# taz.de -- EU-Kommisarin stellt Frauenquote vor: "Ich mag sehr, was Quoten bewirken"
       
       > Die Unternehmen in der EU kommen nur mit Trippelschritten bei der
       > Frauenförderung voran. EU-Kommissarin Reding bereitet daher eine EU-weite
       > Frauenquote vor.
       
 (IMG) Bild: Will Firmen in der EU bei der Frauenförderung nachhelfen: Grundrechte-Kommissarin Viviane Reding
       
       BRÜSSEL taz | Die europäischen Unternehmen haben noch eine Gnadenfrist
       bekommen. Die EU-Kommissarin Viviane Reding hat am Montag darauf
       verzichtet, eine verbindliche Quote für Frauen in Führungsgremien
       vorzuschlagen.
       
       Sie will zunächst bis Ende Mai mit Vertretern der Wirtschaft darüber
       sprechen, welche konkreten Maßnahmen sich besonders eignen würden, um mehr
       Frauen in Führungspositionen zu bekommen. „Ich mag die Quote nicht. Aber
       ich mag, was die Quote erreicht. Vielleicht ist der Zeitpunkt nun
       gekommen“, sagte Reding am Montag in Brüssel.
       
       Bereits vor einem Jahr hat die Europäische Kommission die börsennotierten
       Unternehmen in der EU aufgefordert, mehr zu tun für die Förderung von
       Frauen. Damals hatte die Wirtschaft erklärt, sie schaffe das ohne Quote.
       Allerdings haben nur 24 Unternehmen die Selbstverpflichtung unterzeichnet,
       die einen Frauenanteil in Aufsichtsräten von 30 Prozent bis 2015 vorsieht.
       
       Und die Untersuchung der EU-Kommission zeigt, dass sich im vergangenen Jahr
       kaum etwas verändert hat in den europäischen Chefetagen. In den
       Aufsichtsräten hat sich der Anteil von Frauen gerade einmal von 12 auf 14
       Prozent erhöht. An der Spitze von Unternehmen stehen heute sogar noch
       weniger Frauen als vor einem Jahr.
       
       „Es herrscht weitgehend Stillstand, obwohl mittlerweile bekannt ist, dass
       eine ausgewogene Verteilung zwischen Männern und Frauen in Aufsichtsräten
       für bessere Geschäftsergebnisse sorgt“, sagte Viviane Reding. Außerdem habe
       eine Umfrage ergeben, dass über 70 Prozent der Europäer sich eine Quote
       wünschen, falls die bessere Beteiligung von Frauen anders nicht erreicht
       werden kann.
       
       ## Frauenteil steigt sprunghaft
       
       Eine wirkliche Verbesserung gab es nach der Analyse der Europäischen
       Kommission nur in den Ländern, die bereits eine verbindliche Frauenquote
       eingeführt haben. In Frankreich stieg der Frauenanteil in Aufsichtsräten in
       einem Jahr von 12 auf 22 Prozent. Auch in den Ländern, in denen zumindest
       über eine mögliche Quote diskutiert wurde, habe sich die Lage verbessert,
       sagte Reding. In Deutschland und Großbritannien sei der Anteil immerhin von
       13 auf 16 Prozent gestiegen.
       
       Aber das reicht der Brüsseler Kommissarin nicht. Sie will nun eine EU-weite
       Regelung ausarbeiten. Es könnte eine für alle verbindliche Direktive
       werden, aber auch nur eine Empfehlung, an die sich die Mitgliedsländer
       halten sollten. Außerdem ist noch völlig offen, wie eine solche EU-Quote
       gestaltet werden könnte. Reding kann sich zum Beispiel vorstellen, die
       Bezahlung von Aufsichtsräten zu streichen, falls nicht genügend Frauen im
       Gremium sitzen.
       
       Firmen, die Frauen besonders fördern, könnten auch belohnt werden.
       Frühestens im Sommer wird die EU-Kommission einen Gesetzesvorschlag
       vorlegen.
       
       Im EU-Parlament wurde zwar die Initiative der Kommissarin begrüßt,
       allerdings kritisierten mehrere Abgeordnete den erneuten Aufschub:. „Es
       wurde genug Zeit vertrödelt, jetzt brauchen wir einen starken
       Gesetzesvorschlag, damit den leeren Worthülsen endlich Taten folgen“, sagte
       Franziska Brantner von den Grünen. Auch die SPD-Abgeordnete Kerstin
       Westphal meint, dass es Zeit sei für einen konkreten Gesetzesvorschlag: „Es
       geht darum, Frauen endlich die Möglichkeit zu geben, ihre Kompetenzen zu
       zeigen. Es braucht keine weiteren Untersuchungen.“
       
       5 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ruth Reichstein
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 (DIR) Schwerpunkt Feministischer Kampftag
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