# taz.de -- Kommentar Südafriks Minirockstreit: Afrikas Frauen werden laut
       
       > Der Protest der ANC-Frauen ist längst überfällig: Übergriffe auf Frauen
       > in Miniröcken gehören wie das Geschlechterverhältnis zu den großen Tabus.
       > Endlich tut sich was.
       
       Das Geschlechterverhältnis gehört zu den großen Tabus in Diskussionen um
       die Entwicklung Afrikas. Die afrikanische Politik ist extrem männlich
       geprägt, und unter arrivierten neureichen oder mächtigen afrikanischen
       Männern gelten Verhaltensweisen gegenüber Frauen, die in Europa absolut
       inakzeptabel wären, als völlig normal.
       
       Südafrika hat die höchste Vergewaltigungsrate der Welt, Bürgerkriege von
       Kongo bis Liberia gehen mit brutalsten sexuellen Übergriffen einher. In den
       meisten Ländern sind Frauen im Erb- und Eigentumsrecht, in Gesundheits- und
       Bildungswesen benachteiligt.
       
       Zugleich wird zuweilen eine extreme und bigotte Form von Prüderie
       gepredigt, in der Frauen das Tragen kurzer Röcke oder auch von Hosen
       verboten wird, um die öffentliche Moral zu schützen. Dazu neigen islamische
       wie christliche Fundamentalisten gleichermaßen, und es ist auch ein
       beliebtes Disziplinierungsinstrument von Befreiungsarmeen, die eine
       Hauptstadt erobern und ihr neues, straffes Regiment deutlich machen wollen.
       
       Am Körper der Frau wird Macht durchexerziert. In kurioser Weise hat das
       moderne Afrika dabei auch den kolonialen Blick auf sich selbst
       verinnerlicht, der Entblößung als Zeichen von Unzivilisiertheit und
       Rückständigkeit wertete. Erst vor drei Jahren stellte eine nigerianische
       Politikerin bei der UN-Generalversammlung den Antrag, das Tragen eines
       Minirocks oder das Zeigen des Bauchnabels mit drei Monaten Haft zu
       bestrafen.
       
       Dass die ANC-Frauenliga in Südafrika jetzt männliche Übergriffe auf Frauen
       in Miniröcken anprangert und die Regierung zum Handeln drängen will, ist
       überfällig. Letztes Jahr erhielten zwei Kämpferinnen aus Liberia den
       Friedensnobelpreis, das Schicksal kongolesischer Vergewaltigungsopfer ist
       mittlerweile weltweit bekannt. Endlich tut sich etwas.
       
       21 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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