# taz.de -- JU-Landesvorsitzende über die CSU: "Die Piraten sind eine treibende Kraft"
       
       > Die Landesvorsitzende der bayerischen Jungen Union, Albsteiger, über den
       > Blick ihrer Partei auf junge Menschen, den Umgang mit neuen Medien und
       > den Sturz von Stoiber.
       
 (IMG) Bild: Faszinierend: Zwei Mitglieder der JU zeigen Edmund Stoiber und seiner Frau 2002 das Internet.
       
       taz: Frau Albsteiger, die Umfragewerte der CSU - die einst in Bayern über
       eine absolute Mehrheit verfügte - sind nicht sehr gut. Derzeit steht sie
       bei 44 Prozent, nur einen Prozentpunkt vor einem möglichen Bündnis aus SPD,
       Grünen und Freien Wählern. Woran liegt es? 
       
       Katrin Albsteiger: Die Erosion der großen Volksparteien ist ein
       gesellschaftliches Phänomen. Unsere Gesellschaft wird immer
       differenzierter. Es gibt immer mehr verschiedene Milieus. Volksparteien
       haben die Aufgabe, für alle Lebensbereiche Lösungen zu finden.
       Splitterparteien gelingt es viel besser, bestimmte Milieus, die nur ein
       einzelnes Interesse verfolgen, an sich zu binden. Aber ein Grund ist leider
       auch das Image der CSU. Viele Menschen, gerade die Jüngeren, nehmen die
       Partei als alt und verstaubt war. Dabei entspricht das nicht der Wahrheit.
       
       Was wünschen sich junge Menschen in Bayern von der CSU? 
       
       Sie wollen eine Gesellschaft vorfinden, die ihre Lebensweise respektiert,
       die ihnen Chancen bietet und es ihnen ermöglicht, private und berufliche
       Ziele miteinander zu vereinbaren. Beim Thema Respekt gegenüber der Jugend
       gibt es in der CSU Nachholbedarf. Bestimmte Debatten, die in der CSU
       geführt werden, die die Lebenswelt der Jugendlichen direkt betreffen, wie
       zum Beispiel das Thema Computerspiele, Sperrstunde oder Konsumverhalten,
       vermitteln den Jugendlichen den Eindruck, früher sei alles besser gewesen
       und die jungen Menschen hätten heute keine Werte mehr. Da wünsche ich mir
       von der CSU mehr Besonnenheit. Und dann natürlich das Thema Kommunikation
       und Neue Medien. Da ist noch Potenzial nach oben.
       
       Das Thema haben vor allem die Piraten besetzt. Umfragen sehen die Partei
       bei sechs Prozent. Hat die CSU etwas verschlafen? 
       
       Für die Junge Union war der Obama-Wahlkampf 2008 das Schlüsselmoment. Von
       da an haben wir unsere Internetpräsenz ausgebaut und begonnen, interaktive
       Komponenten einzubauen. Die Landesleitung der CSU ist auf uns zugekommen,
       bevor die Piraten so präsent waren, und hat uns bei dem Thema um Hilfe
       gebeten. Aber natürlich sind die Piraten eine treibende Kraft im
       Hintergrund, die eine Konkurrenzsituation schafft.
       
       Ist die CSU mittlerweile fit in Sachen Internet? 
       
       Ausbaupotenzial gibt es immer. Aber wir haben Schritte nach vorne gemacht.
       Aber natürlich kann die Kommunikation im Internet die persönliche Begegnung
       nicht ersetzen. Die Frage ist nur, ob wir die Jugendlichen so wie früher
       bei Gesprächen im Hinterzimmer erreichen. Ich habe deswegen in Kreuth ein
       klares Plädoyer dafür gehalten, dass wir den Menschen mehr auf der Straße
       begegnen müssen.
       
       Bei der Klausurtagung ging es um die Themen Jugend und Zukunft, aber zuvor
       wurde in der Parteiführung sehr rückwärtsgewandt diskutiert. Es ging um die
       Frage, ob Edmund Stoibers Sturz vor fünf Jahren ein Fehler war. Was sagen
       Sie? 
       
       Es gibt kaum einen Politiker, den ich so schätze wie Stoiber. Als das
       passiert ist, war ich einfaches Mitglied und noch nicht auf Landesebene
       aktiv, aber ich habe das schon damals sehr kritisch gesehen. Wir sind eine
       Partei, der Werte und der gute Umgang miteinander sehr wichtig sind. Ich
       fand, mit so einem großen Mann, der so viel erreicht hat für Bayern, kann
       man so nicht umgehen. Ich habe das sehr bedauert.
       
       Wäre die CSU mit Stoiber heute in einem besseren Zustand? 
       
       Die Frage muss ich unbeantwortet lassen. Wer weiß das schon?
       
       20 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Marlene Halser
       
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