# taz.de -- Kommentar Postkartenaktion: Im Ton vergriffen
       
       > Ungeziefer-Vergleiche stehen für die politische Kultur des
       > Nationalsozialismus.
       
 (IMG) Bild: Der Internetauftritt des Senders OTV.
       
       Keine Frage, mit ihrer Postkartenaktion hat sich die Hamburger
       Netzinitiative ein ordentliches Eigentor geschossen. Öffentlichkeitswirksam
       deutlich wurde das, als die Analogien entdeckt wurden, die zwischen dem
       Postkartenmotiv und antijüdischer Nazi-Propaganda aus den 1930er Jahren
       bestehen.
       
       Seinen Ausgangspunkt aber hatte der Fehltritt bereits bei der Entscheidung,
       den politischen Gegner als Ungeziefer darzustellen. Auch ohne die
       Nazi-Propaganda zu kennen, hätte den Verantwortlichen klar sein müssen,
       dass sie damit eine Grenze in der politischen Kommunikation überschreiten.
       
       Leider sind sie damit auch in jüngerer Zeit nicht alleine. Die IG Metall
       irritierte im Jahr 2005, indem sie eine Mücke mit Stars-and-Stripes-Hut
       zeigte zu der Zeile „Die Aussauger“ – gemeint waren US-Firmen in
       Deutschland. Franz Münteferings Vergleich von Finanzinvestoren mit
       Heuschrecken brachte es zu einer Monate überdauernden Popularität. Und auch
       im rechten politischen Lager gibt es den Ungeziefer-Vergleich im Umgang mit
       dem politischen Gegner. Stichwort: „linke Zecken“.
       
       Im besten Fall sorgt der Fehltritt der Hamburger Netzinitiative dafür, dass
       mit Vergleichen dieser Art in der politischen Kultur sensibler umgegangen
       wird. Deutlich wurde nämlich, dass diese Vergleiche zwar nicht ihre
       Wurzeln, wohl aber ihre weiteste Verbreitung in der Zeit des in jeder
       Hinsicht kulturlosen Nazi-Terrors hatten.
       
       26 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaus Irler
       
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