# taz.de -- Norden fordert Masterplan für Windstrom: Ohne Netz kein Strom
       
       > Weil Stromnetze fehlen, werden im Norden Windräder abgeschaltet. Die
       > norddeutschen Ministerpräsideten wollen dem Betreiber Druck machen. Auch
       > der Bund soll handeln.
       
 (IMG) Bild: Wenn die Rotoren stillstehen: Windanlagen zu drosseln ist das letzte Mittel, das Netz stabil zu halten.
       
       BERLIN dpa | Die Ministerpräsidenten der fünf norddeutschen Länder wollen
       die Windenergie schneller ausbauen. Sie verlangen ein Gesamtkonzept mit dem
       Bund rund um Offshore-Windparks, um die Ausbauziele zu erreichen.
       
       „Wir haben nicht mehr lange Zeit. Die Energiewende droht gegen die Wand zu
       fahren“, sagte Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) am Donnerstag.
       Außerdem wollen die Regierungschefs Druck auf die Netzgesellschaft Tennet
       ausüben, die Probleme beim Netzausbau hat.
       
       In einer gemeinsamen Erklärung forderten die Ministerpräsidenten einen
       Plan, wie die Windparks auf See ans Netz angeschlossen werden, und klare
       Regelungen, wer hafte, wenn Windparks bereits im Meer stehen, das Netz aber
       noch nicht fertig ist. Zudem fordern sie, höhere Vergütungen für den Stom
       vom Meer zu prüfen, wegen des größeren Risikos.
       
       Bundesregierung, Länder, Netzagentur und Unternehmen müssten an einen
       Tisch, sagte der Gastgeber, Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter
       Harry Carstensen (CDU). Man prüfe, ob ein Koordinator die Forderungen
       weiterverfolgen soll. Bis 2020 sollen Windparks mit 10.000 Megawatt
       Leistung in Nord- und Ostsee installiert sein. Sie könnten pro Jahr so viel
       Strom wie vier bis fünf Atomreaktoren liefern.
       
       Doch schon jetzt geraten die Überlandnetze im Nordosten Deutschlands an
       ihre Grenzen. Um eine Überlastung zu vermeiden, musste der norddeutsche
       Netzbetreiber 50Hertz Transmission im vergangenen Jahr an 45 Tagen Erzeuger
       von Windstrom anweisen, ihre Anlagen zu drosseln.
       
       Im Jahr zuvor war dies nur an sechs Tagen der Fall, gab
       50Hertz-Vorstandschef Boris Schucht bekannt. Windanlagen zu drosseln ist
       das letzte Mittel, das Netz stabil zu halten. Die Betreiber der Anlagen
       bekommen den nicht produzierten Strom trotzdem bezahlt.
       
       Die Steuerung von Engpässen im Netz habe das Unternehmen im vorigen Jahr
       101 Millionen Euro gekostet, nach 36 Millionen Euro 2010. „Diese Kosten
       werden noch steigen und letztlich von allen Kunden bezahlt“, erläuterte
       Schucht. Bläst etwa der Wind im Norden so stark, dass der produzierte Strom
       nicht komplett vom Netz aufgenommen werden kann, dann dürfen sich nicht
       mehr alle Windräder drehen. Zugleich kann aber an anderer Stelle Leistung
       fehlen, dort müssen dann zum Beispiel Gaskraftwerke hochgefahren werden.
       
       16 Mar 2012
       
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