# taz.de -- INTEGRATION: Warten auf Gleichstellung
> Die Vorsitzenden der islamischen Religionsgemeinschaften Ditib und Schura
> fordern konkrete Schritte für einen Staatsvertrag und mehr Anerkennung
(IMG) Bild: So ein Bild hätte es noch vor kurzem nicht gegeben: Eintracht der islamischen Religionsgemeinschaften in Bremen
Vor ein paar Jahren, das sagt Mustafa Yavuz selbst, wären die verschiedenen
muslimischen Verbände noch nicht in großer Einigkeit aufgetreten. Yavuz ist
Vorsitzender der Schura Bremen. Am Freitag äußerte er sich gemeinsam mit
den Vorsitzenden der Ditib und auch im Namen des VIKZ, also der anderen
islamischen Religionsverbände in Bremen. Sie eint die Forderung nach einen
Staatsvertrag zwischen den Muslimen und dem Land Bremen. Auch im
Koalitionsvertrag haben SPD und Grünen eine "vertragliche Verabredung" mit
dem Muslimen als Ziel formuliert. Doch seitdem warten die Verbände auf ein
Treffen.
"Islamische Religionsgemeinschaften stehen immer unter dem Verdacht,
verfassungswidrig zu sein", so Yavuz. Seit drei Jahren führen die Verbände
Gespräche mit den Senatsressorts über den Inhalt eines Vertrages. Immer
wieder sei dabei auch die Frage aufgekommen, wie die muslimischen Gemeinden
mit radikalen Islamisten in ihren Reihen umgehen würden. Doch diese Rolle
wollen die Islam-Vertreter nicht einnehmen. "Zehn Morde sind von Neonazis
verübt worden", sagte Yilmaz Kilic. Muslime dürften nicht als etwas Fremdes
wahrgenommen werden. "Ein Staatsvertrag mit dem Land Bremen ist auch ein
Signal an die einheimische Bevölkerung", so Yavuz.
Als zweitgrößte Glaubensgemeinschaft den christlichen und jüdischen
Religionen gleichgestellt zu sein - darum geht es den muslimischen
Vertretern. Dies sei nicht nur ein symbolischer Akt, so Emine Oguz, die
Generalsekretärin der Ditib in Niedersachsen und Bremen: "Es geht um die
Anerkennung von Feiertagen, die Möglichkeit, eigene Kindergärten und
Schulen zu eröffnen und um Geld für die Jugendarbeit zu bekommen."
Probleme mit einem solchen Vertrag bestanden in der Vergangenheit auch
darin, dass muslimische Gemeinden nicht so klar strukturiert sind wie etwa
die katholische Kirche, sowohl bei der Mitgliedschaft als auch bei der
Frage, welcher der drei Verbände dem Land als Vertragspartner
gegenüberstehen soll. "Wir müssen eingestehen, dass die vergangenen
Gespräche auch eine Belebung des innerislamische Dialogs zur Folge hatten",
so der Schura-Vorsitzende Yavuz. Gemeinsam würden die drei Verbände über 95
Prozent der Muslime in Bremen vertreten.
Hermann Kleen, der Sprecher der Senatskanzlei, sagte für die "nächste Zeit"
ein Gespräch zu. Noch aber sei man mit der Auswertung der vergangenen
Gespräche beschäftigt. "Wir wollen beim nächsten Mal schon konkrete
Überlegungen vorlegen, wie so eine vertragliche Vereinbarung aussehen
könnte", so Kleen. Mit dem Wort "Staatsvertrag" allerdings ist Kleen
vorsichtig.
Die migrationspolitische Sprecherin der Grünen, Zahra Mohammadzadeh, ist
"sehr unzufrieden" darüber, dass es noch zu keinen Fortschritten gekommen
ist: "Man kann davon ausgehen, dass die SPD und das Rathaus Bauschmerzen
mit dem Thema haben. Es fehlt an der politischen Überzeugung." Die SPD wies
diese Vorwürfe umgehend zurück.
Auch der CDU-Fraktionsvize Heiko Strohmann ist für einen Vertrag mit den
Muslimen und fordert finanzielle Unterstützung für deren Verbandsarbeit.
Allerdings plädiert er für mehr Ruhe in der Diskussion.
20 Jan 2012
## AUTOREN
(DIR) Jean-Philipp Baeck
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