# taz.de -- Filesharing im Untergrund: Verschlüsselt, verteilt, geheim
       
       > Das Verhalten der Medienindustrie drängt Filesharer in den Untergrund.
       > Eine neue Software-Generation soll die Nutzer vor Verfolgung schützen.
       
 (IMG) Bild: Verbindungen kaum nachvollziehbar: Kabelsalat im Untergrund.
       
       KÖLN taz | „Das Jahr 2012 ist das Jahr des Sturms“, [1][schreiben die
       Betreiber] des Filesharing-Portals The Pirate Bay in ihrem Blog. Und
       tatsächlich wird es wieder Mal ungemütlich für die Internet-Rebellen. Die
       erste Generation der Betreiber wurde von schwedischem Gericht zu
       Haftstrafen verurteilt, immer mehr Länder debattieren Schritte gegen die
       Seite und in den USA haben nun mehrere Provider zugestimmt, dem Datentausch
       in ihren Netzen nachzuspüren und Nutzer zu verwarnen.
       
       Wenn die Lage eng wird, ist es nicht schlecht, den Kopf einzuziehen. So hat
       The Pirate Bay die eigenen Server gesäubert und sein Angebot umgestellt.
       Statt sogenannter Torrent-Dateien zu verbreiten, die genaue Informationen
       enthalten, wo ein Computer eine bestimmte Datei aus dem Filesharing-Netz
       laden kann, veröffentlicht die Plattform nur noch „Magnet-Links“. Die
       enthalten nur noch eine digitale Signatur der gewünschten Datei, mit der
       ein Computer selbstständig im Filesharing-Netz nach dem gewünschten Inhalt
       suchen kann.
       
       The Pirate Bay [2][//thepiratebay.se/blog/208%E2%80%9C:gibt dafür
       technische Gründe] an. Doch der Haftungsgedanke spielt wohl auch eine
       entscheidende Rolle. Unlizensierte Dateien selbst zu verteilen, ist
       eindeutig illegal. Genaue Informationen zu verteilen, die zum Download eben
       dieser Dateien benötigt werden, wird von immer mehr Ländern unter Strafe
       gestellt. Doch ob es auch illegal ist anzugeben, mit welchem Suchwort ein
       Nutzer eventuell eine Datei irgendwo im Netz finden kann, wird für Juristen
       weltweit schwer zu klären sein.
       
       Andere Programmierer haben den Schritt von der Filesharing-Plattform zum
       führerlosen und dezentralen Verteilnetz schon vor Jahren vollzogen – und
       profitieren von der jetzigen Verunsicherung. So verzeichnet das wie The
       Pirate Bay auf Bittorrent-Technologie beruhende Programm Tribler plötzlich
       einen Nutzeransturm.
       
       Waren die Nutzerzahlen vor Kurzem kaum messbar, tummeln sich plötzlich
       [3][//statistics.tribler.org/%E2%80%9C:über 20.000 aktive Nutzer] im Netz.
       Das Programm, dass von Forscher an der Universität Delft entwickelt wurde,
       kommt ohne zentrale Server aus und soll daher jeglichen Zensurversuchen
       standhalten. Der Nachrichtendienst Torrentfreak
       [4][//torrentfreak.com/tribler-makes-bittorrent-impossible-to-shut-down-120
       208/%E2%80%9C:zitiert einen Entwickler] gar mit dem Satz: „Der einzige Weg
       es abzuschalten, ist es, das gesamte Internet abzuschalten“.
       
       ## Klein ist unattraktiv
       
       Kernproblem der neuen dezentralen Systeme: Sind sie zu klein, sind sie
       unattraktiv. Wer nur mit seinen engsten Freunden tauscht, kann naturgemäß
       auch nur auf eine sehr begrenzte Bandbreite an Inhalten zugreifen und nur
       dann, wenn sich die Freunde gerade eingeloggt haben. So sind bei Tribler
       trotz des derzeitigen Nutzeransturms kaum Dateien zu finden: ein paar
       Folgen von US-Fernsehserien, eine Handvoll Filme, kaum Musik.
       
       Werden die Netze hingegen zu groß, sind sie für Sabotage und Abhörattacken
       anfällig. Routinemäßig loggen sich Privatermittler der Medienindustrie in
       die Tauschnetzwerke ein, laden unlizensierte Inhalte herunter und
       protokollieren, wer die Daten geliefert hat. Wer mit unbekannten Nutzern
       tauscht, kann also fast immer entdeckt werden. Manche Nutzer versuchen dies
       über Anonymisierungsdienste zu verhindern – doch das verlangsamt die
       Downloads beträchtlich.
       
       Hinzu kommt das Problem der Datenverteilung: Ohne zentrale Server müssen
       alle Informationen von Teilnehmer zu Teilnehmer weitergereicht werden. So
       litt schon das komplett verschlüsselte „Freenet“ unter der schlechten
       Datenausbeute. Wer Freenet benutzte, war kaum ausfindig zu machen, musste
       aber dafür sehr lange warten, um selbst kleinste Dateien aus dem Netz zu
       laden, während ständig verschlüsselte Dateien für andere Nutzer auf den
       eigenen Rechner geschaufelt wurden.
       
       Dass die Nutzer in Massen zu den neuen Techniken wechseln, ist vorerst
       nicht zu erwarten. Bekannte Bittorrent-Programme wie Vuze oder Bitcomet
       werden nach und nach um neue Funktionen wie Magnet-Links und verschlüsselte
       Verbindungen erweitert. Letzteres ist besonders praktisch, wenn die
       Provider wie in Frankreich oder künftig in den USA in ihren Netzen nach
       illegalem Dateitausch suchen. Doch auch die Filehoster-Szene hat sich nach
       dem kurzen
       [5][//taz.de/Pirate-Bay-Revisionsantrag-abgelehnt/%2186848/:Schock nach der
       Abschaltung von Megaupload] erholt. Auf den einschlägigen Portalen sind
       nach wie vor mehr Filme, Serien und Musik verlinkt, als man jemals
       konsumieren kann.
       
       16 Mar 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://thepiratebay.se/blog/204
 (DIR) [2] http://typo3/%E2%80%9Chttp
 (DIR) [3] http://typo3/%E2%80%9Chttp
 (DIR) [4] http://typo3/%E2%80%9Chttp
 (DIR) [5] http://typo3/%E2%80%9Chttp
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Torsten Kleinz
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Urheberrecht
       
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