# taz.de -- Kolumne Blicke: Wie das angefangen hat mit dem iPad
       
       > Ein Ding im Karton, das erst mal im Rucksack bleibt. Bis die Kinder
       > kommen.
       
       Wie ich meinen iPad oder mein iPad dann in der Hand gehalten habe, war ich
       irgendwie total ergriffen. Also stolz. Also den Karton. Ich habe den Karton
       in der Hand gehabt, von meinem iPad. Und mit diesem Karton bin ich dann in
       der Redaktion herumgelaufen und habe gesagt: "Schaut mal, ich hab schon
       mein neues iPod!"
       
       Da haben alle sich mit mir gefreut und ganz herzlich gelacht. Und ich habe
       erst später verstanden, dass sie gar nicht herzlich gelacht haben. Aber das
       war mir dann egal, weil: Ich hatte ja jetzt das Ding.
       
       Ich war mir dabei ganz lang unsicher, ob ich den iPad, das unsere
       Geschäftsführung uns organisiert hat, überhaupt haben will. Ob ich es
       brauche. Das habe ich dann beim Abendessen mit meinem Sohn besprechen
       wollen. Der ist elf. Wie mein Sohn gehört hat, wie ich über den iPad rede,
       so ein ganz bisschen unsicher halt noch, da hat er mich immer komischer
       angeschaut. Und irgendwann ist er dann aufgestanden, was er schon machen
       darf, wenn er fertiggegessen hat, er soll halt vorher fragen, aber er hatte
       gar nicht fertiggegessen.
       
       Er ist einfach so aufgestanden und ins Zimmer gegangen, wo sein kleiner
       Bruder schon auf ihn gewartet hat, dass der große mit dem Essen fertig ist,
       weil allein darf er nicht dieses Lego-Star-Wars-Spiel spielen.
       Fertiggegessen hat er aber immerhin schon gehabt, der kleine, und er hat
       auch gefragt, ob er aufstehen darf, obwohl, ich weiß es nicht mehr so
       genau. Weil ich war ja auf den iPad konzentriert.
       
       Mein großer Sohn hat dann zu meinem kleineren Sohn gesagt, der ist sechs,
       er soll mal in die Küche kommen. Warum, hat ihn sein kleiner Bruder
       gefragt. Wir kriegen ein iPad, hat mein großer Sohn gesagt. Und da sind die
       beiden auch schon in der Küche gestanden und haben mich gefragt, wann das
       iPad kommt. Und ich habe gesagt morgen, obwohl ich gar nicht wusste, ob das
       stimmt. Aber so wie sie mich angeschaut haben, habe ich eben gesagt,
       morgen. Dann sind sie wieder rüber gegangen und haben angefangen
       Lego-Star-Wars zu spielen. Ich habe mir vorgenommen, ein andermal über die
       Arbeitsbedingungen in China zu reden. Das mit dem Elend kannst du noch so
       oft erzählen, hab ich gedacht, da kannst du dir ja auf dem iPad eine Notiz
       machen. Dann habe ich allein fertiggegessen. Und abgespült. Klar.
       
       Als ich am nächsten Tag tatsächlich mit dem iPad nach Hause gekommen bin,
       waren die Kinder gar nicht mehr bei mir. Das hatten wir irgendwie alle
       vergessen. Theoretisch hätte ich also jetzt noch sagen können, sorry, ich
       habe doch kein iPad. Theoretisch.
       
       Den iPad habe ich dann erst mal im Rucksack gelassen, weil, es war
       Wochenende. Ohne Kinder, da brauche ich keinen Rucksack. Am Sonntag habe
       ich dann den Karton doch rausgeholt und wollte den iPad mal anschauen und
       auch einschalten, aber da habe ich mich erinnert, dass es in der Redaktion
       geheißen hat, dass der iPad erst mal 24 oder 48 oder 72 Stunden oder so
       aufgeladen werden muss, ununterbrochen! Da habe ich aber dann erst recht
       eingeschalten und der Akku war auf 96 Prozent. Da hab ich mir gedacht,
       schau an. Da wird ja ein Haufen Schmarrn erzählt. Über dieses Ding.
       
       16 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ambros Waibel
       
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