# taz.de -- Kommentar Nigeria: Solidarität statt Angst
       
       > Nigeria steht vor der schwersten Bewährungsprobe seit den 1960er Jahren.
       > Die neue Protestbewegung des Landes verdient die internationale
       > Solidarität.
       
       Seit Montag wird Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, von einem
       Generalstreik gegen erhöhte Treibstoffpreise erschüttert. Die ungeahnt
       mächtige soziale Protestbewegung gesellt sich zu einer extrem angespannten
       politischen Situation - im Zusammenhang mit den wiederholten Anschlägen
       radikaler Islamisten auf Christen und der Angst vor einem Religionskrieg,
       der das Land zerreißen könnte.
       
       Nigeria, das sagt auch die Regierung von Präsident Goodluck Jonathan, steht
       in seiner möglicherweise schwersten Bewährungsprobe seit dem Biafra-Krieg
       der 1960er Jahre. Es ist höchste Zeit, dass die Weltgemeinschaft das merkt.
       13 Jahre nach der Demokratisierung hat die herrschende Elite keine einzige
       der großen Herausforderungen des Landes gelöst, von der friedlichen
       Koexistenz der Völker über die Bestrafung von Menschenrechtsverletzungen
       bis hin zur gerechten Verwendung des Ölreichtums.
       
       Nigeria zählt mehr Kleinkinder als Westeuropa, aber diese Kinder wachsen in
       einer Situation auf, in der es scheinbar keine politischen Perspektiven
       gibt, obwohl alle demokratischen Institutionen vorhanden sind und leidlich
       funktionieren.
       
       In dieser Lage ist es ein Lichtblick, dass sich jetzt über alle religiösen
       und ethnischen Grenzen hinweg eine gesamtnigerianische Protestbewegung
       formiert, die ausgehend vom Kampf für bezahlbaren Treibstoff die Korruption
       der Elite und die Unfähigkeit des Staates insgesamt thematisiert.
       
       Man darf nicht in Bürgerkriegsängste verfallen, wenn man jetzt aus Nigerias
       Megastädten Bilder brennender Straßenbarrikaden und wütender Demonstranten
       sieht. Die Menschen finden sich nicht mehr ab mit ihren Problemen, sie
       wollen etwas an ihrem Leben verändern. Nigerias Protestbewegung will eine
       bessere Zukunft, und in diesem Sinne verdient sie Solidarität.
       
       10 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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