# taz.de -- Umsturz im Jemen: Präsident Saleh will in die USA
       
       > Die US-Regierung prüft die Einreisegenehmigung für den scheidenden
       > jemenitischen Präsidenten. Elitesoldaten töten bei Massenprotesten in
       > Sanaa mindestens neun Demonstranten.
       
 (IMG) Bild: Diese engagierten Jemeniten wünschen Saleh eher ein Ticket nach Den Haag.
       
       SANAA/HONOLULU dapd | Die USA prüfen eine Einreiseerlaubnis für den
       scheidenden jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh aus medizinischen
       Gründen. Aus US-Regierungskreisen verlautete in der Nacht zum Montag,
       Salehs Büro habe einen entsprechenden Antrag gestellt.
       
       Der jemenitische Staatschef wolle Verletzungen behandeln lassen, die er
       sich bei einem Angriff auf sein Anwesen im Juni zugezogen hatte. Saleh
       hatte am Samstag angekündigt, er werde den Jemen verlassen und in die USA
       reisen, um die Spannungen in seinem Heimatland beizulegen.
       
       Einer medizinischen Behandlung werde er sich dort jedoch nicht unterziehen,
       sagte Saleh. Wann die Regierung von Präsident Barack Obama über den Antrag
       entscheide, sagte der US-Beamte nicht. Sollte die Zustimmung erteilt
       werden, geschehe dies nur aus medizinischen Gründen.
       
       Bei erneuten Zusammenstößen zwischen Demonstranten und jemenitischen
       Sicherheitskräften wurden am Samstag nach Angaben von Aktivisten mindestens
       neun Menschen getötet. Nach einem viertägigen Marsch waren etwa 100.000
       Regierungsgegner aus der südlichen Stadt Tais in der Hauptstadt Sanaa
       angekommen, wo sich ihnen weitere Oppositionelle anschlossen.
       
       ## Elitesoldaten ignorierten Rückzugsbefehl
       
       Trotz eines Befehls, sich aus den Straßen der Stadt zurückzuziehen,
       stellten Soldaten einer Eliteeinheit sich ihnen entgegen. Nach Angaben der
       Organisatoren des Protestzuges gingen die Soldaten einer Einheit unter
       Führung des Sohnes von Saleh mit Tränengas, Wasserwerfern und scharfer
       Munition gegen die Menschenmassen vor. Einige der Demonstranten warfen in
       Reaktion auf die Angriffe mit Steinen.
       
       Am Sonntag protestierten Zehntausende Jemeniten in Sanaa gegen das Vorgehen
       der Sicherheitskräften und forderten den Rücktritt von Vizepräsident Abed
       Rabbo Mansur Hadi. Die Demonstranten verlangten eine gerichtliche
       Aufarbeitung der Gewalt durch das Regime.
       
       Der seit 33 Jahren regierende Präsident Saleh hatte im November ein
       Abkommen zur Machtübergabe unterzeichnet, allerdings nur im Gegenzug für
       einen Schutz vor Strafverfolgung. Die seit Februar anhaltende
       Protestbewegung gegen sein Regime hält deshalb an ihrem Widerstand fest.
       Auch die Tatsache, dass Saleh seine Ausreise hinauszögert, ließ Beobachter
       in den letzten Wochen fürchten, er könnte doch weiter an der Macht
       festhalten.
       
       26 Dec 2011
       
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