# taz.de -- Verwirrung über Kämpfe in Libyen: Grüne Fahnen in Bani Walid?
       
       > Ehemalige Rebellen umstellen die Wüstentadt, die Gaddafi-Anhänger
       > angeblich zurückerobert haben. Es gibt Proteste gegen den Übergangsrat.
       
 (IMG) Bild: Rebellen hissen ihre Flagge beim Vormarsch auf Bani Walid im September 2011
       
       TRIPOLIS/BERLIN dpa/taz |Nach einem Wiederaufflammen der Kämpfe in der
       einstigen Gaddafi-Hochburg Bani Walid haben ehemalige Rebellen die Stadt am
       Dienstag umstellt. Der Vorsitzende des Übergangsrates der Stadt sagte im
       libyschen Fernsehen, die Angreifer, die am Montag einen Stützpunkt der
       "Revolutionäre" in Bani Walid angegriffen und unter ihre Kontrolle gebracht
       hätten, gehörten zu den "Überbleibseln des Gaddafi-Regimes". Sie hätten
       während des Krieges im vergangenen Jahr mit Seif al-Islam, einem der Söhne
       des im Oktober getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi, gekämpft.
       
       Ein Reporter des Nachrichtensenders Al-Arabija meldete, in den vergangenen
       Stunden seien ehemalige Revolutionstruppen aus Bengasi und anderen Städten
       nach Bani Walid gefahren. Sie hätten gesagt, sie wollten "die Stadt ein
       zweites Mal befreien". Bis zum Abend seien jedoch keine Schüsse gefallen.
       
       Der Innenminister der Übergangsregierung, Fausi Abdel Aal, hatte zuvor in
       einer Fernsehansprache gesagt, wer mit dem alten Regime sympathisiere, habe
       keine Gnade zu erwarten. Am Montag waren bei dem Angriff in Bani Walid nach
       seinen Angaben fünf "Revolutionäre" getötet und 20 Menschen verletzt
       worden. Bani Walid hatte neben Gaddafis Heimatstadt Sirte im vergangenen
       Herbst zu den letzten Bastionen des alten Regimes gezählt.
       
       Zuvor hatten Nachrichtenagenturen gemeldet, Bani Walid sei von Anhängern
       Gaddafis eingenommen worden. Dabei seien fünf Personen getötet worden.
       Auslöser der Kämpfe sei den Meldungen zufolge die Festnahme von
       Gaddafi-Anhängern. Daraufhin hätten diese einen Stützpunkt der ehemaligen
       Rebellen gestürmt, die Kontrolle über die Stadt übernommen und grüne Fahnen
       gehisst. Wie Reuters hingegen am Dienstag aus Bani Walid berichtete,
       wollten lokale Würdenträger ihre eigene Stadtverwaltung bilden. Sie lehnten
       jeden Einfluss aus Tripolis ab und seien keine Anhänger Gaddafis. Der
       Berichterstatter konnte keine grünen Fahnen in der Stadt entdecken.
       
       ## Regierungsgebäude in Bengasi gestürmt
       
       Der Vorfall in Bani Walid erfolgte kurz nach heftigen Protesten gegen den
       herrschenden Nationalen Übergangsrat (TNC) in Bengasi. Dort, im Geburtsort
       der libyschen Revolution am 17. Februar vergangenen Jahres, hatten
       Demonstranten am Samstag den Sitz des TNC gestürmt und die Fassade des
       Gebäudes in Brand gesetzt. Die Protestierenden werfen dem TNC mangelnde
       Transparenz und die Zusammenarbeit mit ehemaligen Gaddafi-Mitarbeitern vor.
       Daraufhin kündigte der Vizepräsident des Übergangsrats, Abdel Hafes Ghoga,
       am Sonntag seinen Rücktritt an. Er stand besonders in der Kritik. Ghoga
       erklärte gegenüber al-Dschasira, sein Rücktritt erfolge zum Wohl der Nation
       und sei zu diesem Zeitpunkt notwendig. Er fügte hinzu, der nationale
       Konsens während des Aufstands habe nach Kriegsende nicht gehalten.
       Stattdessen habe sich eine Atmosphäre des Hasses ausgebreitet.
       
       Während der Übergangsrat am Sonntag in Bengasi an einem unbekannten Ort
       tagte, warnte dessen Vorsitzender, Mustafa Abdul Dschalil, am Abend
       gegenüber einem libyschen Fernsehsender vor neuer Gewalt. "Wir treten nicht
       zurück, weil dies zu einem Bürgerkrieg führen würde", sagte Dschalil laut
       afp.In Bengasi und anderen Städten Libyens kommt es seit Wochen immer
       wieder zu Demonstrationen und Sit-Ins gegen den Übergangsrat. B.S.
       
       24 Jan 2012
       
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