# taz.de -- Zum Tode Whitney Houstons: In die Musik hineingeboren
       
       > Sie wollte an der Grammy-Zeremonie teilnehmen, doch dazu kam es nicht
       > mehr. Die US-Sängerin Whitney Houston ist im Alter von 48 Jahren
       > gestorben – eine Würdigung.
       
 (IMG) Bild: Öffentlich mitreißend, privat voller Probleme: Whitney Houston (Archivfoto vom Mai 2010).
       
       WASHINGTON taz | "Traurig" und "geschockt". Aber "nicht überraschend". So
       lauteten die ersten Reaktionen auf den Tod von Whitney Houston am
       Samstagnachmittag in Los Angeles.
       
       Während Detektive im vierten Stock nach der Ursache für den plötzlichen Tod
       der 48jährigen suchten, versammelten sich im selben Gebäude KollegInnen zu
       einer Party am Vorabend der Grammy-Zeremonie, wegen der die Queen of Pop im
       Hotel war.
       
       Die Frau, die mit ihrer Stimme drei Oktaven umarmen und ein Publikum in
       aller Welt zu Tränen rühren konnte, hat den Grammy sechs Mal gewonnen und
       war 26 Mal dafür nominiert. Bei Bekanntwerden ihres Todes unterbrachen alle
       US-Nachrichtensender ihr Programm.
       
       Bis lange nach Mitternacht spielten sie Hits wie "I am every woman" und
       "I'll always love you". Und arbeiteten an der Unsterblichmachung der Diva.
       Gleichzeitig wurde bekannt, dass Familienangehörige noch wenige Minuten vor
       ihrem Tod mit Whitney Houston gesprochen haben und es ihr "gut" gegangen
       sei.
       
       ## Der "Soundtrack unserer Leben"
       
       "Sie ist eine der größten Stimmen in der Geschichte der Musik", sagte der
       R&B Sänger Smokey Robinson an ihrem Todesabend . Und die Rapperin Mc Lyte
       nannte sie den "Soundtrack unserer Leben". Clive Davis, der Mann, der
       Whitney Houston als 20-Jährige unter Vertrag genommen hat, hielt an seiner
       Vor-Grammy-Party, an der sie nicht mehr teilnehmen konnte, fest. Zahlreiche
       Stars nutzten den Abend für eine erste Hommage an Whitney Houston. Auch
       Grammy-Veranstalter Ken Ehrlich sagte, dass Whitney Houston am Sonntag,
       beim Grammy-Abend "respektvoll gewürdigt" werde.
       
       Whitney Houston wurde 1963 im Bundesstaat New Jersey in die Musik
       hineingeboren. Ihre Cousine ist die Sängerin Dionne Warwick. Ihre Mutter
       Cissy Houston singt im Gospelchor der Kirche und als Begleiterin von Elvis
       Presley und Aretha Franklin. Letztere wird Whitneys Patin. Das Mädchen
       tritt mit fünf Jahren im Chor auf, singt ihr erstes Solo mit elf und fällt
       mit einer mächtigen Stimme und großer Schönheit auf.
       
       Nach Abschluss des Plattenvertrags mit Clive Davis startet sie ihre
       internationale Karriere wie ein Komet. Bis zu ihrem Tod hat sie 170
       Millionen Platten verkauft. In den 80er Jahren führt sie sieben Mal
       hintereinander die US-Hitparaden an. Und übertrifft alle vorausgegangenen
       Erfolge der Pop-Musik – die Beatles inklusive. Generationen von
       US-AmerikanerInnen wachsen mit ihrer Stimme auf.
       
       Ihre Interpretation der Nationalhymne beim Super Bowl des Jahres 1991 läuft
       bis heute in Stadien quer durch die USA zum Auftakt von Football und
       Basketballspielen. Obwohl jedes Jahr ein neuer Star seine Version der Hymne
       zum Super Bowl vorträgt. Und zahlreiche Weltstars, darunter Mariah Carey,
       Celine Dion und Christina Aguilera berufen sich auf Whitney Houston als ihr
       großes Vorbild.
       
       ## Spiegelbild Michael Jacksons
       
       Doch Whitney Houstons musikalischer Erfolg ist begleitet von einem
       komplizierten Privatleben. Sie hat eine 2007 geschiedene Ehe voller Tumulte
       mit dem Musiker Bobby Brown. Sie changiert zwischen Drogenmissbrauch und
       Entziehungskuren. Und zum 30. Dienstjubiläum von Michael Jackson im Herbst
       2001 ist sie so dürr geworden, dass am nächsten Tag das Gerücht die Runde
       macht, sie sei tot.
       
       Wenige Monate nach Michael Jacksons Tod im Jahr 2009 bezeichnet Whitney
       Houston ihn in einem Interview als "Spiegel". Houston: "Es war, als würde
       ich mich in ihm selbst sehen. Er reflektierte meine eigenen Probleme mit
       Drogen". Sie hat den befreundeten Musiker nie wieder getoffen. Sondern nur
       noch mit ihm telefoniert.
       
       Anfang des Jahrtausends verschwindet Whitney Houston für lange Zeit von der
       Bühne – wegen ihrer öffentlichen Exzesse. In einem Interview mit der
       Fernsehjournalistin Diane Sawyer spricht sie mit einer kaum wiedererkennbar
       gewordenen Stimme von ihren "Problemen". Sie versichert, dass sie kein
       Crack nehme – weil das "billig" und "scheiße" sei, nennt aber andere
       Drogen.
       
       2009 versucht sie ein Comeback. Bei einem Konzert im Central Park in New
       York ist ihre 15-jährige Tochter, ihr einziges Kind, wieder mit auf der
       Bühne. Bobbi Kristina ist schon singend mit ihrer Mutter aufgetreten, als
       sie der großen Whitney nicht einmal bis zur Hüfte reichte. Doch 2009 ist
       die Situation anders. Whitney Houston wird bei ihrer Tournee durch die USA
       wieder ausgebuht. Anschließend verschwindet sie erneut in der Versenkung.
       
       In den letzten Wochen und Monaten glaubten Fans, dass es Whitney Houston
       wieder besser ging. Sie war zu neuer Schönheit erblüht. Ging auf Partys.
       Und plante einen Film. Aber wer ihre Karriere und ihr Leben verfolgt hat,
       wusste, dass die Sängern mit sich kämpfte. Sie selbst hat einmal gesagt:
       "Ich bin selbst mein größter Teufel. Ich bin entweder meine beste Freundin
       oder meine größte Feindin."
       
       12 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
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