# taz.de -- EU-Richtlinie zu Legebatterien: 100 Millionen illegale Hennen
       
       > Ab Januar sind Legebatterien in der EU verboten. Doch viele Staaten
       > halten sich nicht daran. Das Landwirtschaftsministerium fordert deshalb
       > Sanktionen, der Tierschutzbund einen Importstopp.
       
 (IMG) Bild: Gut geschütztes Huhn.
       
       BERLIN taz | Ab dem 1. Januar werden in der EU tagtäglich Millionen Eier
       produziert, die eigentlich gar nicht gelegt werden dürften. An diesem Tag
       tritt eine EU-Richtlinie in Kraft, nach der die Haltung von Hennen in
       Legebatterien untersagt wird - allerdings werden zwölf Mitgliedstaaten die
       Umstellung nicht rechtzeitig schaffen.
       
       550 Quadratzentimeter Platz hat eine Henne in einer typischen Legebatterie.
       Im Juli 1999 verabschiedete die EU daher eine Richtlinie, die diese Form
       der Tierhaltung ab 2012 aus dem EU-Raum verbannen soll. Während Deutschland
       die Umstellung bereits Anfang 2010 vollzogen hat, leben im EU-Ausland nach
       brancheninternen Schätzungen noch 100 Millionen Legehennen in bald
       verbotenen Käfigen.
       
       Laut EU-Verbraucherschutzkommissar John Dalli reißen Frankreich, Polen,
       Portugal, Rumänien, Belgien, Bulgarien und Zypern die Frist. Fünf weitere
       Staaten hätten nicht einmal ausreichende Daten geschickt: Italien, Spanien,
       Griechenland, Ungarn und Lettland.
       
       "Die Kommission wird zu Beginn des Jahres Vertragsverletzungsverfahren
       gegen die Mitgliedstaaten einleiten, die bis zum 1. Januar nicht mit dem
       Gesetz konform sind", teilte die EU-Kommission der taz mit. Inspektoren
       sollten in den Ländern Beweise sammeln. "Die Mitgliedstaaten werden
       sicherstellen müssen, dass keine Eier aus unerlaubten Käfigen und keine aus
       diesen Eiern hergestellte Produkte ihren nationalen Markt verlassen",
       teilte die Kommission mit.
       
       Das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) sieht in der verpatzten
       Umstellung auch einen Wettbewerbsnachteil für die deutsche Industrie. Ein
       Sprecher sagte zur taz: "Wir wollen klare Konsequenzen sehen, in Form von
       Sanktionen gegen die Mitgliedstaaten, die nicht rechtzeitig umgerüstet
       haben."
       
       ## Worst-Case-Szenario: illegale Eier
       
       Es könne nicht sein, dass die Staaten, die die Richtlinie rechtzeitig
       durchgesetzt hätten, die Dummen wären, weil andere Staaten weiterhin
       billige Eier produzieren könnten. Der Bundesverband Deutsches Ei (BDE)
       forderte die deutschen Lebensmittelhändler auf, illegal produzierte Eier
       und entsprechende Produkte aus den Regalen zu verbannen. Der Verband
       fürchtet einen Imageschaden für die Branche.
       
       "Das Worst-Case-Szenario wäre es, wenn illegale Eier auch in den nächsten
       Jahren auf den Markt kommen", sagte Esther Müller vom Deutsche
       Tierschutzbund der taz. Die Tierschützer fordern von
       Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) einen Importstopp für Eier
       aus herkömmlicher Käfighaltung sowie eine Kennzeichnungspflicht nach
       Herkunft der Eier.
       
       Das allerdings würde gegen EU-Recht verstoßen, zudem hatte sich Aigner
       bereits gegen eine Kennzeichnungspflicht ausgesprochen. Der Bundesrat
       hingegen arbeitet gerade an einer Beschlussempfehlung für den Bundestag,
       der eine Kennzeichnung auch für alle Produkte vorsieht, die Eier enthalten.
       
       28 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Fischer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Tierschutz gilt nur für EU-Hühner: Käfighaltung als Exportschlager
       
       Hühner in Legebatterien zu halten, ist in Deutschland und der EU verboten.
       Trotzdem unterstützt die Bundesregierung den Bau solcher Käfige in der
       Ukraine.
       
 (DIR) Gesetzeslücke im Dioxinskandal entdeckt: Straflos Gifte mischen
       
       Die Firma Harles und Jentzsch aus Uetersen könnte ohne Strafe aus dem
       Skandal um verseuchte Futtermittel herauskommen.
       
 (DIR) Kommentar Wiesenhof: Auf Kosten der Tiere
       
       Moralisch und politisch ist die Einstellung der Ermittlungen gegen
       Wiesenhof eine Niederlage für den Konzern und die Massentierhaltung
       insgesamt.
       
 (DIR) Misshandlungen bei Wiesenhof: Tierquäler bleiben ungestraft
       
       Die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr wegen Misshandlung von Hühnern
       auf einer Farm von Wiesenhof. Der Beweisfilm sei "rechtswidrig"
       aufgenommen.
       
 (DIR) Fragwürdige Säuglingsnahrung: Nur "nach dem Vorbild" der Natur
       
       Muttermilchersatznahrung ist nicht so gut, wie die Hersteller das in der
       Werbung suggerieren. Zweifelhafte Gesundheitsversprechen rufen nun
       Kinderärzte auf den Plan.