# taz.de -- Finanzkrise in Griechenland: „Ein historischer Moment“
       
       > Mit einem Schlag wird Griechenland mehr als 100 Milliarden Euro an
       > Schulden los. Die EU gibt daraufhin ihr zweites Hilfspaket mit rund 35,5
       > Milliarden Euro frei.
       
 (IMG) Bild: Griechenlands Schulden über Nacht halbiert.
       
       ATHEN dpa/rtr | Nachdem Griechenland bekannt gab, dass der dringend
       benötigte Schuldenschnitt umgesetzt werden kann, gaben die
       EU-Finanzminister auch ein Teil ihres Hilfspakets frei. Bei einer
       Telefonkonferenz einigten sie sich am Freitag darauf, dass 30 Milliarden
       Euro zur Unterstützung des Schuldenschnitts plus 5,5 Milliarden Euro für
       die Begleichung aufgelaufener Zinsen nun bereit stehen. Das teilte
       Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker mit.
       
       Das Rettungspaket umfasst insgesamt 130 Milliarden Euro. Eine endgültige
       Entscheidung über das Gesamtpaket soll dem Vernehmen nach Anfang kommender
       Woche in Brüssel fallen.
       
       Zuvor hatte das Athener Finanzministerium bekannt gegeben, dass eine hohe
       Zahl privater Gläubiger ihre Anleihen freiwillig zum Umtausch eingereicht
       hätten. Bei den Papieren im Volumen von 177 Milliarden Euro, die nach
       griechischem Recht ausgegeben worden waren, seien es 85,8 Prozent. Bei den
       übrigen beträgt die Beteiligungsquote 69 Prozent. Dieser Schuldenschnitt
       war Voraussetzung für das neue Rettungspaket der internationalen Helfer.
       
       Damit will sich Finanzminister Evangelos Venizelos aber nicht
       zufriedengeben. Griechenland wolle nun alle Gläubiger mit Anleihen nach
       griechischem Recht zum Umtausch zwingen. Dazu müssten Umtauschklauseln
       aktiviert werden, die nach einem im Februar eigens verabschiedeten Gesetz
       nachträglich möglich sind.
       
       Zusammen mit den anderen Anleihen würde die Beteiligung am Schuldenschnitt
       dann insgesamt bei 95,7 Prozent liegen. Das würde 197 von insgesamt 206
       Milliarden Euro Anleihevolumen in der Hand privater Gläubiger abdecken.
       
       Zusätzlich soll die Frist für die Beteiligung von Anleihegläubigern nach
       ausländischem Recht bis zum 23. März verlängert werden.
       
       Die zuvor mit den Banken getroffene Grundsatzvereinbarung mit den Banken
       sieht einen Forderungsverzicht von 53,5 Prozent vor. Die Gläubiger erhalten
       im Tausch neue Anleihen mit langen Laufzeiten und relativ niedrigen Zinsen.
       
       Regierungssprecher Pantelis Kapsis sagte am Morgen im Fernsehen: „Es ist
       ein historischer Moment. Wir werden damit mehr als 100 Milliarden Schulden
       los.“
       
       Venizelos dankte den Gläubigern, „die unser ehrgeiziges Reform- und
       Anpassungsprogramm unterstützt und sich an den Opfern des griechischen
       Volks bei diesem historischen Unterfangen beteiligt haben“.
       
       Nach Bekanntwerden der Ergebnisses zum Umtauschangebot von alten in neue
       Anleihen sackte der Eurokurs zeitweise auf ein Tagestief von 1,3222 Dollar,
       fing sich dann aber bei 1,3237 Dollar. Griechenland hängt bereits seit 2010
       am internationalen Finanztropf und hatte damals Hilfszusagen von 110
       Milliarden Euro bekommen. Bald danach zeigte sich aber, dass diese Kredite
       nicht ausreichen, um Griechenland dauerhaft vor der Pleite zu bewahren.
       
       9 Mar 2012
       
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