# taz.de -- Babbels Abschied von Hertha BSC: Schlammschlacht und Tattoos
       
       > Trainer Babbel wird Hertha BSC Berlin sofort verlassen. Um seine
       > Nicht-Vertragsverlängerung ist eine Schlammschlacht ausgebrochen.
       
 (IMG) Bild: Gemeinsamkeiten aufgebraucht: Hertha-Manager Michael Preetz (links) und Trainer Markus Babbel reden nicht mehr mit- sondern übereinander.
       
       BERLIN taz | Markus Babbel gilt als ehrliche Haut, unter anderem weil er
       sich unter seine ehrliche Haut Tinte hat stechen lassen. Babbel trägt die
       Tattoos verschiedener Vereine, auch das von Hertha BSC Berlin, seinem
       letzten Arbeitgeber. Das wurde als besonderes Zeichen seiner Verbundenheit
       gedeutet. Jetzt wird er entlassen.
       
       Bald wird Babbel wieder in ein Tattoo-Studio gehen. Die Zusammenarbeit mit
       den Berlinern ist nämlich beendet. Was bleibt, ist die Tinte. Babbel ist zu
       wünschen, dass er nicht zu einem Trainernomaden wird, so wie zum Beispiel
       Peter Neururer, der sich 14 Tattoos hätte stechen lassen müssen in seiner
       abwechslungsreichen Karriere als Übungsleiter. Irgendwann sieht das
       epidermale Plakatieren ja auch nicht mehr schön aus.
       
       Der Weggang von Markus Babbel war seit Wochen abzusehen, doch das Finale
       ist weder nach dem Geschmack des Trainers noch der Vereinsführung um
       Manager Michael Preetz und Präsident Werner Gegenbauer. Am Wochenende war
       ein Ereignis zu bestaunen, dass erfahrene Krisenberichterstatter
       Schlammschlacht nennen.
       
       Kurz gesagt: Man bewirft sich mit Dreck. Gegenbauer nannte Babbel einen
       Lügenbaron vom Schlage Münchhausens. Preetz drückte sich zwar
       diplomatischer aus, aber auch er sagte nichts anderes als: Der Typ hat uns
       gefoppt.
       
       ## Wochenlanges Lavieren
       
       Was war nur passiert, dass beide auf die ehrliche Haut losgingen? Nun ja:
       Markus Babbel hatte nach Wochen des Lavierens endlich gesagt, was Sache
       ist. Den Vertrag mit Hertha, der bis zum Saisonende läuft, werde er nicht
       verlängern, tat der 39-Jährige kund. Er habe sich schon Anfang November
       "aus Gründen, die ich nicht näher bringen will, entschieden, nicht zu
       verändern", so Babbel in einem TV-Interview.
       
       Michael Preetz aber bestritt, zu diesem Zeitpunkt von Babbel unterrichtet
       worden zu sein. Und Gegenbauer glaubt Preetz. Fakt ist, dass es einen wie
       immer gearteten Deal zwischen Preetz und Babbel gegeben haben muss.
       
       Markus Babbel liebäugelte offenbar schon recht früh in dieser Saison mit
       einem Wechsel. Preetz wollte Babbel aber lieber früher als später zu einer
       Unterschrift unter den druckfrischen Vertrag drängen.
       
       So entstand ein handfester Interessenkonflikt: Babbel wollte sich alle
       Möglichkeiten offen halten. Preetz bestand logischerweise auf nur einer
       einzigen Option: Hertha BSC. Unter Profis hätte man sich, zumal in der
       hitzigen Berliner Gerüchteküche, auf eine klare Sprachregelung geeinigt:
       kein Kommentar zu Vertragsdingen, absolute Verschwiegenheit von
       Vereinsseite, nichts dringt nach außen.
       
       ## Spekulationen über Nachfolger
       
       Zugegeben, ein schwieriges Unterfangen, aber das einzig praktikable. Doch
       die Sache mit dem Maulkorb für alle Mitwisser hat nicht so richtig
       geklappt. Immer drängender wurden die Fragen, immer ausweichender und
       lächerlicher die Antworten.
       
       Babbel machte glauben, er könne sich wegen Zeitmangels nicht so richtig mit
       seiner Zukunft beschäftigen. Preetz sagte Sätze wie: "Wenn ich ihm in die
       Augen sehe, dann habe ich ein ganz gutes Gefühl dabei." Irgendwann muss ihn
       dieses Um-den-Bart-Gehen fürchterlich genervt haben.
       
       Kein Wunder, dass die Spekulationen ins Kraut schossen: Markus Babbel wurde
       von der Presse einmal nach München zu den Bayern transferiert, dann zu
       Schalke 04, zuletzt hieß es, er gehe zurück nach England, wo er für den FC
       Liverpool und die Blackburn Rovers ja einst gekickt hat.
       
       Und Babbels Nachfolger bei Hertha BSC wurden auch immer wieder benannt:
       Franco Foda von Sturm Graz, Mike Büskens von Greuther Fürth und nun, ganz
       aktuell, Michael Skibbe, der (noch) in der Türkei bei Eskisehirspor sein
       Geld verdient. Turbulenter gehts nimmer.
       
       Nun fragt man sich, wer Schuld hat an dem ganzen Schlamassel. Die Medien,
       die dem Duo immer impertinenter auf die Pelle rückten? Michael Preetz, der
       vom Vertragsthema nicht lassen wollte, weil ihm klar war, dass er so Druck
       auf den Wankelmütigen ausüben kann? Oder Babbel, der sich vor einem klaren
       Bekenntnis scheute?
       
       Gemauschelt, getrickst und Halbwahrheiten verbreitet haben alle Parteien.
       Das ist im Fußballgeschäft freilich nichts Neues. Die Frage ist nur, wer
       den Ort der Schlammschlacht mit der dreckigsten Weste verlässt. Auf
       Hertha-Foren im Internet ist dies übrigens nach Meinung der Mehrheit nicht
       Markus Babbel, sondern Michael Preetz. Vielleicht sollte sich der Manager
       einfach mal tätowieren lassen.
       
       18 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Völker
       
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