# taz.de -- Treffen der Eurogruppe abgesagt: Keine Kohle in Athen
       
       > Ein weiteres Rettungspaket für Griechenland ist vorerst gestoppt, die
       > Eurogruppe hat ihr Treffen vertagt. Auch der Schuldenerlass des
       > Privatsektors ist vorerst vom Tisch.
       
 (IMG) Bild: In schlechtem Zustand: die "Bank of Greece" in Athen.
       
       BERLIN/BRÜSSEL dapd | Ein für Mittwoch angesetztes Treffen zur
       Griechenland-Rettung der Eurogruppe in Brüssel wurde überraschend abgesagt.
       Derweil treibt die verordnete Schocksanierung Griechenland immer tiefer in
       die Rezession. Die Wirtschaftsleistung des Landes schrumpfte im vierten
       Quartal um sieben Prozent, wie das nationale Statistikamt am Dienstag
       mitteilte.
       
       Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble verteidigte dessen ungeachtet den
       harten Sparkurs und wirft der griechischen Konservativen mangelndes
       Bekenntnis zu den Maßnahmen vor. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker
       erklärte angesäuert, statt des direkten Treffens werde es nun eine
       Telefonkonferenz der Ressortchefs geben, um offene Fragen zu beraten.
       
       Weder lag bis zum Dienstag die geforderte Zusicherung der griechischen
       Koalitionsparteien vor, das Sparprogramm umzusetzen. Zudem gibt es noch
       keine Einigung, wie eine Finanzierungslücke von 325 Milliarden Euro
       geschlossen werden soll. Und auch die Analyse der Troika zur
       Schuldentragfähigkeit lag noch nicht vor.
       
       "Weitere technische Arbeit zwischen Griechenland und der Troika ist
       notwendig", erklärte Juncker. Die Hoffnung, bereits am Mittwoch erhalte
       Athen die Zusage für ein zweites Rettungspaket von 130 Milliarden Euro und
       auch die Zustimmung, um den Schuldenerlass des Privatsektors einzuleiten,
       haben sich damit zerstoben. Nächster möglicher Termin dafür ist der Montag,
       wenn die Euro-Finanzminister zu ihrer regulären Sitzung zusammenkommen.
       
       Möglicherweise sind die Griechen vom Sparprogramm nachhaltig geschockt. Die
       Hellenen sollen eine Absichtserklärung für neue Notkredite von 130
       Milliarden Euro unterzeichnen, und laut dem dapd vorliegenden Entwurf
       knüpfen die Euro-Länder die Auszahlung neuer Notkredite an scharfe
       Bedingungen.
       
       ## Stärkere Belastung der Wohlhabenden
       
       Per Nachtragshaushalt und anderer Gesetze muss Athen unter anderem
       sicherstellen, dass unter anderem 1,1 Milliarden Euro in der
       Gesundheitsversorgung gespart werden, Militärausgaben um 300 Millionen Euro
       gesenkt und andere Investitionen um 400 Millionen Euro zusammengestrichen
       werden.
       
       Kern des neuen Programms sei eine faire Steuerreform, die auch Wohlhabende
       stärker an den Lasten beteilige, sagte EU-Währungskommissar Olli Rehn in
       Straßburg. "Wir stehen an der Seite Griechenlands, damit das neue Programm
       ein Erfolg wird", sagte er.
       
       Schäuble sagte im ZDF, die harten Sparmaßnahmen seien alternativlos, das
       Land habe lange über seine Verhältnisse gelebt. So liege etwa der
       gesetzliche Mindestlohn über dem Durchschnitt der Euro-Staaten.
       Griechenland sei zu teuer in seinen Produkten. Die Hellenen bräuchten
       dringend eine wettbewerbsfähigere Wirtschaft, erklärte der CDU-Politiker.
       
       15 Feb 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Wolfgang Schäuble zur Eurokrise: Deutscher Kassenwart tritt nach
       
       Kurz vor der Entscheidung über ein neues Hilfspaket stellt
       Bundesfinanzminister Schäuble den guten Willen Griechenlands infrage. Und
       löst damit Empörung in Athen aus.
       
 (DIR) Sparzusage der Koalitionschefs: Athen gibt's der Eurozone schriftlich
       
       Sozialisten und Konservative in Griechenland verpflichten sich in einem
       Papier zu Reformen und Sparplänen. Damit ist eine Bedingung für neue
       Millardenhilfen erfüllt.
       
 (DIR) Alltag in Griechenland: Für einen Job nach Syrien
       
       Ein Händler ohne Laden, ein Ingenieur ohne Arbeit, eine Rentnerin mit
       Schulden. Die Arbeitslosenquote in Griechenland ist auf über 20 Prozent
       angestiegen.
       
 (DIR) Überleben in Griechenland: Die Freiheit, weiterzumachen
       
       Die Belegschaft der Zeitung "Eleftherotypia" arbeitet, obwohl der Verlag
       nicht mehr zahlt. Jetzt wird die Tageszeitung selbstverwaltet von der
       Belegschaft herausgegeben.
       
 (DIR) Kommentar Griechenlands Sparkurs: Wenn Sparen nur noch schadet
       
       Der brachiale Sparkurs in Griechenland verstärkt die Wirtschafts- und
       Schuldenkrise. Wie soll das Land seine Schulden abbauen, wenn die
       Wirtschaft am Boden liegt?
       
 (DIR) Griechenlands Sparkurs: "Ich bin froh, wenn ich noch Strom hab"
       
       Lebensmittel tauschen, drei Pullover in der kalten Wohnung tragen und leere
       Bibliotheken. Drei Griechinnen erzählen von ihrem Alltag unter dem rigiden
       Sparkurs der Regierung.
       
 (DIR) Streit der Woche: Eurokrise – ist Deutschland zu hart?
       
       Seit Monaten diktiert die Bundesregierung der EU den Rettungskurs in der
       Währungskrise – in teilweise harschem Ton. Das Murren im Ausland dagegen
       wächst.