# taz.de -- Senator tritt zurück: Braun sorgt für Verbraucherschutz
       
       > Wowereit und Opposition begrüßen den Rücktritt von Justiz- und
       > Verbraucherschutzsenator Michael Braun (CDU). Nachfolge ist unklar
       
 (IMG) Bild: Ganze elf Tage im Amt: Senator Braun tritt ab
       
       Keine zwei Stunden ist es her, dass CDU-Landeschef Frank Henkel am Montag
       den Rücktritt von Justiz- und Verbraucherschutzsenator Michael Braun (CDU)
       verkündet hat, da tritt Klaus Wowereit (SPD) vor die Presse. Nicht
       zerknirscht wirkt er, sondern zufrieden und selbstsicher. "Es ist gut, dass
       die Konsequenzen gezogen wurden, und es freut mich, dass Herr Braun die
       Konsequenzen selber gezogen hat." Der Regierende Bürgermeister lässt keinen
       Zweifel daran, dass die Entscheidung seiner Meinung nach überfällig war.
       "Verbraucherschutz ist ein hohes Gut", sagt er spitz. Dann dreht er ab,
       nicht ohne zu erklären, dass spätestens letzte Woche der richtige Zeitpunkt
       für einen Rücktritt gewesen wäre.
       
       Elf Tage also. Länger konnte sich Braun nicht als Senator im Amt halten.
       Mehr als 20 Verbraucher hatte kritisiert, der 55-Jährige habe sie als Notar
       bei dubiosen Wohnungskäufen mit über den Tisch gezogen. Für Rot-Schwarz ist
       das, nach nicht mal zwei Wochen Koalition, ein glatter Fehlstart. Und für
       die CDU eine fatale Erinnerung an ihren Filz der 90er Jahre.
       
       Am Montagmorgen hatte sich das CDU-Landespräsidium zur Krisensitzung
       getroffen. Es sei Braun selbst gewesen, der sich zum Rücktritt bereit
       erklärt habe, heißt es von Teilnehmern. Auch Henkel teilt mit, das
       Präsidium habe Braun das "volle Vertrauen" ausgesprochen. Ob das stimmt,
       ist fraglich. Noch kurz vor der Sitzung hatte sich Braun kämpferisch
       gezeigt: Er erklärte zwar, seinen Posten für Verbraucherschutz
       niederzulegen, nicht aber den des Justizsenators. Seine Kritiker müssten
       ihre Vorwürfe "unverzüglich" bei der Dienstaufsicht der Berliner Notare,
       dem Landgericht, einbringen, forderte Braun. Drei Stunden später fordert er
       nichts mehr.
       
       Die Nachfolgediskussion wird am Montag in der CDU umgangen. Das sei Henkels
       Aufgabe, heißt es parteiintern. Brauns Amtsgeschäfte wird Gesundheits- und
       Sozialsenator Mario Czaja (CDU) übernehmen.
       
       Die CDU belässt es lieber dabei, Brauns Rückzug als honorig zu loben. Der
       Rücktritt verdiene Respekt, so CDU-Fraktionschef Florian Graf. "Denn
       Michael Braun geht diesen Schritt, um Schaden vom Amt des Justiz- und
       Verbraucherschutzsenators fernzuhalten." Henkel hatte die Schuld zuvor der
       "einseitigen und andauernden Presseberichterstattung" zugeschrieben. Braun
       werde als einfacher Abgeordneter weitermachen.
       
       Der Schritt sei überfällig, sagt Linken-Landeschef Klaus Lederer. Brauns
       Verteidigungsversuche hätten "groteske Züge" angenommen, er habe im
       Parlament gelogen. Die Ehrenerklärung der CDU, so Lederer, sei "ein
       verzweifelter Versuch der Schadensbegrenzung". Die Grünen sprechen von
       einem "kompletten Fehlstart" für Rot-Schwarz. "Die ganze Affäre zeigt, dass
       die große Koalition der 90er Jahre zurück ist", so Grünen-Fraktionschefin
       Ramona Pop. Andreas Baum, Piraten-Fraktionschef, erklärt, Braun habe die
       richtige Konsequenz gezogen. "Wir sollten nicht in Schadenfreude
       ausbrechen."
       
       Auch Verbraucherschützer zeigen sich erleichtert. "Der Rücktritt ist ein
       Sieg für den Verbraucherschutz", sagt Jürgen Blache von der
       Schutzgemeinschaft für geschädigte Kapitalanleger. Wäre Braun im Amt
       geblieben, wäre das "eine Katastrophe" gewesen. Blache fordert zu prüfen,
       ob Braun auch die Notarzulassung entzogen werden könne. Jochen Resch,
       Anwalt mehrerer Geschädigter und Chef der Brandenburger
       Verbraucherzentrale, nannte den Rücktritt unabwendbar. "Braun war Teil des
       Systems." Immerhin werde jetzt in aller Öffentlichkeit über den Handel mit
       Schrottimmobilien diskutiert. Die Berliner Notarkammer hatte bereits zuvor
       angekündigt, ihre Richtlinien zu verschärfen, um Verbraucher beim Abschluss
       von Kaufverträgen besser zu schützen.
       
       Auch Klaus Wowereit bemüht sich am Montag, der Affäre Gutes abzugewinnen.
       "Es ist klar, dass das kein normaler Start war." Brauns Rückzug zeige aber,
       dass die CDU aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt habe.
       
       12 Dec 2011
       
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