# taz.de -- Muss Europa deutsch werden? Antwort 7: Kein kulturelles Feuerwerk
       
       > Deutsche TV-Kultur: Die Öffentlich-Rechtlichen sind kein Vorbild für
       > Europa.
       
       Deutschland hat reiche kulturelle Traditionen - so wie viele andere Staaten
       ja auch. Deutschland hat zudem aber auch eine Menge Geld für Kultur. Gut
       neun Milliarden Euro bekommt das öffentlich-rechtliche Fernsehen jedes Jahr
       aus den Rundfunkgebühren.
       
       Neun Milliarden! Selbst wenn man nur ein Prozent für Kultur reservierte,
       wären es noch 90 Millionen. Was könnte man damit für kulturelle Feuerwerke
       abbrennen! Nur leider kommt von diesem Geldhaufen viel zu wenig herum.
       
       Gut festmachen kann man das an Klassikerverfilmungen. In meiner Videothek -
       die eine ganz gut bestückte, aber keineswegs eine besondere Videothek ist -
       kann ich mir ein Dutzend interessanter und sorgfältig gemachter
       Verfilmungen britischer Klassiker ausleihen. "Sinn und Sinnlichkeit" mit
       Colin Firth: Danach will man gleich noch mal Jane Austens Roman lesen. BBC
       tut also einiges für die britischen Klassiker.
       
       Und was tun die deutschen Sender? An deutschen Klassikerverfilmungen gibt
       es in meiner Videothek derzeit nur "Buddenbrooks" von Heinrich Breloer:
       aufgeblasenes Ausstattungsmöchtegernkino. Und "Effi Briest" von Fassbinder.
       Immerhin! Aber auch schon wieder fast 30 Jahre alt.
       
       Im Grunde ist es ein Skandal, wie unser öffentlich-rechtliches
       Fernsehsystem da versagt. Warum gibt es keine neuere Verfilmung von
       Fontanes "Stechlin"? Melusine und Dubslav: HBO könnte daraus garantiert
       eine tolle Miniserie von 13 Folgen machen. Warum versucht man nicht, für
       eine ETA-Hoffmann-Geschichte eine Filmsprache zu entwickeln? Wo bleibt die
       Verfilmung des "Anton Reiser"?
       
       Am Geld liegt es nicht. Aber daran, dass es für die Strukturen ausgegeben
       wird und nicht für kreative Prozesse. Und daran, dass man dem Publikum zu
       wenig zutraut. In Gedenkjahren wird ihm immer erzählt, wie wichtig die
       Klassiker sind. Aber ihre Geschichten zeitgemäß zu erzählen, darum kümmert
       sich keiner. Europa darf in dieser Hinsicht nicht deutscher werden!
       
       30 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dirk Knipphals
       
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