwohl dort deutlich mehr Sexszenen, mehr nackte Haut, mehr
       sexistische Sprüche zu sehen und zu hören sind?
       
       Auch der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) kritisiert die
       Beurteilung der FSK scharf. "Hat sich die FSK schon mal überlegt, welche
       Belastung die wiederholte Darstellung von vermeintlich normaler
       Heterosexualität für heranwachsende homo- oder bisexuelle Menschen hat?",
       fragt Manfred Bruns vom LSVD. "Wir sind schockiert, dass die FSK eine
       Umpolungsrhetorik benutzt, die wir sonst nur aus Kreisen
       fundamentalistischer Homosexuellenhasser kennen", heißt es weiter.
       
       Die FSK selbst scheint angesichts der heftigen Proteste derzeit in
       Schockstarre. Erst am Dienstag will man sich in der Sache erklären. Bis
       dahin versucht Geschäftsführerin Christiane von Wahlert die Wogen zu
       glätten. "Wir entschuldigen uns in aller Form für die diskriminierenden
       Formulierungen", sagte sie der taz. Wie es dazu kam, konnte sie allerdings
       nicht erklären.
       
       Für die FSK arbeiten 250 ehrenamtliche Prüfer aus allen gesellschaftlichen
       Bereichen. Laut Eigendarstellung liegt das Durchschnittsalter bei 50
       Jahren. Ein Gremium aus fünf Prüfern entscheidet jeweils mehrheitlich über
       die Altersfreigaben. Wer das im Fall von "Romeos" genau war, ist unklar.
       Forderungen, die beteiligten Filmbeurteiler künftig von ihren Aufgaben zu
       entbinden, wies von Wahlert gegenüber der taz zurück. "Ich gehe davon aus,
       dass jeder lernfähig ist", sagte sie.
       
       5 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Paul Wrusch
       
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       … liebt das Abenteuer. Selbst in die unwirtlichsten Städte reisen jedes
       Jahr massenhaft westeuropäische Schwule dem Eurovision Song Contest
       hinterher.