# taz.de -- EU-Abgeordnete formulieren Appell: Der Holocaust ist einzigartig
       
       > Europäische Parlamentarier lehnen die Gleichsetzung von Nazi- und
       > Sowjetherrschaft ab. Sie unterzeichneten einen Aufruf gegen die
       > relativierende Geschichtspolitik.
       
 (IMG) Bild: Hier fand vor 70 Jahren die Wannsee-Konferenz statt.
       
       BERLIN taz | Abgeordnete aus 19 EU-Staaten haben zum 70. Jahrestag der
       Wannsee-Konferenz einen Aufruf unterzeichnet, der sich gegen die
       Relativierung des Holocaust wendet. Ihr Dokument kritisiert die
       Geschichtspolitik osteuropäischer Staaten, namentlich der baltischen
       Länder, und ist ein Gegenstück zur sogenannten Prager Erklärung.
       
       Darin hatten im Jahr 2008 überwiegend osteuropäische Politiker die
       Verbrechen kommunistischer Regime mit denen der Nazis faktisch
       gleichgesetzt. Der Massenmord an den Juden habe sich unter ideologischen,
       qualitativen und praktischen Aspekten "grundlegend von anderen Formen der
       Repression" unterschieden, halten die Unterzeichner des Appells fest.
       
       Unter ihnen sind sieben deutsche Bundestagsabgeordnete, darunter Petra Pau
       (Linke), Volker Beck (Grüne) und Christian Lange (SPD). Lange sagte der
       taz, er wolle "ein deutliches Zeichen gegen die Relativierung, gegen die
       Verharmlosung und gegen die Leugnung der Schoah" setzen. Dies sehen die
       Unterzeichner etwa in der Lehre vom "doppelten Genozid", wie sie Anhänger
       totalitarismustheoretischer Auffassungen in Schulbüchern verankern wollen.
       
       ## "Orwellsche" Sprachverdrehungen
       
       Der in Litauen arbeitende Jiddisch-Professor und Co-Autor der Erklärung,
       Dovid Katz, sprach gestern in einer Presseerklärung von "Orwellschen"
       Sprachverdrehungen, wenn der Begriff des Völkermords undifferenziert auf
       beide Diktaturformen angewandt werde.
       
       Auch den vom EU-Parlament geforderten gemeinsamen europäischen Gedenktag
       für die Opfer von Nazi- wie sowjetischen Verbrechen lehnt der Aufruf ab:
       Dies verwische die Einzigartigkeit der Verbrechen und unterlaufe die
       historischen Lehren, die aus ihnen zu ziehen seien.
       
       Der Appell weist ausdrücklich "die Glorifizierung von Tätern des Holocaust
       und von Nazi-Kollaborateuren" zurück, wobei die Rehabilitierung von
       SS-Freiwilligen in Estland und Lettland sowie profaschistischen litauischen
       Milizen genannt werden. Bei der Beschäftigung mit geschichtspolitischen
       Themen besteht in Europa eine Kluft zwischen West und Ost.
       
       Dies spiegelt der Aufruf wider: Von 71 Unterzeichnern stammen nur 15 aus
       dem postsowjetischen Machtbereich. Dennoch hoffen die Initiatoren, neben
       Katz der britische Ökonom Danny Ben-Moshe, mit ihrem Aufruf "integre
       historische Standards" zu etablieren. Sie wollen weltweit Unterschriften
       sammeln.
       
       19 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Frank Brendle
       
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