# taz.de -- Kein Kurswechsel unter Kim Jong Un: Nordkorea bleibt Nordkorea
       
       > Aus Kim Jong Il wird Kim Jong Un, ansonsten ändert sich nichts. Die neue
       > Führung in Nordkorea hat eine Kursänderung in ihrer Politik
       > ausgeschlossen. Und droht, ganz vertraut, Südkorea.
       
 (IMG) Bild: Verkaufsschlager? Ein Buch über Kim Jong Il (links auf dem Cover) und seinen Sohn Kim Jong Un in einer Buchhandlung in Seoul.
       
       SEOUL/ PJÖNGJAN dpa/afp | Auch unter dem zum neuen Führer Nordkoreas
       ausgerufenen Diktatorensohn Kim Jong Un soll es keinen Kurswechsel in dem
       abgeschotteten kommunistischen Land geben. Zugleich stieß das Regime in
       Pjöngjang am Freitag neue Drohungen gegen den Nachbarn im Süden aus und
       schob jeglichen Kontakten mit der südkoreanischen Regierung von Präsident
       Lee Myung Bak einen Riegel vor.
       
       "Wir erklären feierlich und stolz, dass die törichten Politiker in der
       Welt, einschließlich der Marionettengruppe in Südkorea, keinen Wandel
       erwarten sollten", hieß es in einer von den Staatsmedien verbreiteten
       Erklärung der Nationalen Verteidigungskommission. Die Kommission ist das
       mächtigste Entscheidungsgremium Nordkoreas.
       
       Die Erklärung kam einen Tag nach dem Ende der offiziellen Trauerzeit für
       den langjährigen Alleinherrscher Kim Jong Il, der vor knapp zwei Wochen
       gestorben war. Bei einer abschließenden Gedenkfeier mit Zehntausenden von
       Menschen auf einem Platz in Pjöngjang hatte das Regime Kims jüngsten Sohn
       Kim Jong Un zum obersten Führer der Partei, des Militärs und des Volks
       erklärt. Nordkorea hatte während der 13-tägigen Trauerperiode unter anderem
       mehrmals bekräftigt, dass das Land an seiner "Militär-Zuerst"-Politik
       festhalten werde.
       
       Nordkorea werde "auf immer den Umgang mit dem Verräter Lee Myung Bak und
       seiner Gruppe verweigern", hieß es. Die Kommission warf der Regierung in
       Seoul wegen ihres Verhaltens im Zusammenhang mit den
       Beisetzungsfeierlichkeiten für Kim Jong Il "unverzeihliche Sünden" vor.
       Nordkorea werde Südkorea dafür zahlen lassen, drohte die Kommission.
       
       ## Pjöngjang verärgert über Flugblätter
       
       Der Norden wirft Seoul insbesondere vor, Beileidsbesuche verboten zu haben.
       Mit Ausnahme von zwei Delegationen unter der Leitung der Witwe des früheren
       südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung und des Präsidenten der
       Hyundai-Gruppe durfte niemand vor der Beisetzung in den Norden reisen. Die
       Regierung in Pjöngjang ist zudem verärgert, dass Seoul erlaubt hat, dass am
       Tag der Beerdigung Aktivisten mit Ballons Flugblätter über dem Norden
       abwarfen, in denen zum Sturz der Regierung aufgerufen wurde.
       
       Kim Jong Un mangelt es an politischer Erfahrung. Es wird daher erwartet,
       dass der junge Mann zumindest zunächst der Politik seines Vaters folgen
       wird. Zudem gilt als wahrscheinlich, dass er in den ersten Jahren unter der
       Aufsicht seines Onkels Jang Song Thaek regieren wird, der Beobachtern schon
       länger als Graue Eminenz des Staates gilt.
       
       Die Spannungen auf der geteilten koreanischen Halbinsel hatten sich nach
       zwei folgenschweren militärischen Zwischenfällen im Jahr 2010 verschärft.
       Nordkoreas Küstenartillerie hatte im November eine zu Südkorea gehörende
       grenznahe Insel beschossen. Auch macht Südkorea den Norden für den
       Untergang eines seiner Kriegsschiffe im März desselben Jahres
       verantwortlich. Bei beiden Vorfällen waren insgesamt 50 Menschen ums Leben
       gekommen.
       
       Im Mai 2010 hatte Nordkorea die Beziehungen zum Süden als abgebrochen
       erklärt, weil Seoul Strafmaßnahmen gegen das Nachbarland verhängt hatte. In
       diesem Jahr war es bei zaghaften Annäherungsversuchen zu vereinzelten
       Kontakten zwischen Regierungsvertretern beider Länder gekommen.
       
       30 Dec 2011
       
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