# taz.de -- Bayer Leverkusen im Aufwind: Auf Rang sechs gerumpelt
       
       > Nach miserablem Saisonbeginn stimmen bei Bayer Leverkusen nun die
       > Ergebnisse. Vom schönen Stil früherer Tage ist unter Trainer Robin Dutt
       > nichts mehr zu sehen.
       
 (IMG) Bild: Wird doch immer besser: Michael Ballack und sein Trainer Robin Dutt.
       
       LEVERKUSEN taz | In der Adventszeit ist Robin Dutt in festliche Stimmung
       geraten. Vor der Bundesliga-Begegnung gegen Hannover 96 (Samstag, 18.30
       Uhr) hielt der sonst so nüchterne Trainer von Bayer 04 Leverkusen
       jedenfalls plötzlich eine Feierrede, in der er die Qualitäten seiner
       Mannschaft mit Inbrunst pries. "Es ist beeindruckend", hob der 46-Jährige
       an, "wie die Jungs im vergangenen halben Jahr gearbeitet haben." Die
       Mentalität dieser Spieler sei klasse: "Diese Spieler beweisen fantastischen
       Teamgeist und einen großartigen Charakter."
       
       In der geschönten Bilanz seiner ersten Monate mit Leverkusen fehlen
       allerlei Details. Die Wirklichkeit hinter der Dutt-schen Lobrede sieht so
       aus: Der Trainer hat mit Bayer 04 als Vorrundenzweiter das Achtelfinale der
       Champions League erreicht und sich in der Bundesliga auf Rang sechs
       vorgerumpelt. Das ist unter den gegebenen Umständen ein ordentliches
       Ergebnis, aber auch nicht mehr.
       
       Ursprünglich wollte der ehrgeizige Schwabe mit Bayer 04 viel höher fliegen.
       Als Dutt im Sommer aus Freiburg kam, sprach er davon, dass er der braven
       Werkself eine nie gekannte Siegermentalität verpassen wolle. Zudem strebte
       er ein besseres Resultat an als sein Vorgänger Jupp Heynckes, der seine
       letzte Saison mit Bayer 04 auf Rang zwei abgeschlossen hatte.
       
       Seine Träume musste Dutt schnell aufgeben. Am Anfang lief es überhaupt
       nicht, schlimmster Ausrutscher war ein 1:4, das Leverkusen Mitte September
       gegen den Erbfeind 1. FC Köln kassierte. Seine Mannschaft hatte damals
       weder Wettkampfhärte noch Nervenstärke und ließ sich ganz leicht
       auskontern. Dutt reagierte störrisch auf Kritik, er belehrte das
       Fußballvolk gern mit kryptischen Taktikdiskursen, in denen Ausdrücke wie
       "abkippende Sechser im Halbfeld" vorkamen. Schließlich war er der beste
       Absolvent seines Trainerlehrgangs an der Kölner Sporthochschule im Jahr
       2005.
       
       ## Der ruppige Herr Dutt
       
       Es gab etliche Spieler, die mit der ruppigen Art des Trainers Probleme
       hatten. Der Übergang war schwierig. Sie waren vorher zwei Jahre lang von
       Spieler-Freund Heynckes verwöhnt worden. Sogar der liebe Bayer-Kapitän
       Simon Rolfes meuterte einmal ein wenig, weil ihn Dutt ohne Erklärung
       ausgewechselt hatte.
       
       Und dann war da das ewige Ballack-Drama. Am Anfang wollte Dutt den
       ehemaligen Capitano nicht zusammen mit Rolfes im defensiven Mittelfeld
       einsetzen, sondern nur alternativ zu ihm. Michael Ballack hätte also
       regelmäßig die Bank drücken müssen – was der 35-Jährige bekanntlich gar
       nicht schätzt.
       
       Doch dann wurde aus der Not eine salomonische Lösung geboren. Der
       Brasilianer Renato Augusto (23) verletzte sich im Oktober am Knie – und so
       wurde ein Platz im Mittelfeld frei, den sich Ballack erkämpfte. Er spielte
       zuletzt meist einen offensiven Part als hängende Spitze. Ballack ist zwar
       lange nicht so schnell wie Renato Augusto in Bestform, er schuftet jedoch
       mit aller Kraft für einen gelungenen Abschluss in Leverkusen.
       
       Langsam stabilisierte sich das Team im Herbst. Dutt legte etwas von seiner
       Halsstarrigkeit ab, die Ergebnisse wurden besser. Höhepunkt war der
       2:1-Sieg gegen den FC Chelsea. Was Bayer 04 unter Dutt jedoch völlig fehlt,
       ist der spielerische Glanz, den die Elf mit Heynckes geboten hatte. In
       Leverkusen wird nun auf dem Platz gerackert.
       
       Dutts Erklärung: In Zeiten "verbesserter Defensivkonzepte" sei es nicht
       mehr so einfach, "mit Spielwitz allein Erfolg zu haben". Der Kölner
       Stadt-Anzeiger spottete: "Aus der Hochgeschwindigkeits-Passmaschine ist ein
       Ballschlepper-Unternehmen geworden, das mit hohem physischem Aufwand einen
       Matthäus-haften Ball-am-Fuß-Stil arbeitet."
       
       All diese Dinge ignorierte Dutt, als er resümierte: "Wenn wir die beiden
       noch ausstehenden Spiele am Samstag in Hannover und zu Hause gegen Nürnberg
       gewinnen, hätten wir eine richtig gute Vorrunde gespielt."
       
       10 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christiane Mitatselis
       
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