# taz.de -- Öffentlich-Rechtliche gegen Verleger: Streit um die Spielregeln
       
       > In der Debatte um die "Tagesschau"-App ist das letzte Wort noch nicht
       > gesprochen. Begrenztes Verständnis und wachsende Unsicherheit machen sich
       > breit.
       
 (IMG) Bild: Die Tagesschau-App soll weniger texten und mehr bebildern. Ist dafür nicht eigentlich eine andere Zeitung zuständig?
       
       BERLIN taz | Am Tag danach gibt man sich wortkarg: Der von der [1][taz
       veröffentlichte Entwurf über neue Spielregeln in der Online-Welt], auf den
       sich ARD, ZDF und die Zeitungsverleger einigen wollen, sei nicht der letzte
       Stand der Gespräche, man bitte um Verständnis.
       
       Doch nicht nur beim NDR, der außer für die "Tagesschau" auch für
       [2][tagesschau.de] und die bei den Verlegern alles andere als beliebte
       "Tagesschau"-App zuständig ist, hält sich das Verständnis in Grenzen.
       Schließlich befürchten viele JournalistInnen bei den öffentlich-rechtlichen
       Sendern, dass ihre IntendantInnen ohne Not den Verlegern und ihrem Verband
       zu weit entgegenkommen.
       
       Hauptkampflinie war dabei immer die "elektronische Zeitung", die vor allem
       die ARD mit den "Tagesschau"-Ablegern nach Meinung der Verleger im Netz
       unterhalte. Der Entwurf sieht grundsätzlich vor, dass sich künftig die
       Sender vor allem auf Video- und Audio-Angebote konzentrieren - und sich bei
       Texten zurückhalten. Die Verlage sollen dafür in erster Linie auf Text
       setzen – und sich bei Videos beschränken. Das dürfte für die meisten
       Online-Angebote von Zeitungen kein all zu großer Verlust sein: Videos sind
       teuer und bringen vor allem bei regionalen Blättern nicht sehr viel.
       
       Doch derlei Trennung ist in der digitalen Welt eigentlich schon überholt.
       Für viele öffentlich-rechtliche Redakteure ist die Politik von ARD und ZDF
       unverständlich: Schließlich hatte der Richter beim von acht großen Verlagen
       gegen die "Tagesschau"-App angestrengten Prozess schon zum Auftakt im
       Oktober durchblicken lassen, dass Angebote wie tagesschau.de nebst App
       rechtlich in Ordnung gingen.
       
       ## Der Prozess geht weiter
       
       Der nächste Prozesstermin ist im März angesetzt, allerdings hatte der
       vorsitzende Richter selbst angeregt, dass sich Sender und Verlage um eine
       außergerichtliche Lösung bemühen. ARD-Juristen mögen sich aktuell auch dazu
       nicht äußern. Einige von ihnen, heißt es intern, sorgten sich, weil der
       Senderverbund hier klare Rechtspositionen preisgebe und Angebote aufgeben
       oder einschränken würde, die zu seinem Auftrag gehörten.
       
       In den Redaktionen mache sich "zunehmend Unsicherheit" breit, sagte ein
       ARD-Mitarbeiter gestern. Immerhin sei nun der "Informationsfluss besser
       geworden". Beim für die "Tagesschau" zuständigen NDR hieß es auf
       taz-Anfrage, man äußere sich "derzeit nicht öffentlich zu dem Thema".
       Verleger wie Öffentlich-Rechtliche wollen bis Ende Februar einen Kompromiss
       erarbeiten. Ab dem kommenden Wochenende tagen die ARD-IntendantInnen in
       Erfurt – spätestens dann werden sie ihr Stillschweigen brechen müssen.
       
       30 Jan 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /ffentlich-Rechtliche-im-Netz/!86624/
 (DIR) [2] http://www.tagesschau.de/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) ARD-interner Streit um Internet-Strategie: Darf's ein bisschen mehr Text sein?
       
       Die Redaktionskonferenz Online der ARD schießt scharf: Es geht um die
       geplante Einigung mit den Verlegern beim Streit darum, welche Netzinhalte
       die ARD anbieten darf.
       
 (DIR) Streit zwischen ARD und Verlegern ums App: Einigung bis Karneval
       
       Die Verleger machen Druck auf die ARD und ihr "tagesschau"-App. Doch auf
       der Sitzung der ARD-Intendanten in Erfurt war wenig Kämpferisches zu
       vernehmen.
       
 (DIR) ARD-Intendanten-Treffen: Sie müssen mal reden
       
       In der ARD-Anstalt rumort es, weil die Herrscher des Senders den
       Zeitungsverlegern beim Kampf um die eigenen Inhalte im Internet weit
       entgegengekommen sind.
       
 (DIR) Kommentar Netzpolitk ARD und ZDF: Die Angst der Saturierten
       
       Das Einknicken der Öffentlich-Rechtlichen vor den Zeitungsverlegern nützt
       beiden Seiten nichts. Leittragende sind mal wieder die Gebührenzahler.
       
 (DIR) Öffentlich-Rechtliche im Netz: Friedensangebot für die Verleger
       
       Der Versuch, die alte Medienwelt festzuschreiben: Im Streit über
       Internetangebote von ARD und ZDF liegt ein Entwurf für eine Einigung mit
       dem BDZV vor.
       
 (DIR) Streit um "tagesschau"-App: Die Dinos spielen Aussterben
       
       Verleger und öffentlich-rechtliche Sender haben mal wieder geredet. Nun
       wollen sie ihren Kampf um die App-Hoheit in den nächsten Wochen beilegen.