# taz.de -- Hanna Poddig muss ins Gefängnis: Freiwillig in den Knast
       
       > Vollzeitaktivistin Hanna Poddig soll ins Gefängnis, weil sie einen
       > Militärtransport blockierte. Sie bereut nichts und geht trotzdem
       > freiwillig in den Knast.
       
 (IMG) Bild: Protestierte auch vor dem Gericht, das sie verurteilte: Poddig 2010.
       
       Doch, doch, auch in Bewegungskreisen schmunzeln einige über sie und ihre
       Prinzipien: „Die Obermutige“ nennen sie Hanna Poddig. „Die, die aus Prinzip
       jedes letzte Gefecht kämpft.“ Ab Donnerstag kämpft die aus Funk und
       Fernsehen bekannte selbsternannte Vollzeitaktivistin wieder eines dieser
       Gefechte: Weil sie 2008 mit einer Ankettaktion einen Militärtransport
       stundenlang blockierte und die vom Gericht verordneten 90 Tagessätze Strafe
       nicht zahlen will, geht die 26-Jährige nun freiwillig ins Gefängnis.
       
       „Das Strafsystem ist dazu da, Leute zur Reue zu bringen. Ich bereue aber
       nichts“, sagt Hanna Poddig. Zumindest einen Teil ihrer Strafe will Poddig
       nun symbolisch absitzen.
       
       Der längste Aufenthalt, den die Kletterspezialistin und erklärte Veganerin,
       die aus ihrem Rucksack lebt und keinen festen Lebensmittelpunkt hat,
       bislang in Polizeigewahrsam verbrachte, dauerte 30 Stunden. Damals wurde
       sie in Schottland festgenommen, beim Protest gegen eine Atom-U-Boot-Basis.
       
       Poddig, die als Tochter eines Professors und einer Lehrerin aus einem
       politischen Elternhaus stammt, verkörpert eine paradoxe Mischung aus
       radikaler Basisdemokratie und dem Bewusstsein für Medienperformance. Als
       Buchautorin rief sie zu einem radikalen Bewusstseinswandel auf, als
       Bewegungsheldin nimmt sie immer wieder Kamerateams auf ihren Feldzügen
       durch Lebensmittelcontainer mit. Und sie scheut keine Auftritte in großen
       Talkshows. Unter besonders basisdemokratischen AktivistInnen stört einige
       ihr Mut zur Selbstdarstellung. Andere empfinden sie als nörglerisch.
       
       Dabei betrachtet Poddig ihre eigene Ikonisierung durchaus pragmatisch: „Ich
       habe akzeptiert, dass es zu meiner Person ein Produkt gibt, das sich gut
       verkauft: Es ist weiblich, jung, halbwegs eloquent und gegen alles. Mit
       dieser Rolle, die sich von meiner realen Person unterscheidet, kann ich im
       Diskurs auch etwas bewegen.“
       
       Am Mittwochabend hat sie einen Termin beim ZDF-Talker Markus Lanz, es geht
       um den Knast. Talkshow-Einladungen zum Thema Wulff lehnte sie dagegen ab,
       weil sie „da nichts hätte bewegen können“. Tatsächlich hat Poddig zu Wulff
       allerhöchstens eine Verbindung: Wie viel Geld die Lanz-Redaktion für
       Poddigs geplanten Auftritt in die Revolutionskassen legt, will auch sie
       nicht sagen. Sie lacht: „Das steht so im Vertrag.“
       
       14 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Kaul
       
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