# taz.de -- TISCHTENNIS: Finale in Sicht
       
       > Am Freitag könnten die Berliner Damen ins Champions-League-Finale
       > einziehen - trotzdem tut sich der Sport schwer damit, Aufmerksamkeit zu
       > bekommen
       
 (IMG) Bild: Mit Ausnahme von Weltklassespieler Timo Boll tun sich Tischtennis im Allgemeinen und der ttc berlin eastside im Besonderen trotz Champions-League-Spielen schwer, Aufmerksamkeit zu bekommen.
       
       Das Topspiel der Tischtennis-Bundesliga am Sonntag wird vor nur rund 200
       ZuschauerInnen in der Sporthalle am Anton-Saefkow-Platz in Lichtenberg
       ausgetragen. Sie sind gekommen, um die Frauen vom ttc berlin eastside zu
       sehen, die Tabellendritten. Angereist aus dem Saarland ist als Gegner der
       Tabellenzweite TTSV Saarlouis-Fraulautern. Der ttc will heute mit einem
       Sieg die Chance wahren, deutscher Vizemeister zu werden.
       
       Doch es ist nur eines von zwei ttc-Topspielen innerhalb einer Woche: Am
       morgigen Freitag kommen die Ungarinnen von Budaörsi SC nach Berlin. Da geht
       es dann nicht um die Bundesliga, sondern um die Champions League, in der
       die besten Teams Europas gegeneinander antreten. Gegen Budaörsi kann der
       ttc den Sprung ins Finale des internationalen Wettbewerbs schaffen. Und die
       Chancen stehen gut: Das Halbfinal-Hinspiel gewannen die Berlinerinnen 3:1.
       
       ## Silber bei der EM in Danzig
       
       An diesem Sonntag, dem Tag der Generalprobe für das Champions-League-Spiel,
       sind die BesucherInnen in Lichtenberg aber erst einmal zur
       Bundesliga-Partie gekommen. Für Berlin spielen die Stammspielerinnen:
       Georgina Pota, Petra Lovas, Polina Mikhaylova und die deutsche
       Tischtennisspielerin des Jahres 2011, Irene Ivancan. Erst im Herbst holte
       sie Silber bei der Europameisterschaft in Danzig. Für ttc-Managerin Tanja
       Krämer ist die 28-Jährige ein Gewinn für den Verein: "Durch Irene haben wir
       auf jeden Fall Aufmerksamkeit gewonnen."
       
       Die Spielerinnen gehen an die zwei Tische, um mit den Doppelpaarungen zu
       beginnen. Neun Mannschaften spielen in der Bundesliga. Pro Spiel werden
       erst zwei Doppel und dann höchstens acht Einzel gespielt, sechs Punkte
       braucht ein Team, um zu gewinnen.
       
       Auf der Tribüne steht Rainer Hoffmann. "Ich habe die Mannschaft in der
       Kombination noch nie gesehen", sagt er. Hoffmann ist Schiedsrichter des
       Deutschen Tischtennis-Bundes, heute aber nur zum Zuschauen hier und extra
       aus Nordrhein-Westfalen angereist. Der ttc kann auf seine Unterstützung
       zählen: Als das Spiel beginnt, legt er den Finger auf die Lippen und schaut
       konzentriert zu. Nach einer halben Stunde steht es 1:1 - ein Doppel haben
       die Berlinerinnen gewonnen, eines verloren.
       
       "Letztendlich kommen Leute, die über Mundpropaganda von uns gehört haben -
       oder Tischtennisspieler", erklärt Managerin Krämer die Zusammensetzung des
       Publikums. Fast alle haben hier einen Bezug zum Sport, viele spielen selbst
       in einem Verein. Am Freitag erwartet Krämer 150 Fans zur Champions League -
       dann im Freizeitforum Marzahn. Für 8 Euro kann man dabei sein.
       
       "Wir möchten Marzahn-Hellersdorf durch sportlichen Erfolg repräsentieren",
       sagt Krämer. Das sportliche Ziel für die kommenden Jahre sei, nach mehreren
       Vizemeister-Titeln endlich Deutscher Meister zu werden. "Dafür fehlen uns
       aber 50.000 Euro", sagt die Managerin: "Um eine Nummer eins zu haben, die
       kein Spiel verliert." Das Jahresgehalt von Profispielerinnen variiere, so
       Krämer, es liege in der Regel zwischen 15.000 und 40.000 Euro. Der ttc habe
       insgesamt einen Gesamthaushalt von jährlich 150.000 Euro zur Verfügung.
       
       ## Der ttc ist Aushängeschild
       
       Für Christian Nohl, Geschäftsführer des Berliner Tischtennis-Verbands, ist
       der ttc berlin eastside ein Aushängeschild. Dennoch sei es für
       Tischtennis-Vereine natürlich schwierig, auch medial wahrgenommen zu
       werden. "Immerhin sind die Mitgliederzahlen in Berliner Vereinen konstant",
       sagt Nohl.
       
       Rund 6.500 SpielerInnen gibt es momentan - kein Vergleich zu den 116.000
       FußballerInnen in der Hauptstadt. Und dennoch ist Berlin in gut einer Woche
       Ausrichter eines weiteren großen Tischtennis-Events: Vom 2. bis 4. März
       2012 kämpfen Deutschlands TopspielerInnen um Timo Boll und Irene Ivancan im
       Velodrom um die Deutsche Tischtennis-Meisterschaft im Einzel und Doppel.
       
       Beim Bundesliga-Spiel zwischen dem ttc und den Saarländerinnen beobachtet
       Verbandsgeschäftsführer Nohl als Oberschiedsrichter die Partie. Ivancan
       spielt inzwischen gegen Li Fen, die derzeit beste Spielerin der Bundesliga.
       Nach einem starken ersten Satz verliert Ivancan dann doch noch 1:3. Auch
       ihre drei Teamkolleginnen verlieren ihre Einzelpaarungen - Zwischenstand
       ist 1:5. Damit ist für den Berliner Club höchstens noch ein Unentschieden
       möglich.
       
       Als sich dann jedoch auch noch Georgina Pota gegen Li Fen geschlagen geben
       muss, ist das Spiel nach zweieinhalb Stunden endgültig mit 1:6 verloren -
       und damit wohl auch die Hoffnungen auf den Meister- oder Vizemeistertitel
       in dieser Saison. Zu groß ist nun der Abstand in der Tabelle auf
       Saarlouis-Fraulautern - die jedoch könnten es nun vielleicht sogar noch
       einmal mit dem Tabellenführer FSV Kroppach aufnehmen.
       
       ## Es wäre ein großer Erfolg
       
       "Ich weiß nicht, woran es heute gelegen hat", sagt Ivancan nach dem Spiel.
       Nun sei es doppelt so wichtig, am Freitag in das Champions-League-Finale
       einzuziehen: "Ich würde mich unglaublich darüber freuen, diesen Erfolg mit
       der Mannschaft feiern zu können."
       
       Nach dem 3:1-Hinspiel-Sieg gegen Budaörsi reicht es dem Team, zwei Einzel
       zu gewinnen; auch eine 2:3-Niederlage würde also den Finaleinzug bedeuten.
       Es wäre der größte Erfolg der Vereinsgeschichte, sagt Managerin Krämer:
       "Wir wollen auf jeden Fall unsere weiße Weste behalten und ungeschlagen ins
       Finale einziehen."
       
       23 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Wyrembek
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Sportpolitik
       
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