# taz.de -- Kommentar Proteste in Israel: Gegen Zions Fundisierung
       
       > Alle Juden sollen über das Judentum entscheiden dürfen, finden säkuläre
       > Israelis. Doch damit wollen sich die Ultraorthodoxen nicht abfinden - und
       > sie haben mehr Argumente.
       
       In Israel wird wieder einmal gestritten. Nicht zwischen Juden und Arabern,
       sondern innerjüdisch. Die Kernfrage: Wer besitzt die Autorität, für den
       jüdischen Glauben das entscheidende Wort zu sprechen.
       
       Israel ist ein jüdischer Staat und die Hebräer wollen, dass es so bleibt.
       Eine Wurzel des Judentums ist der Glaube, der wiederum den Gesetzen der
       Hebräischen Bibel entspringt. Insgesamt 613 Gebote und Verbote harren der
       Befolgung. Wer hat dabei das letzte Wort? Alle Juden, sagen die säkularen
       Israelis. Die Bibel gibt ihnen recht. Denn sie bestimmt, jeder Sohn einer
       jüdischen Mutter - der Vater ist unwichtig - und jeder Konvertierter ist
       Mitglied des Bundes mit dem Ewigen.
       
       Damit wollen sich die Ultraorthodoxen um Himmels Willen nicht abfinden. Sie
       wollen im Heiligen Land bestimmen, dass und wie dort gemäß ihrer Auslegung
       der Schrift gelebt wird. Daher fordern sie eine strenge Trennung der
       Geschlechter. Denn Frauen, zumal wenn diese aufreizend gekleidet seien -
       und welche Frau spielte nicht zumindest mit dem Gedanken daran? -, würden
       die Männer vom Studium der Thora und der Einhaltung ihrer Gebote abhalten.
       
       Wer nicht den Anmaßungen der Ultras folgt, der wird von ihnen angefeindet -
       mitunter wenden sie gar Gewalt an, auch gegen Polizei und Soldaten. Selbst
       weiblichen Armeeangehörigen wollen sie das Singen in Gegenwart von Männern
       verbieten.
       
       Die säkularen Israelis wollen sich diese Anmaßungen nicht länger bieten
       lassen. Zumal die Ultras vielfach den Staat Israel per se ablehnen, da nur
       Gott einen jüdischen Staat ins Leben rufen dürfe. Sie weigern sich, in
       dessen Streitkräften zu dienen, dafür nehmen sie großzügig dessen
       Transferleistungen in Anspruch.
       
       Präsident Peres ermutigt die Laizisten, sich nicht länger diese
       Dreistigkeiten der religiösen Ultras bieten zu lassen und für ihre
       bürgerlichen Rechte auf die Straße zu gehen. Die Bürger tuns. Doch die
       Religiösen sitzen am längeren Hebel. Sie zeugen viele Kinder.
       
       28 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rafael Seligmann
       
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