# taz.de -- Tom Enders soll EADS-Chef werden: Volle Kontrolle für Major Tom
       
       > Erst Fallschirmjäger, dann Airbus-Chef, bald wohl Topmanager von EADS:
       > Tom Enders setzt sich im internen deutsch-französischen Machtkampf um die
       > Nachfolge von Louis Gallois durch.
       
 (IMG) Bild: Alle Airbusse fliegen … na? … genau: hoch!
       
       PARIS afp | Er gilt als knallharter Manager, der strategisch denkt und sich
       gegen zu viel staatliche Einflussnahme zur Wehr setzt: Der deutsche
       Airbus-Chef Tom Enders, der nun an die Spitze des europäischen Luftfahrt-
       und Rüstungskonzerns EADS rücken soll, hat auch um diese neue Führung
       unnachgiebig gekämpft.
       
       Am Donnerstag hat nun der Verwaltungsrat von EADS grünes Licht für die
       Ablösung des Franzosen Louis Gallois durch Enders gegeben. Wie das
       Unternehmen mitteilte, soll zudem der frühere Chef der Europäischen
       Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, in den Verwaltungsrat aufrücken. Er
       übernimmt den Sitz des Unternehmers Arnaud Lagardère, der ab 1. Juni
       Verwaltungsrat-Vorsitzender werden soll.
       
       Zwar blockierte die französische Regierung zeitweise seine Nominierung,
       weil sie ein deutsches Übergewicht durch Enders' Pläne befürchtete. Doch am
       Ende setzte der 53-Jährige Enders offenbar seinen Willen durch. Bei dem
       Streit ging es wieder um die alten deutsch-französischen Reibereien: Der
       französische Staat, der mit 15 Prozent an EADS beteiligt ist, wollte
       angeblich Enders' Personaltableau für die neue Führungsriege bei EADS und
       der Tochter Airbus nicht akzeptieren.
       
       Zu viele Deutsche, zu wenig Franzosen, hieß es. "Tom wird das nicht von
       einem Staat mit sich machen lassen", zitierte das Hamburger Abendblatt
       einen Insider. Sonst könnte Enders womöglich alles hinschmeißen: "Dann
       müssten sie sich einen anderen Chef suchen."
       
       So weit wollte es die Regierung in Paris doch nicht kommen lassen, denn
       Enders ist unumstritten einer der Top-Manager. Der frühere Fallschirmjäger
       bei der Bundeswehr, der deshalb den Spitznamen "Major Tom" trägt, konnte
       zuletzt als Airbus-Chef glänzende Bilanzen vorlegen. Im vergangenen Jahr
       schnellten die Bestellungen auf eine Rekordzahl von 1.419 Maschinen, der
       US-Konkurrent Boeing wurde zum wiederholten Male abgehängt.
       
       ## Undiplomatischer Sanierer
       
       Enders, der als direkt und zuweilen auch undiplomatisch bekannt ist, setzte
       bei Airbus ab 2007 ein umfassendes Sanierungs- und
       Rationalisierungsprogramm um. Trotz vieler Erfolge – insbesondere mit dem
       spritsparenden Mittelstrecken-Kassenschlager A320neo – bestehen allerdings
       eine Reihe von Baustellen fort: technische Probleme beim Riesen-Airbus
       A380, Lieferprobleme beim Militärtransporter A400M und Verzögerungen beim
       Langstreckenflugzeug A350.
       
       Entmutigen ließ sich Enders durch Rückschläge noch nie, denn für ihn zählt
       die längerfristige Perspektive. Es sei nicht entscheidend, früher oder
       später mit einem Flugzeug am Markt zu sein, das Produkt müsse besser sein,
       sagte er kürzlich der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Mit Blick auf eine
       mögliche Aufholjagd des US-Konkurrenten Boeing stichelte der begeisterte
       Sportler: "Wir sind hier nicht in einem Testosteron-Rennen."
       
       Der vierfache Familienvater Enders spricht aus persönlicher Erfahrung, wenn
       er darüber redet, wie man sich unermüdlich an die Spitze kämpft: Der
       Älteste von vier Brüdern wuchs im Westerwald als Sohn eines Schäfers auf.
       Zuhause musste er von klein auf mithelfen und hart anpacken. Dank einer
       Lehrerin, die seine Begabung erkannte, kam er aufs Gymnasium. Später
       studierte er Politik, Volkswirtschaft und Geschichte, 1987 erhielt er den
       Doktortitel. Zunächst arbeitete er als Sicherheitsexperte in der Politik,
       anfangs bei der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung, später für den
       Planungstab des Verteidigungsministeriums.
       
       Zur Industrie kam Enders erst 1991, als er zur Deutschen Aerospace (Dasa)
       wechselte. Auch dort legte er eine steile Karriere hin, war am Ende Chef
       der Unternehmensentwicklung und dadurch bis 1999 an den Verhandlungen
       beteiligt, die zur Gründung der europäischen EADS führten. Ab 2000 leitete
       er dort die Sparte Rüstung. Einige Jahre später stieg er in die damals noch
       bestehende EADS-Doppelspitze als Ko-Vorstandschef auf.
       
       Aus seiner Abneigung gegen nationalistisches Denken machte Enders nie einen
       Hehl. Und als die konfliktträchtige Doppelspitze 2007 abgeschafft wurde,
       begrüßte dies auch Enders, obwohl nicht er, sondern der Franzose Louis
       Gallois neuer EADS-Chef wurde. Zuletzt arbeiteten die beiden
       vergleichsweise reibungslos bei EADS und Airbus zusammen. Wenn es nach
       Enders geht, soll dies auch mit der neuen Führungsspitze so bleiben – trotz
       des Rückfalls in deutsch-französische Rangeleien vor seiner Ernennung.
       
       26 Jan 2012
       
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