# taz.de -- FRÜHCHEN-SKANDAL: Hansen vorerst sicher
       
       > Die Bürgerschaft will Geno-Chef Diethelm Hansen nicht beurlauben. Auch
       > eine zweite Frühchen-Intensiv-Station soll nicht ausgebaut werden
       
 (IMG) Bild: Nicht nur das Klinikum Bremen-Mitte soll eine Station für Frühgeborene haben, findet die Opposition
       
       Abwarten, bis der Untersuchungsausschuss zu einem Ergebnis kommt - das
       bestimmte die Entscheidungen der Stadtbürgerschaft bei drei Anträgen zum
       Tod von Frühchen im Klinikum Bremen-Mitte: Eine zweite Intensivstation für
       Frühchen im Klinikum Links der Weser soll vorerst nicht ausgebaut werden
       und auch der Geschäftsführer der Gesundheit Nord (Geno), Diethelm Hansen,
       darf bleiben.
       
       Die CDU-Fraktion hatte dessen Suspendierung beantragt. Gesundheitssenator
       Renate Jürgens-Pieper (SPD) als Vorsitzende des Geno-Aufsichtsrates solle
       Hansen freistellen. Und zwar unverzüglich, bis die Ursache der
       Keiminfektion am Klinikum Bremen-Mitte geklärt sei, so der Antrag. Die
       Bürgerschaft hatte im November einen Untersuchungsausschuss eingesetzt. Er
       soll klären, wie es zum Tod von drei Frühchen und der Infektion von neun
       weiteren Babys mit dem resistenten ESBL-Keim kommen konnte.
       
       "Herr Hansen ist persönlich in die Vorgänge am Klinikum Bremen-Mitte
       verstrickt", sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Thomas Röwekamp. Es diene
       "zu dessen eigenem Schutz", wenn Hansen beurlaubt werde, bis das Ergebnis
       des Untersuchungsausschusses vorliege. Der gesundheitspolitische Sprecher
       der CDU, Rainer Bensch, glaubt, dass Hansen die Personalschwierigkeiten auf
       der Frühchenstation schon früh kannte. "Spätestens seit November ist klar,
       dass er mehr weiß als die Aufklärer, wenn er zu einer so weitreichenden
       Maßnahme wie der Entlassung greift", so Bensch zur taz. Am 15. November
       hatte Hansen den Chefarzt der Neonatologie am Klinikum Bremen-Mitte,
       Hans-Iko Huppertz, fristlos entlassen.
       
       Abgelehnt hat die Stadtbürgerschaft auch den Ausbau einer zweiten
       Frühchen-Intensivstation im Klinikum Links der Weser. Die CDU hatte dies
       für eine Übergangszeit bis zum Ergebnis des Untersuchungsausschusses
       gefordert. "Bremen muss eine Ausweichmöglichkeit für Schwangere vorhalten,
       um auf die Schließung der Frühchen-Intensivstation reagieren zu können",
       sagte Bensch. Mit Unverständnis reagierte darauf Jürgens-Pieper: "Es ist
       Unsinn, eine solche hochkomplexe Station auf Zeit einzurichten", sagte sie
       in der Bürgerschaft. Ziel sei, die Frühchenstation in Mitte im Januar
       wieder zu eröffnen.
       
       Die Linksfraktion war der CDU gefolgt, wollte aber, dass die zweite Station
       auf Dauer eingerichtet wird. Auch dies lehnte die Bürgerschaft ab. Eine
       zweite Station dauerhaft auszustatten, darüber könne man erst nachdenken,
       wenn der Untersuchungsausschuss seine Arbeit beendet habe, sagte
       Jürgens-Pieper.
       
       2009 war beschlossen worden, die Intensiv-Versorgung von Frühchen zentral
       ins Klinikum Bremen-Mitte zu verlegen. Dafür habe man sich "aus Gründen der
       Qualität" entschieden, sagte Jürgens-Pieper - und um die Ausbildung zu
       verbessern.
       
       Claudia Bernhard, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, widersprach:
       "Es ging nicht um die Verbesserung der Behandlung durch eine vermeintliche
       Spezialisierung, sondern um Kosteneffizienz." Es sei nicht auszuschließen,
       dass die dadurch erhöhte Belastung des Personals "maßgeblich zur
       Infektionswelle und den Todesfällen am Klinikum Mitte beigetragen" hätten.
       
       13 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jean-Philipp Baeck
       
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