# taz.de -- Interner Machtkampf im Iran: Warnungen gen USA, Bitten an die EU
       
       > Iran will mit der EU neue Gespräche über das Atomprogramm führen und
       > warnt die USA. Hinter dem widersprüchlichem Verhalten steckt
       > regimeinterner Machtkampf.
       
 (IMG) Bild: Dieser nuklearbetriebene Flugzeugträger der Nimitz-Klasse entzürnt Iran.
       
       BERLIN taz | Der Iran hat am Dienstag die USA gewarnt, ihren jüngst aus dem
       Persischen Golf abgezogenen Flugzeugträger dorthin zurückzuschicken. "Der
       Iran wird diese Warnung nicht wiederholen", sagte Armeechef Ataollah
       Salehi. Das zehntägige Seemanöver des Iran unweit der Straße von Hormuz
       hatte die USA veranlasst, das Kriegsschiff abzuziehen.
       
       Die Verschärfung der US- und EU-Sanktionen im Streit um das iranische
       Atomprogramm und die Kriegsdrohungen aus den USA und Israel lieferten Iran
       Anlass zu Gegenreaktionen. Ende November wurde die britische Botschaft in
       Teheran von Demonstranten gestürmt, was quasi zum Abbruch der
       diplomatischen Beziehungen zwischen London und Teheran führte.
       
       Ende Dezember drohte Irans Vizepräsident Reza Rahimi mit der Schließung der
       Straße von Hormuz. "Wenn sie (westliche Staaten) Sanktionen gegen
       iranisches Öl verhängen, wird kein Tropfen Öl mehr durch die Straße von
       Hormuz gelassen." Bei einem zehntägigen Manöver im Persischen Golf testete
       Iran Mittel- und Langstreckenraketen. Doch diese Drohungen werden immer
       wieder von anderen politischen Instanzen zurückgenommen, und versöhnliche
       Töne aus Teheran werden laut.
       
       ## Teheran will mit der EU über das Atomprogramm verhandeln
       
       Der Außenminister bedauerte den Sturm "einiger Studenten" auf die
       Botschaft. Und einen Plan zur Sperrung der Straße von Hormuz gebe es
       zurzeit nicht. Gestern bat das Teheraner Außenministerium die EU um einen
       neuen Termin für die Wiederaufnahme der Verhandlungen über sein
       umstrittenes Atomprogramm.
       
       Diese Widersprüche sind auf Irans innenpolitische Lage zurückzuführen. Die
       Islamische Republik steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Das
       Regime hat spätestens nach den Unruhen von 2009 seine ideologische und
       politische Legitimation verloren und sich in mehrere Fraktionen gespalten.
       Während die Reformer aus dem politischen Geschäft ausgeschlossen sind und
       ihre Führer im Gefängnis sitzen, ringen im Lager der Konservativen
       verschiedene Fraktionen um die Macht.
       
       Die wirtschaftliche Lage ist katastrophal, das Volk leidet unter den
       Sanktionen. Die Unzufriedenheit breitet sich auch unter der vorwiegend
       regimetreuen Bevölkerung in der Provinz aus, zumal immer häufiger
       Korruptionsskandale Schlagzeilen machen. Das Regime ist von außen und innen
       bedroht. Die Frage ist, wie es sich aus dieser gefährlichen Krise
       herausretten könnte.
       
       ## Die USA brachten die Reformer zum Scheitern
       
       Während sich die Reformer jahrelang bemühten, das Land nach außen zu öffnen
       und durch Kompromisse die Konflikte mit dem Westen zu lösen, glaubten die
       Konservativen, durch hartes Vorgehen ihre Ziele erreichen zu können. Mit
       dieser Haltung hatten sie zunächst Erfolg, nicht zuletzt weil der Westen,
       allen voran die USA, mit Drohungen und Maximalforderungen die Reformer zum
       Scheitern brachte.
       
       Ziel der Konservativen war, unter Führung der regionalen Großmacht Iran
       eine Gegenfront gegen den Westen aufzubauen. Doch die Unruhen nach der
       Präsidentschaftswahl 2009 und die arabischen Rebellionen 2011 ließen bei
       den moderateren Fraktionen im Lager der Konservativen Zweifel aufkommen.
       Spaltungen waren die Folge.
       
       Die radikalen Gruppen sind offenbar der Ansicht, dass sie durch eine
       offensive Haltung gegenüber dem Westen nicht nur Angriffe von außen
       verhindern, sondern auch die Massen wieder mobilisieren können. Manche
       gehen sogar so weit, dass sie eine militärische Auseinandersetzung mit dem
       Westen als Weg betrachten, um im inneren Machtkampf siegen und das Regime
       vor dem Zerfall retten zu können. Welche der Fraktionen sich durchsetzt,
       werden spätestens die Parlamentswahlen im März entscheiden.
       
       3 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bahman Nirumand
       
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